Kapitel 38

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Er atmet kurz durch und fährt fort. „Meine Mutter hatte die Polizei gerufen, während der Hurensohn abgelenkt war, meine Fresse zu polieren, weswegen sie sich bis heute noch Vorwürfe macht, dass sie mir nicht helfen konnte. Dabei hat meine Mom das einzig Richtige getan und Hilfe geholt. Die Bullen haben das Drecksschwein mitgenommen und einen RTW informiert. Meine Mamma hatte viele Hämatome, aber Gott sei Dank keine Brüche. Mein Erzeuger ist vor Gericht auf Knast verurteilt wurden und hat ein lebenslängliches Annäherungsverbot. So im Groben war das meine Geschichte, vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum mich alle Satan nennen. Nicht weil sie diese Geschichte kennen, das tut nur mein engster Freundeskreis, sondern mehr, weil ich leicht reizbar bin und nicht, wie damals, einfach alles über mich ergehen lasse."

Wenn ein Mensch nicht weiß, wie er reagieren soll, dann gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten. Entweder er fängt an zu lachen oder er weint. Ich ordne mich Kategorie zwei zu. Eigentlich will ich etwas sagen, etwas um ihm zu zeigen, dass er mir leid tut oder so etwas, aber ich war eben noch nie sehr wortgewandt, wenn es darum geht jemandem mein Mitleid mitzuteilen. Die Tränen laufen stumm über mein Gesicht. Ich will nicht heulen, er hätte das Recht dazu, schließlich ist ihm dieser ganze Scheiß passiert. Ihm und seiner Mom. Aber stattdessen sitze ich hier rum und kann nicht anders, als mir alles bildlich vorzustellen. Wie Neva mit ansehen musste, wie ihr kleiner wehrloser Sohn von seinem eigenen Erzeuger krankenhausreif geprügelt wird, weil er sie beschützten wollte. Wie der kleine Santiago diesen Schmerz und die Angst auf sich genommen hat, nur um zu helfen. Was für unglaublich tapfere und mutige Menschen ich in meinem Umfeld habe...

P.o.V. Santiago:

Ich erzählte ihr die ganze Geschichte, bis zum Ende hin konnte ich sie nicht ansehen. Wie sie wohl reagieren wird? Hoffentlich regt sie sich nicht schon wieder auf! Am heutigen Tag hat sie mir bereits genügend Ehrfurcht eingeflößt. Tatsächlich hab ich Angst, um sie. Das passiert mir sonst nie!! Gut, wenn man mitkriegt, dass jemand, aus dem näheren Umkreis, ne Panikattacke hat, geht das wahrscheinlich an keinem spurlos vorbei, aber bei ihr... es ist anders. Wenn Savage leidet, habe ich das Gefühl, dass immer ich schuld bin. Dass ich es irgendwie hätte verhindern könnten. Mir ist klar, dass dem nicht so ist, trotzdem will ich Savage nicht leiden sehen. Seitdem ich ihr Leben betreten hat, verliert sie andauernd Zähren wegen mir. Jenes muss akut gestoppt werden!

Während ich in meinem Gedanken versunken bin, habe ich gar nicht bemerkt, dass die Kleine schon wieder weint. Und wer hätte es gedacht? Es ist schon wieder meine Schuld! „Sav", ich drehe ihren Kopf zu mir, „Bitte nicht weinen. Ich will dich nicht mit nassen Augen sehen, Süße. Nicht wegen mir." Sie versucht die Tränen zu unterdrücken, was man an ihrer vor Überforderung bebenden Unterlippe sieht. „Es tut mir leid...", haucht sie und lässt den Wasserfällen wieder freien Lauf. Auf den ersten Blick hat dieses Mädchen, eine ganz harte Schale, aber ihr Kern ist nicht weich. Er ist flüssig!

Love is a flirty hell!Where stories live. Discover now