Kapitel 22

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Wieder ein helles Leuchten, doch dieses dauert länger. Um es genauer betrachten zu können, stehe ich auf und gehe an mein Fenster. Ich höre einen metallischen Klang, unser Gartentörchen. Eine große Person mit dunkler Kapuze läuft durch es. Passend zum Donnern, schön dramatisch, wird sein Gesicht, von einer Laterne, erhellt und somit sein Gesicht verdeutlicht.

Santiago? Was macht er denn hier? Kommt er wegen mir? Natürlich kommt er wegen mir! Wegen wem denn auch sonst, hier ist doch keiner. Wie süß. Er hat bestimmt mitbekommen, dass ich Schiss habe. Oder Neva hat ihn gezwungen, mich nicht einsam sterben zu lassen... Er bleibt stehen, guckt stirnrunzeld auf sein Handy, dreht sich um und geht. Warte was? Wie er geht? Wo will er denn hin? Ich dachte, er sei meine Rettung!

Okay, mein Sprachgebrauch ist wieder übelst am dramatisieren. Aber wenn juckt's? Er kann sich doch nicht einfach umdrehen und gehen! Er wollte doch zu mir. Wer hat ihm bitteschön geschrieben? Anscheinend jemand wichtigeres...

Es ist unreif und auch peinlich, dessen ungeachtet verletzt es mich zu tiefst. Wieso macht er mir erst so große Hoffnung und lässt mich dann wieder fallen?! Immer bin ich's. Immer ich, die sich auf zu viel einlässt, in das Gute vertraut und am Ende alles genommen bekommt. Es mag nur eine Kleinigkeit in den Augen aller anderen sein, wiederum in den meinigen bestätigt es nur, dass ich eine naive, dumme Person bin.

Als wäre ich nicht sowieso schon am Ende, donnert es schon wieder. „MANN!! WANN HÖRT DIESE SCHEIßE DENN ENDLICH MAL AUF?!", schreie ich ohne Rücksicht auf meine Nachbarn zu nehmen, schließlich haben wir es mitten in der Nacht. Ich muss diese Nacht irgendwie alleine überstehen, dann wird alles gut! Zumindest rede ich mir das andauernd selbst ein.

Eineinhalb Stunden später, hatte ich dann auch eine der schlimmsten Nächte überhaupt überstanden. Es war die reinste Qual. Ich hasse mein Leben. Und wir haben keine Schokolade mehr gehabt. Nichtsdestotrotz habe ich es überlebt. Welch ein Wunder!!!

Ich höre ein Geräusch von unten kommend, welches dem Öffnen unserer Haustür sehr ähnelt. Also wollte ich mich mit letzter Kraft erheben, doch aufgrund meines enormen Schlafmangels und der akuten Lustlosigkeit, die mich plagen, unterlasse ich es dann doch. Da ich keine Stimmen vernehme, gehe ich davon aus das nur mein Vater hier ist. Ich sollte, womöglich meinen lazy ass, doch mal Richtung Erdgeschoss schleppen.

Bei diesem Gedanken, quäle ich mich, in Zeitlupe, die Treppe runter. Uhh, es riecht nach Essen!! Wie betäubt stolpere ich, über eine Leiste am Boden, in die Küche. Natürlich nicht, ohne den Boden zu begrüßen. Hi, na wie geht's so? „Savage, haben wir dich geweckt?", fragt mein Dad und zieht mich hoch. „Hab nicht geschlafen.", antworte ich knapp. Moment mal...Wer ist wir? Ich schaue mich um und erblicke eine, auf mich zu kommende, Neva. „Meine Güte, Engelchen was ist denn mit dir los? Hast du heute Nacht denn gar kein Auge zu bekommen? Und das nur wegen dem Wetter?", nimmt sie mein Gesicht, zwischen ihre warmen Hände und dreht es ein wenig.

Darauf zucke ich nur mit den Schultern. Ich ernte einen mitleidigen Blick von ihr. Neva entfernt sich ein Stück von mir, um flüsternd etwas mit meinem Vater zu besprechen. Jedoch was genau, kann ich nicht verstehen und ehrlich gesagt, bin ich dahingehend auch äußerst uninteressiert. Meine Augen fühlen sich von Sekunde zu Sekunde mehr, wie Blei an.  Auch mein Kopf scheint an Gewicht zu zulegen. Das letzte was ich verzerrt wahrnehme, ist das jemand „Santiago..." sagt.

Love is a flirty hell!Where stories live. Discover now