Kapitel 32

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Aber sie so kaputt zu sehen, tut weh. Ich will nicht, dass sie weint, dass sie leidet, wegen mir. Von einem halslauten Lachen, auf das Savage verschwindet, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Welcher gehirnamputierte Volldepp wagt es dieses so verdammt mutige Mädchen auszulachen?! War ja klar, Deniz der Möchtegernmacho! Ich laufe auf ihn zu, stelle mich vor seinen Tisch und packe ihn am Kragen. „LACHST DU IMMERNOCH, WENN ICH DIR ALLE ZÄHNE RAUSGESCHLAGEN HABE?", schreie ich ihn an und meine Faust prallt mit voller Wucht auf seinen Kiefer zu. Dieser enorme Furor, in mir, betäubt mich.

Alle Stimmen und Arme, die mich abhalten wollen, nehme ich nur benommen wahr. Es ist unwichtig, wie inhuman ich mich gerade verhalte. Alles was für mich zählt, ist der mich überwachsende Ingrimm. Größenteils auf mich selbst zurückführend. In meiner Bewegung halte ich inne, unterlasse das Schlagen und lasse ihn an die Reihe. Auch Deniz besitzt einen harten Schlag, doch traut er sich nach vier Hiebe nichtmehr weiter zu machen. Ohne etwas zu sagen, gehe ich. Die Lehrerin, wie auch meine Freunde, schreien mir hinterher. Doch reagiere ich nicht.

Orientierungslos geistere ich durchs Schulgebäude. Ich muss sie finden! Mich entschuldigen und ach keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich zu ihr muss. Vor einer Tür bleibe ich stehen und trete ohne anzuklopfen ein, was von dem dort unterrichtenden Lehrer mit einem empörten „Entschuldigung?" kommentiert wird. Mein Blick sucht nach dem dunkelhaarigen Jungen mit der Brille und fixiert diesen. „Mitkommen." sage ich bloß, während ich den Raum wieder verlasse. Er schließt die Tür und zusammen laufen wir ein Stück den Flur entlang.

Nach einer Weile, unterbreche ich das Schweigen. „Du kennst sie besser. Wenn sie nirgends hin kann und sie total am Ende ist, wo geht sie dann hin?" Pimen wirft mir einen skeptischen Blick zu. „Bist du wirklich so blöd oder tust du nur so? Vor allen machst du einen auf gefährlichen, gerissenen Typen, lässt dich als Satan titulieren, aber eigentlich bist du zu fucking inkompetent, dich einfach bei Savage zu entschuldigen?! Weißt du wie verdammt weh du ihr getan hast? Du machst ihr Hoffnungen, weißt genau welche Auswirkungen du auf sie hast und lässt sie trotzdem fallen! Tchórz..."

Ich weiß, dass er Recht hat, deshalb muss ich ihn auch unterbrechen. „Halt mal die Luft an, Bruda! Ich will doch nur wissen, wo sie ist, damit ich mit ihr reden kann! Also kannst du mir jetzt helfen? Wenn nicht beleidige mich, wann anders, auf Polackisch!"

Mit großen Augen starrt er mich an und ist mit einem Mal ganz ruhig. Warum er jetzt keinen Ton mehr rausbekommt, weiß ich nicht. Vielleicht ist er geschockt davon, dass ich indirekt gesagt habe, dass ich mich bei Savage entschuldigen möchte. Oder weil ich seine Sprache beleidigt habe. Möglicherweise ist ihm auch gerade erst klar geworden, mit wem er hier spricht.

Jedenfalls benötige ich zügig eine Antwort, weshalb ich vor seinem Gesicht rumschnipse, bis er aus seiner Starre erwacht. Fragend sehe ich ihn an. Er zeigt auf's Treppenhaus: „Das Mädchenklo ist der Zufluchtsort für gebrochene Herzen." Dankend nicke ich ihm zu und jogge los. Das Weiberklo...hätte ich mir auch denken können.

Love is a flirty hell!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt