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"Komm schon, Lyra", flehte Kaitlyn, als ich an meinem Tee nippte.
"Ich will nicht ausgehen, Kait."
"Lyra, dein Seelenverwandter könnte gerade auf dieser Party warten und du würdest es verpassen", sagte sie.
"Ich hatte meinen Seelenverwandten bereits", erwiderte ich und stellte seufzend die Tasse beseite.
"Es ist jetzt fast einen Monat her und du denkst immernoch über ihn nach. Shawn war nicht dein Seelenverwandter. Er hat sich wie ein Arschloch verhalten!"
"Doch, er ist mein Seelenverwandter."
"Wer sagt das?"
Ich dachte an den Abend zurück, an dem ich Shawn zum ersten Mal getroffen hatte.
"Wie heißt er denn?",fragte ich meine Mutter, die mich angelächelte.
"Shawn... Shawn Mendes."
"Noch nie gehört",erwiderte ich, als ich meine Jacke anzog, weil wir kurz darauf zum Restaurant aufbrechen würden.
"Wer weiß, vielleicht ist er ja was für dich", schlug meine Mutter vor, worauf ich den Kopf schüttelte.
"Mom, nein, okay? Mach das nicht."
"Was denn? Es könnte doch sein! Du kennst ihn ja gar nicht! Wir haben ihn das letzte Mal vor Jahren gesehen. Vielleicht ist er ja dein Seelenverwandter."
"Lyra?"
"Mein Mom hat das gesagt."
"Was?", fragte Kaitlyn nach.
"Bevor wir am Abend des Unfalls ins Restaurant gefahren sind, hat sie gesagt, Shawn wäre vielleicht mein Seelenverwandter", erwiderte ich, als meine Stimme abbrach.
Kaitlyn seufzte. "Oh... Vielleicht bleiben wir einfach hier. Ich mache uns nochmal Tee."
Kaitlyn verließ mein Zimmer und ich kuschelte mich wieder in meine Decke ein. Ich starrte auf mein Handy, weil ich mir insgeheim eine Nachricht von Shawn erhoffte. Aber ich hatte doch eigentlich mit ihm abgeschlossen. Ich hatte ihm gesagt, dass ich nicht mit ihm befreundet sein konnte. Was erwartete ich mir denn?
Ich scrollte ein wenig durch mein Instagram Feed und ging auf Shawns Seite. Er hatte unzählige Follower und postete Bilder von seinen Auftritten. Als ich auf seine Markierungen ging, blieb jedoch fast mein Herz stehen. Irgendwelche Fans hatten Bilder von Shawn und der Blondine gepostet, mit der Shawn geschlafen hatte. Die Beiden lächelten auf den Bildern und hielten Händchen. Mein Blut fing an zu kochen. Dann hatte er also wirklich Gefühle für sie und trotzdem flirtete er mit mir. Ich legte meine Handy weg und ging zu Kaitlyn in die Küche.
"Kaitlyn?"
Sie drehte sich um und sah mich fragend an.
"Lass uns doch zu der Party gehen."

"Warum wollte ich nochmal zu dieser Party?", jammerte ich, worauf Kaitlyn lachte.
"Keine Ahnung. Ich war auch so verwundert."
Die laute Musik machte mich fast irre und ich wollte mein Kleid und meine Schuhe einfach gegen eine Jogginghose eintauschen.
"Mach dich locker, Lyra."
Ich seufzte als Kaitlyn mir einen Drink bestellte. "Das wird helfen."
Wir saßen fast den ganzen Abend an der Bar, doch zum Tanzen brachte Kaitlyn mich nicht. Ich war einfach nicht in der Stimmung und sagte ihr, ich würde an der Bar auf sie warten.
Ich saß dort eine Weile, wünschte mir, dass ich Zuhause wäre, bis ich von der Seite angesprochen wurde.
"Hey", hörte ich eine Stimme sagen. "Darf ich mich setzen?"
Ich blickte zur Seite und sah in die Augen eines braunhaarigen, gutaussehenden Mannes.
"Warum nicht?", erwiderte ich lächelnd. Was tat ich hier eigentlich?
Er setzte sich und bestellte einen Drink.
"Ich sollte vielleicht gleich erwähnen, dass ich heute nicht besonders gut drauf bin."
"Wieso?", fragte er nach und sah dabei doch tatsächlich interessiert aus.
"Mein Ex", erwiderte ich, worauf er nickte.
"Klingt als bräuchtest du jemanden zum Reden. Ich stehe übrigens zur Verfügung. Ehrlich gesagt, wäre ich jetzt selbst lieber Zuhause, mein Kumpel Chris hat mich hergeschleppt", sagte er. "Ich bin übrigens Sebastian."
"Lyra", stellte ich mich vor.
"Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau."
Ich versuchte zu verbergen, dass meine Wangen rot anliefen, als er mich anlächelte.
"Nicht so schüchtern, das war nur die Wahrheit", sagte er und zuckte mit den Achseln. "Also was hat dein Ex angestellt?"
"Ich dachte, da wäre noch was zwischen uns, aber er hat eine andere. Er hat immer diese Anspielungen gemacht, dass wir neu anfangen könnten..."
"Tut mir leid."
"Muss es nicht", winkte ich ab. "Ich könnte nur etwas Ablenkung gebrauchen."
"Hier bin ich", sagte er, worauf ich kicherte und er lächelte.
"Das ist wirklich nett, aber ich denke, ich sollte jetzt gehen. Ich bin wirklich ziemlich kaputt."
"Okay", erwiderte er lächelnd.
Ich sah mich nach Kaitlyn um, doch konnte sie nirgends entdecken, weshalb ich ihr eine Nachricht schrieb.
Bin schon Zuhause. Bis später. x
"Kommst du mit jemandem nach Hause?", fragte Sebastian.
"Nein, ich werde einfach laufen. Ich wohne nur ein paar Blocks entfernt."
"Darf ich dich begleiten? Ich will nicht, dass du um diese Uhrzeit alleine läufst."
"Okay", erwiderte ich lächelnd.
Wir quetschten uns durch die tanzende Masse, bis wir die kalte Nachtluft erreichten.
Wir liefen ein Stück und schon jetzt hatte ich Gänsehaut.
"Ist dir kalt?", fragte Sebastian.
"Das geht schon."
"Hier, nimm meine Jacke", sagte er und legte mir seine Jacke um, die ich dankend annahm.

"Danke, dass du mich begleitet hast", sagte ich lächelnd.
"Keine Ursache", erwiderte er, als ich ihm seine Jacke zurückgab. Sein Lächeln verursachte ein Kribbeln in meinem Bauch. Dass er den ganzen Abend so aufmerksam zu mir gewesen war, hatte mich wirklich von Shawn abgelenkt.
"Also dann", sagte er und nickte mir zu. "Gute Nacht, Lyra."
Gerade als er die Treppen meines Wohnhauses hinunterging, sagte mir eine innere Stimme, ich solle ihn aufhalten.
"Sebastian, warte!"
Er drehte sich um und sah mich fragend an. Ich ging die Treppen hinunter, bis ich kurz vor ihm stand.
"Was vergessen?", fragte er.
"Ja", erwiderte ich, bevor ich meine Lippen auf seine legte. Es dauerte nicht lange, bis er den Kuss erwiderte und seine Hände zu meinen Hüften wanderten. Wir standen dort eine Weile und küssten uns vor meiner Haustür, bis ich mich schweratmend von ihm löste und kicherte. Er lächelte mich wieder an, was meine Knie weicher werden ließ.
"Willst du noch mit reinkommen?", fragte ich ihn, während ich mich nach seinen Lippen sehnte.
"Nichts lieber als das."

Tides [german] Where stories live. Discover now