- 13 -

859 43 15
                                    

"Lyra!", rief Karen freundig und nahm mich in die Arme. "Es ist so schön, dass du dich entschieden hast zu kommen!"
"Wie könnte ich da nein sagen?", gab ich lächelnd zurück, obwohl es da einen Grund gab: Shawn. Ich hoffte weiterhin, dass er in New York war, um ihm nicht zu begegnen.
"Komm doch rein", sagte sie und schloss die Tür hinter mir.
"Gott, kann es sein, dass jeder Winter kälter wird?", sagte ich, als ich mir meine Stiefel auszog.
"Das kannst du laut sagen!", erwiderte Aaliyah, die inzwischen im Türrahmen stand.
"Hey, Liyah", sagte ich und begrüßte auch sie mit einer Umarmung. "Wie geht's dir?"
"Ganz gut", erwiderte sie. "Cool, dass du da bist."
"Feierst du denn nicht mit deinem Freund? Nate, richtig?", hakte Karen neugierig nach.
"Nein. Seine Familie kann ich ja öfter sehen, aber ihr habt mir sehr geholfen nach dem Unfall und ihr seid sowas wie meine Ersatzfamilie", erklärte ich, worauf Karen mich nochmals umarmte.
"Das wird toll!", schwärmte sie und klatschte in die Hände, bevor sie zur Treppe rannte und anfing zu rufen. "Shawn! Lyra ist da!"
Verdammt. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Gerade als ich gehofft hatte, er wäre nicht hier, tauchte er auf. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Trotzdem versuchte ich, mir ein Lächeln aufzuzwingen so gut ich konnte.
"Karen, kommst du?", hörte ich Manny sagen, als er mich erblickte und lächelte. "Hallo, Lyra. Schön, dass du da bist!"
"Finde ich auch", antwortete ich.
"Wir müssen dann zurück in die Küche. Aaliyah, warum hilfst du nicht?"
"Meinetwegen", erwiderte Aaliyah und folgte ihren Eltern in die Küche. Gerade als ich darüber nachdachte, dass es ein großer Fehler gewesen sein konnte, dass ich gekommen war, hörte ich Shawns Stimme hinter mir. "Hey."
Ich drehte mich um und sah ihn am Fuß der Treppe, wie er sich nervös im Nacken kratzte.
"Hi", erwiderte ich und lächelte ihn schwach an.
"Es freut mich, dass du hier bist."
"Ja", erwiderte ich und spielte nervös mit meinen Händen.
"Hast du deinen Freund Zuhause gelassen?", fragte er mit einem leichten Grinsen.
"Er ist bei seiner Familie."
Shawn trat etwas näher an mich heran, bis er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war und seine braunen Augen in meine sahen.
"Und warum bist du hier?", fragte er, während er mit hochgezogenem Mundwinkel auf meine Lippen sah, bevor er wieder in meine Augen blickte.
"Wegen deiner Familie, nicht etwa wegen dir", erwiderte ich und zuckte mit den Achseln.
"Ach und das soll ich dir glauben?", fragte er.
"Das musst du nicht, aber ich habe keinerlei Interesse an dir, Shawn."
"Das hörte sich ganz anders an, als du meinen Namen gestöh-"
"Ich stoppe dich jetzt einfach mal, bevor du deinen Satz beendest", unterbrach ich ihn. "Was da zwischen uns passiert ist wird sich nie nie wiederholen, verstanden? Ich will einfach glücklich sein, Shawn. Das ist alles. Was zwischen uns passiert ist, war ein Ausrutscher. Nate ist der Einzige, mit dem ich zusmmen sein möchte."
"Du hast recht", sagte er und nickte langsam. "Tut mir leid."
"Schon gut", erwiderte ich, obwohl es das keinesfalls war.

"Das Essen war super, Karen", lobte ich und hielt mir meinen vollen Bauch.
"Familien-Geheimrezept", sagte Karen schulterzuckend.
"Auch das Dessert?", hakte ich nach, worauf sie nickte. "Komm schon, Karen. Ich gehöre doch praktisch zur Familie!"
"Sie ist mit ihren Rezepten sehr geizig", warf Manny ein.
"Du musst schon in diese Familie einheiraten, um an das Rezept zu kommen", sagte Karen lachend, bevor Stille am Tisch eintrat. Karen lachte nervös, bis Shawn sich räusperte und aufstand. "Ich übernehme das Abräumen."
Er sammelte schnell die Teller ein und verschwand in die Küche. Ich stand ebenfalls auf und nahm zwei der Salatschüsseln mit. "Ich helfe dann mal."
Als ich die Küche betrat, stand Shawn an die Theke angelehnt und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben.
"Hey", sagte ich leise, worauf er den Kopf schnell anhob. "Alles okay?"
"Ja", winkte er ab und rieb sich müde das Gesicht. "Ja, es ist nur... Tut mir leid, dass sie das gesagt hat."
"Ist doch nichts dabei", sagte ich kopfschüttelnd.
"Sie denkt eben, dass du für mich die Eine warst und dass ich es total ruiniert habe und- Na ja, das habe ich ja auch."
"Shawn", sagte ich und nahm seine Hand in meine. "Hör auf dir deswegen Vorwürfe zu machen. Ich war nicht deine Liebe des Lebens, ich war nur eine Liebe und was am wichtigesten ist: ich war deine beste Freundin und irgendwie werde ich das auch immer sein."
"Was auch immer passiert?"
"Egal, wie sehr ich dich hasse, ich kann dich einfach nicht vergessen. Du wirst mir immer viel bedeuten. Es ist egal, was zwischen uns jemals vorgefallen ist. Lassen wir das alles hinter uns. Die Vergangenheit. Die Trennung. Den Unfall. Löschen wir die Vergangenheit einfach aus, wenn es sein muss. Nur so können wir weitermachen."
"Okay", erwiderte er und ließ meine Hand los, um die Spülmaschine zu öffnen. Ich begann, ihm einen Teller zu reichen.
"Danke", sagte er und räumte ihn ein. "Kann ich dich was fragen?"
"Immer", erwiderte ich und blickte ihn erwartungsvoll an.
"Denkst du, wenn ich nicht nach New York gegangen wäre, wären wir immer noch zusammen?
"Nein", beantwortete ich seine Frage. "Du musstest nach New York gehen, weil es das war, was dich glücklich gemacht hat."
"Wenn ich nochmal mit dir geredet hätte, hättest du mich dann nach New York gehen lassen ohne mit mir Schluss zu machen."
"Vielleicht", erwiderte ich, als ich ihm einen Teller reichte. "Vielleicht auch nicht."
"Warum hast du damals mit mir Schluss gemacht? Es kann doch nicht nur deswegen gewesen sein", hakte er nach. "Wir haben uns doch geliebt."
"Ich habe mit dir Schluss gemacht, weil es das Richtige war. Ich konnte dir deinen Traum nicht verbauen, Shawn. Und ich wusste, dass du weg sein würdest. Ich meine, als ich auf dem College war, haben wir praktisch separate Leben geführt", erklärte ich. "Ich habe dich so geliebt, Shawn. So sehr, dass es wehgetan hat. Wir hätten uns nur auseinandergelebt. Und deswegen musste ich Schluss machen. Ich habe dich geliebt, aber ich wollte dich nicht lieben. Ich wollte einfach glücklich sein."
Er nickte lächelnd. "Und das bist du."
"Ja, das bin ich", gab ich lächelnd zurück.
"Das freut mich für dich", sagte er.
"Wie geht es dir? Hattest du nochmal Panikattacken?"
"Ein Mal", erwiderte er. "Ich komm damit klar."
"Shawn", sagte ich und sah ihn eindringlich an. "Du musst da nicht allein durch, hörst du? Es ist nichts dabei, um Hilfe zu bitten."
"Ich weiß."
Ich seufzte und sah ihn an. "Okay. Ich denke, ich werde dann mal schlafen gehen."
"Ich trag dir deine Tasche nach oben", sagte Shawn.
"Nach oben?"
"Ja, du schläfst in meinem Zimmer. Ich nehm das Sofa im Wohnzimmer", erklärte Shawn, worauf ich den Kopf schüttelte.
"Das musst du wirklich nicht, Shawn",  winkte ich ab.
"Ich bestehe fest darauf", widersprach er mir und lief in den Gang, um meine Tasche aufzuheben und nach oben zu tragen.
Ich folgte ihm die Treppen hinauf und musste in mich hineinlächeln. Mit ihm zu reden hatte sich gut angefühlt. Endlich kamen wir uns wieder näher, obwohl ich ihm körperlich nicht nochmals näherkommen wollte.
Shawn schaltete das Licht an und führte mich in sein Zimmer, das genau so aussah wie zuvor.
"Also, das Bett ist frisch bezogen und frische Handtücher sind in dem Schrank hier", sagte er und öffnete eine Schranktür.
"Okay", sagte ich und sah mich im Zimmer um, als mein Blick an einem Bilderrahmen hängen blieb, in dem ein Bild von uns eingerahmt war. "Das Bild haben wir nach dem Schlittschuhlaufen gemacht."
"Jep", erwiderte Shawn und schloss die Schranktür. Ich lief näher an die Kommode mit dem Rahmen darauf heran und sah zwei Kinoeintrittskarten für Ein ganzes halbes Jahr daneben liegen. Ich nahm die Karten in die Hand. "Das war unser viertes Date."
Shawn lächelte mich sanft an. "Ja, das war es. Du hast einen Wasserfall geheult."
Ich schmunzelte bei der Erinnerung an den Abend. "Danach sind wir zu mir gegangen und haben durch das Dachfenster den Sternenhimmel beobachtet."
"Ich erinnere mich", merkte Shawn an, als ich die Karten wieder auf die Kommode legte. "Ich lass dich dann mal alleine."
Und gerade als er seine Hand auf dem Türgriff hatte, sagte mir mein Instinkt, ich solle ihn aufhalten. "Shawn."
Was ich seit unserer gemeinsamen Nacht verdrängt hatte, Erinnerungen und dieses Verlangen nach ihm, war nun wieder da. Mein gesamter Körper  kribbelte, als ich flüsterte. "Geh nicht."
"Was?", fragte er mit verwirrtem Blick, worauf ich auf ihn zuging und knapp vor ihm stehenblieb.
"Verschließ die Tür", sagte ich und sah ihn an, während sich Wärme in meinem ganzen Körper verbreitete.
"Lyra", flüsterte er und legte seine Hand auf meine Wange, bevor er mich leidenschaftlich küsste, worauf das Kribbeln in meinem Bauch sich noch weiter ausbreitete. "Willst du das wirklich?"
"Mehr als alles andere", erwiderte ich gierig. "Schließ schon ab."
Er drehte den Schlüssel im Schloss um und drehte sich wieder zu mir um, da lagen seine Lippen schon wieder auf meinen. Seine Hände wanderten meinen Rücken hinunter und landeten am Ende meiner Wirbelsäule, während meine Hände ihren Weg unter sein Shirt fanden und seine Bauchmuskeln nachfuhren. Ungeduldig schob ich sein Shirt nach oben, das innerhalb weniger Sekunden auf dem Boden lag. Auch er zog vorsichtig mein Shirt über meinen Kopf und sah auf meinen Körper hinunter. "Du bist wunderschön, Lyra."
Ich spürte seine Hände an der Rückseite meiner Oberschenkel, worauf ich meine Beine um seine Hüften schlang und mich von ihm auf dem Bett niederlegen ließ. Ehe ich die weiche Matratze unter mir hatte, spürte ich seine Lippen an meinem Hals, worauf ich versuchte mir ein Stöhnen zu verkneifen. Seine Lippen wanderten langsam meinen Körper entlang, als ich immer ungedudiger wurde. Shawn spielte mit dem Bund meiner Leggings, bevor er sie über  meine Beine streifte. Er stand auf und zog seine Jeans aus, durch die seine Beule schon deutlich zu sehen war. Ehe ich mich versah, war er wieder über mir, küsste mich zärtlich.
"Wir müssen leise sein", flüsterte Shawn und fuhr mit seiner Hand sanft meine Hüfte entlang, wobei er eine Gänsehaut auf meiner gesamten Haut hinterließ.
"Bring mich doch dazu", erwiderte ich herausfordernd, bevor er grinste und seine Lippen wieder mit meinen kollidierten.

Tides [german] Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin