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Als ich aufwachte, umspielte ein süßer Duft meine Nase. Verwirrt setzte ich mich auf und ging zur Küche, in der Shawn schon stand und am Herd Pancakes zubereitete.
"Hey", sagte ich, worauf er mich bemerkte und mich schwach anlächelte.
"Hey", gab er zurück. "Hast du gut geschlafen?"
"Ja," log ich und versuchte ein Lächeln aufzusetzen.
Shawn seufzte und blickte mich mit Hundeaugen an. "Hör zu. Ich weiß, dass die Dinge zwischen uns in letzter Zeit irgendwie schiefgegangen sind. Aber du musst mir glauben, dass ich das nicht so wollte. Ich wünschte, es wäre einfacher zwischen uns. Und deshalb: Pancakes als Friedensangebot. Wenigstens für heute, immerhin fliegst du heute Nachmittag."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte.
"Es tut mir leid, Lyra. Ich wollte dieses Wochenende einfach nur ein schönes Wochenende mit meiner besten Freundin verbringen und ich habe das Gefühl ich habe dich verloren."
"Ich hatte mich auch auf das Wochenende gefreut", erwiderte ich.
"Ich mache dir einen Vorschlag. Heute lassen wir das hinter uns. Wenigstens heute. Pancake-Frühstück wie früher und dann sehen wir uns vielleicht eine Folge Friends an, weil es draußen  regnet.  Und dann kommst du mit mir ins Studio, bevor ich dich zum Flughafen bringe. Wie wäre das?"
"Klingt gut", sagte ich und lächelte. "Soll ich den Tisch decken?"
Shawn nickte und wendete den Pfannkuchen in der Pfanne, während ich die Teller, die er bereits bereitgestellt hatte zum Tisch trug.
"Ich habe deine Pancakes echt vermisst", gab ich zu, als Shawn den Stapel Pancakes zum Tisch brachte und sich setzte.
"Tja, an meine kamen Nates Pancakes wohl nie ran", sagte er, worauf ich seufzte.
"Shawn, wenn das hier wirklich funktionieren soll, dann werden heute weder Nate noch unsere Trennung erwähnt, okay?"
"Alles, was du willst", sagte Shawn lächelnd, sein Blick entschuldigend.

"Ach komm schon, Shawn! Jeder wusste doch von Anfang an, dass Monica und Chandler füreinander bestimmt sind!"
"Ich wusste es eben nicht", gab er zurück, als er nach rechts abbog. Der Regen prasselte regelmäßig auf das Dach seines Autos, während wir durch die Straßen von New York fuhren.
"Dann bist du wohl blind für sowas", erwiderte ich lachend.
"Anscheinend bin ich das", murmelte er, bevor er den Wagen anhielt. "Da wären wir!"
Wir stiegen aus und liefen durch die Hintertür in ein altes Backsteingebäude, welches von innen alles andere als alt war. Shawn führte mich zum Studio, welches anders als erwartet komplett leer war.
"Nimmst du heute garnichts auf?", fragte ich.
"Doch, aber mein Team kommt erst in einer halben Stunde", erklärte er, als ich mich im Studio umsah.
"Ein Team also", sagte ich. "Bist du jetzt eine große Nummer?"
"Noch nicht", erwiderte Shawn und setzte sich vor dem Ledersofa in der Ecke auf den Boden.
"Weißt du, Shawn, der Sinn von Sofas ist, dass man sich auf sie setzt."
Shawn seufzte, als ich mich neben ihn setzte.
"Manchmal weiß ich nicht, ob ich das alles schaffe."
"Was meinst du?", fragte ich ihn.
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und seufzte. "Das alles. Es geht bergauf für mich, worüber ich mich echt freue. Aber es geht alles so schnell und ich bekomme ständig Panikattacken und-"
"Shawn", unterbrach ich ihn und nahm seine zitternde Hand. "Alles wird gut."
"Ich sollte mich doch eigentlich freuen", erwiderte er. "Ich habe das, was sich so viele wünschen, aber ich weiß nicht, ob ich es schaffe."
"Du schaffst es. Das weiß ich, weil ich dich kenne, Shawn. Du gibst nicht einfach auf. Und Panikattacken sind nichts wofür du dich schämen musst. Du solltest stolz auf dich sein. Du hast so viel um die Ohren und trotzdem bist du noch hier", sagte ich. "Du bist ein Kämpfer. Und wenn ich dir das sage, kannst du es mir glauben."
"Danke, Lyra."
"Ich glaube, du hast noch viel vor dir, Shawn. Und wenn du dann deinen Grammy gewinnst, sitze ich in der ersten Reihe und juble dir zu."
"Ach ja? Also ist alles gut mit uns?"
"Shawn, egal was zwischen uns passiert, du kannst auf mich zählen."
"Darf ich dir was vorspielen?", fragte er, worauf ich nickte. Er griff nach der Gitarre hinter uns auf dem Sofa und fing an eine Melodie zu spielen. "Das habe ich für dich geschrieben. Also... Nachdem wir uns wiedergesehen hatten."
Mein Herz fing an zu klopfen, als er begann zu singen. Ich nahm seine Worte auf und versuchte sie in meinem Gehirn zu speichern.
"You know I've been alone for quite a while, haven't I? I thought I knew it all, found love but I was wrong more times than enough. But since you came along, I'm thinking, baby, you are bringing out a different part of me. There's no safety net that's underneath. I'm free, fallin' all in you."
Er sah mich immer wieder lächelnd an, während er sang, worauf ich liebevoll zurücklächelte. Wenn er mich nicht mehr liebte, wie konnte er dann sowas über mich schreiben?
"Fast forward a couple years. Grown up in the place that we live. Make love, then we fight. Laugh 'cause it was only meant to be for one night, baby. I guess we can't control what's just not up to us, be mine."
Ich lächelte beim Gedanken an eine Zukunft mit Shawn... doch er wollte doch keine Zukunft mit mir, oder? Das hatte er klar und deutlich gesagt. Warum machte ich mir eigentlich noch Hoffnungen, wenn er mich schlussendlich sowieso fallen lassen würde?
"Every time I see you, baby, I get lost. If I'm dreaming, baby, please don't wake me up. Every night I'm with you I fall more in love, now I'm laying by your side, everything feels right since you came along."
Plötzlich öffnete sich die Tür zum Studio und Shawn lächelte, als er seine Freunde entdeckte. Er legte die Gitarre weg und half mir vom Boden auf.
"Darf ich vorstellen, Leute? Das ist Lyra."
"Ah, deine Muse also", sagte ein Mann mit Brille, worauf Shawn ihm gegen die Schulter boxte. "Andrew. Schön dich kennenzulernen."

"Danke, dass du mich hergebracht hast", bedankte ich mich bei Shawn. "Ich hatte Spaß heute."
"Ich auch", erwiderte Shawn lächelnd. "Das sollten wir mal wieder machen."
"Ich habe nicht das Geld dazu und außerdem muss ich zur Uni."
"Ich bezahle die Tickets", gab Shawn zurück.
"Nein, Shawn."
"Nein?"
"Ich denke nicht, dass wir uns so bald wiedersehen sollten", murmelte ich.
"Warum sagst du das immer wieder?"
"Es ist einfach nicht mehr so wie früher."
"Das könnte es aber", gab Shawn zurück. "Komm schon, was ist der wahre Grund."
"Du", erwiderte ich und obwohl es nur ein Wort war, brach meine Stimme ab.
"Ich?", wiederholte er und blickte mich verwirrt an.
"Bist du eigentlich komplett blind, Shawn?"
"Nein, du bist komplett verwirrend."
"Ich habe dir vor ein paar Tagen gesagt, dass ich dich will, Shawn. Und ich will unsere Diskussion auch nicht wieder aufgreifen. Es ist nur so, dass ich mir von dem Wochenende mehr erwartet hatte und letztendlich hat es nur wehgetan."
"Ich dachte es wäre alles gut zwischen uns."
"Ist es aber nicht", gab ich zurück. "Ich kann es verstehen, wenn du keinen Neuanfang willst. Es ist deine Entscheidung und ich will dich zu nichts zwingen. Aber du kannst nicht nur befreundet sein wollen und gleichzeitig Liebeslieder über mich schreiben."
"Lyra, das bedeutet doch nichts."
"Und genau das ist es, Shawn. Du machst mir Hoffnungen und es bedeutet dir nichts. Wir haben Sex und es bedeutet dir nichts. Und dann schreibst du noch vor ein paar Monaten Lieder über mich, die einfach die Welt für mich bedeuten, aber rein gar nichts für dich. Wenn dir all das nie etwas bedeutet hat, was bin ich dann für dich? Was bedeute ich dir?"
"Lyra, du bedeutest die Welt für mich."
"Hör auf mich anzulügen. Wir beide wissen, dass das nicht stimmt. Vielleicht war das mal so, aber jetzt..."
"Lyra", sagte Shawn und nahm meine Hand, die ich kopfschüttelnd wegzog, während eine Träne meine Wange hinunterlief.
"Mach das bitte nicht."
"Was willst du denn dann von mir?"
"Ich will, dass du dich endlich entscheidest, Shawn", sagte ich und wischte meine Träne weg. "Ich will, dass du aufhörst, mir Hoffnungen zu machen, indem du solche Songs über mich schreibst, nur um mich in der nächsten Sekunde wieder fallen zu lassen. So funktioniert eine Freundschaft nicht."
Shawn wollte etwas sagen, doch es kamen keine Worte aus seinem Mund, bevor er ihn wieder schloss.
"Deine Entscheidung ist einfach. Du willst mich oder du willst mich nicht. Aber ich kann dein Spiel nicht mehr mitspielen. Du kannst mich nicht einfach links liegen lassen, aber gleichzeitig meine Freundschaft erwarten. Ich kann nicht an zwei Orten gleichzeitig existieren und das kannst du auch nicht."
Shawn schluckte schwer und blickte mich an. "Es tut mir so leid."
Mein Flug wurde genau in diesem Moment aufgerufen, worauf ich nach meiner Tasche griff.
"Mir auch, Shawn", murmelte ich. "Pass auf dich auf."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und ließ ihn alleine zurück. Obwohl ich es mir so sehr erhofft hatte, lief er mir nicht nach.

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