18 - Von Essen und anderen Versuchungen

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Blutverschmiert und zitternd werde ich auf die kalten Steinfliesen des Salons im Malfoy Manor geworfen, zu Füßen von Lord Voldemort. Mein Versuch mich aufzurichten scheitert kläglich, ebenso wie meine Bemühungen mit dem Weinen aufzuhören. Voldemort beachtet mich nur mit einem kurzen, abfälligen Blick und wendet sich dann Bellatrix zu.

„Bella, was denkst du, wird sie noch reden?" Bellatrix keucht auf vor Ehrfurcht und lässt sich auf die Knie fallen.

„Ich weiß es nicht, Herr, sie ist sehr stur und sie-"

„Ja, das habe ich mir gedacht", unterbricht Voldemort sie ruhig.

„Nun Joline", richtet er sein Wort an mich, „ich mache dir einen Vorschlag." Abwartend sehe ich ihn an. Er macht eine wirkungsvolle Pause, die mich panisch werden lässt. Was passiert jetzt? Was hat er mit mir vor?

„Wir lassen dich am Leben und dir wird es gut bei uns gehen. Im Gegenzug wirst du ein wenig für uns im Orden spionieren. Was hältst du davon?" In meinem Hirn rattert ist. Ich könnte ein entspanntes Leben führen. Müsste keine Schmerzen mehr aushalten und hätte ein gemütliches Zimmer und etwas zu essen. Die Versuchung ist groß, doch dafür ist mir der Preis zu hoch. Ich kann meine Freunde nicht für ein warmes Bett verraten und ausliefern.

„Niemals", spucke ich ihm mit letzter Kraft entgegen.

„Bist du sicher? Ich könnte dich zu Ruhm führen. Du hättest Geld und Einfluss. Du kannst dir alles kaufen was du willst. Alle deine Wünsche und Träume können in Erfüllung gehen." Ich bleibe stumm. Voldemort sieht mir eindringlich in die Augen. Plötzlich scheinen seine schlangenartigen Pupillen größer zu werden. Das Schwarze kommt immer näher, bis es mich schließlich verschlingt. Wie ein Film sehe ich Bilder aus meinem Leben vor meinem inneren Auge ablaufen. Mein fünfter Geburtstag; meine Eltern, die sich streiten; Meine Einschulung in Hogwarts; mein erster Flug auf dem Besen; Mein erstes Date mit Daniel und dann kommt Sirius. Die Nacht, an der wir zusammen kamen; unser erstes offizielles Date als Paar; er, wie er meine Bücher klaut, wenn ich ihm zu viel lerne; er, wie er mich durchkitzelt, weil ich ihn aufgezogen habe; er, wie er mit mir und unseren Freunden den Abschluss feiert; er, als er mir geholfen hat die Umzugskisten ins Anwesen der Potters getragen haben; unser erster Streit; mein Zusammentreffen mit meiner Mutter; unser großer Streit in der Nacht, in der ich weglief. Plötzlich bricht das Band ab und da ist nur noch schwarz. Keuchend wache ich aus meiner Trance auf und starre Voldemort hasserfüllt an

„Nun gut" säuselt er, „ich gebe dir noch etwas Bedenkzeit. Bringt sie fort." Er wendet sich um und einer der Todesser packt mich und schleift mich wieder in die Zelle, wo ich regungslos auf dem Boden liegen bleibe.

*

Die Zeit vergeht und ich bekomme weder etwas zu essen, noch Tageslicht zu Gesicht. Eins, zwei mal am Tag kommt Skinner mit einem Glas Wasser vorbei, doch es ist schmutzig und ungenießbar. Trotzdem stürze ich es immer gierig herunter, denn ich bekomme selten die Gelegenheit auf etwas zu trinken. Unten im Kerker verliere ich das Zeitgefühl. Es könnten Tage oder Wochen, vielleicht sogar Monate vergangen sein, ich weiß es nicht. Ich fühle mich so einsam, wie noch nie. Ein paar mal habe ich versucht mit Skinner ein Gespräch aufzubauen, doch dann sieht er mich immer wie ein verschrecktes Kaninchen an und verschwindet vor sich hin murmelnd in der Dunkelheit.

Ich liege regungslos im Dunkeln auf dem Boden, unfähig auch nur ein Körperteil zu bewegen. Ich bin schwach und zittere vor Kälte am ganzen Körper. Nur mit Mühe kann ich beide Augen offen halten, doch ich kann ohnehin nichts sehen, also halte ich sie geschlossen und versuche zu schlafen. Doch der Hunger bohrt schmerzhaft in meinen Bauch und macht es mir schwer, Schlaf zu finden. Plötzlich höre ich Schritte und erschrecke. Es ist sehr selten, dass jemand hier herunter kommt und wenn, dann kommt die Person meistens nicht bei mir vorbei. Doch nun scheinen die Schritte direkt auf mich zu zukommen. Ängstlich wimmere ich leise und versuche mich in die dunkelste Ecke des Raumes zu verdrücken. Doch ich kann nicht einmal die Kraft aufbringen, mich auf nur einen Zentimeter fort zu bewegen. Schließlich gebe ich auf, als ich ein paar hohe Schnürstiefel vor dem Gitter meiner Zelle sehe. Bellatrix' Stiefel.

„Bring sie rauf", hallt ihre eiskalte Stimme durch den Kerker und die Zellentür öffnet sich, ich werde gepackt und nach oben gezogen. Auf dem Weg durch Malfoy Manor kommen wir an einem großen Spiegel vorbei und ich erschrecke. Ich bin mager und ausgezehrt. Meine Wagen sind eingefallen, mein Haar stumpf und meine Knochen stechen heraus. Doch am schlimmsten sind meine Augen. Sie sind trübe und resigniert, kein Glanz, keine Lebensfreude ist mehr zu sehen und die dunkeln Ringe darunter machen es nicht besser.

Wieder einmal werde ich im Salon auf den Boden geschmissen und frage mich, ob sie mich wieder verhören und foltern wollen, obwohl sie doch wissen, dass es sie kein Stück weiter führen wird.

„Hebe den Kopf, Süße, und schau, was wir für dich haben", säuselt Bellatrix dicht an meinem Ohr. Nachdem ich mich nicht bewegt habe, packt sie mein Kinn und zwingt mich, meinen Blick zu heben.

Vor mir steht ein kleiner Tisch mit einem gemütlich aussehendem Sessel davor. Er ist beladen mit Früchten, Broten, Krügen und allem, was ich mir in den letzten Tagen so herbei gewünscht habe. Ich kann ein sehnsuchtsvolles Seufzen nicht verhindern und strecke leicht meinen Arm nach dem Essen aus.

„Ja", kichert Bellatrix, „das ist nur für dich. Rudolphus, setz sie auf den Sessel." Der Todesser zerrt mich wieder hoch und sobald ich in der Nähe des Essens sitze, greife ich gierig danach und stopfe mir das erst beste in den Mund, was ich zu fassen bekomme. Es schmeckt köstlich. Ich habe keine Ahnung, was ich gerade esse, doch das ist auch irrelevant für mich. Das Einzige, was zählt ist, dass ich etwas in den Magen bekomme. Während ich hungrig alles verzehre, was ich bekommen kann und die Platten vor mir sich immer wieder neu auffüllen, spüre ich Bellatrix' Blick brennend in meinem Rücken. Irgendwann verschwinden die Platten und die Krüge und Bellatrix sagt hinter mir: „Wir wollen ja nicht, dass du dich überfrisst."

Immer noch zitternd vor Angst oder Erschöpfung sinke ich auf dem Sessel in mich zusammen und schließe die Augen. Ich weiß nicht, was die Todesser mit mir vorhaben oder warum sie mir nach so langer Folter etwas zu Essen geben. Doch an all das denke ich nicht, als ich zum ersten mal seit Tagen oder Wochen in tiefen Schlaf sinke.

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20 Tage habe ich mich jetzt schon nicht mehr gemeldet und das tut mir leid! Aber da ich zwei Wochen im Urlaub war und Schulstress hoch zehn hatte, kam ich gar nicht dazu online zu sein. Aber jetzt bin ich wieder mit zwei Kapiteln in petto da! Heute kam das eine, das nächste bekommt ihr spätestens nächste Woche. 

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir etwas Rückmeldung da lasst, am besten auch Kritik, sodass ich mich weiter verbessern kann. 

Marie <3

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now