IX

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Weil gestern keins kam und die letzten Kapitel so kurz waren, kommt heute noch eins und ein etwas längeres. Und mein unnötiges Gelaber kommt mal vor dem Kapitel.

Marie <3
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Missmutig sehe ich aus der Ferne zu, wie Liza heftig mit Black flirtet. Kokett wickelt sie eine Haarsträhne um ihren Finger und lacht einmal auf, sodass man ihre niedlichen Grübchen sehen kann. Black fährt sich selbstverliebt grinsend, wie immer, durch die Haare und antwortet irgendwas. Wieder kichert Liza mädchenhaft und er schlingt die Arme um ihre Hüfte. Als ihre Lippen sich treffen, wende ich mich ab. Seit einem Monat geht Liza nun schon mit Black aus, und ich bin meistens alleine. Manchmal geht sie in den Freistunden noch zu mir, wenn Black gerade damit beschäftigt ist, Snape bloßzustellen oder sich selbst zu bewundern, aber selbst dann handeln unsere Gespräche, oder eher ihre Monologe, nur von ihm.
Mit der Projektarbeit in Pflege magischer Geschöpfe kommen wir überraschend gut voran. Im Stall, beim Einhorn, ist Black eigentlich am erträglichsten, manchmal sogar ganz nett und freundlich. Pettigrew sagt nie was, sondern bekommt meistens nur die Aufgabe die Einhornkacke wegzuräumen oder die Putzutensilien zu waschen. Es ist deutlich besser, als ich erwartet hatte. In meiner Fantasie hatte ich mir grauenvolle Szenarien ausgemalt, wie Black und Pettigrew mich auslachen und mit Stroh oder Mist bewerfen würden, einfach weil ich ich bin. Weil ich existiere. Wie sie es bei Snape ja auch machen.
„Rose Adams?"
„Hm?" Erschrocken fahre ich aus meinen Gedanken hoch und sehe Remus Lupin lächelnd vor mir stehen. Es ist das erste Mal, dass er mit mir spricht und eigentlich hatte ich ihn immer so überheblich und arrogant wie Black und Potter eigeschätzt.
„Ich soll dir von Peter sagen, dass Professor Kesselbrandt ihm gesagt hat, er würde sich nächste Woche einen Überblick über eure Arbeit und euren Fortschritt machen." Ich nicke und sehe wieder auf den Boden. Lupin ist immer noch nicht verschwunden, sondern sieht mich neugierig an. Am liebsten würde ich ihm sagen, er solle aus meiner Sonne gehen, aber das traue ich mich sowieso nicht.
„Warum sagst du eigentlich nie etwas?", fragt er plötzlich und ich schließe kurz genervt die Augen. Wieso fragen mich das alle? Können die mich nicht einfach in Ruhe lassen?
„Ich weiß es nicht", antworte ich und er runzelt die Stirn.
„Okay." Überrascht sehe ich auf. Er ist bisher der erste, der sich mit dieser Antwort zufrieden gibt. Er dreht sich kurz um und lächelt dann entschuldigend.
„Ich glaube, ich muss sie wieder mal bremsen. Würde ich nicht irgendwann einschreiten, würden sie Schnie- Snape wahrscheinlich noch ganz nackt ausziehen." Ich lehne mich ein bisschen zur Seite und sehe ein Gruppe von Schülern, die im Kreis stehen und lachen. In der Mitte stehen Potter und Black mit erhobenen Zauberstäben und verspotten Snape, der mit herunter gezogener Hose in der Luft hängt und vor Wut fast platzen zu scheint. Lupin läuft über die Wiese und ich laufe ihm neugierig hinterher, halte mich jedoch, bei der Gruppe angekommen, sehr in Hintergrund.
„Wie war das noch mit eingebildeter Blutsverräter?", spottet Black und wedelt seinen Zauberstab ein bisschen hin und her, sodass Snape durch die Luft geschleudert wird. Potter und die anderen lachen, ein paar zeigen mit dem Finger auf Snape.
„Jetzt bist du nicht mehr so mutig, was Schniefelus", ruft Potter und mit einem Schlenker seines Zauberstabs, lässt er Snape unsanft auf den Boden fallen. Dort will zieht dieser sich sofort die Hose hoch und will sich aufrappeln, doch Potter lässt ihn nicht und zwingt ihn mit einem Zauber flach auf dem Boden zu liegen.
„Nicht so schnell, Schniefelus. Wir haben doch gerade so viel Spaß." Black lacht und gibt Snape einen leichten Tritt.
„Seht mal, der Boden wird schon feucht von dem Fett, dass aus seinen Haaren und von deiner Nase läuft. Wann hast du dich das letzte mal gewaschen, Schniefelus? Vor zwei Jahren? Fünf? Noch nie?" Snape wird rot vor Wut und die Zuschauer johlen höhnisch. Ganz vorne steht Liza, die spöttisch über Snape lacht und klatscht, wenn Sirius ihm wieder irgendwelche Gemeinheiten antut. Seit wann ist sie so ignorant gegenüber der Tatsache, dass ihr Freund gerade jemanden demütigt? Seit wann lässt sie es zu, dass jemand so erniedrigt wird, selbst wenn es nur Snape ist? Warum tut sie nichts dagegen?
„Sirius, James", zischt Lupin ihnen endlich scharf zu,„es reicht jetzt." Black sieht ihn herablassend an und lächelt blasiert.
„Du bist ein Spaßverderber, Moony! Lass uns doch noch ein bisschen spielen."
„Jetzt fängt es doch erst richtig an", sagt Potter etwas leiser und fixiert einen Punkt hinter der Menschenmenge. Ich wende meinen Kopf und sehe Lily Evans mit ihren Freundinnen da stehen, die wütend zu uns rüber sehen. Evans sagt irgendetwas, dann wenden sie sich um und wollen gehen.
„Hey, Evans!", ruft Potter und grinst,„hast du denn gar nicht hierzu zu sagen?" Er lässt Snape wieder in der Luft schweben und fährt sich mit der andern Hand durch die Haare. Sie ist stehen geblieben, dreht sich jedoch nicht um. Ihre Freundinnen reden beruhigend auf sie ein und ich sehe, wie sie einmal tief durch atmet.
„Ich biete dir einen Deal an, Evans", redet Potter weiter,„ich lasse Schniefelus runter und du gehst mit mir aus. Was hältst du davon?" Jetzt dreht Evans sich wütend um und sieht Snape kalt an.
„Der Deal zieht nicht, Potter. Er bedeutet mir nichts mehr." Potter lacht kalt und höhnisch.
„Hast du das gehört, Schniefelus? Du bist ihr egal! Tut weh, nicht wahr?" Snape schließt gequält die Augen, als Evans sich abwendet und die Schüler lachen.
„James, stopp", ruft Lupin jetzt lauter,„lass es gut sein." Genervt die Augen verdrehend lässt Potter Snape schmerzhaft auf den Boden fallen und wendet sich mit Black ab.
„Du bist ein Langeweiler, Moony", höre ich ihn noch sagen, bevor sie mit Liza und Pettigrew hinter einem Gebüsch verschwinden. Langsam löst sich nun auch die Schülermenge auf und ich stehe, immer noch entsetzt über die Demütigungen und Erniedrigungen, die ich eben gesehen habe, still an meinem Platz. Snape liegt regungslos auf dem Boden und ich beobachte ihn besorgt. Schließlich fasse ich mir ein Herz und gehe zu ihm. Sanft berühre ich ihn an der Schulter.
„Alles okay?" Er zuckt zusammen, als hätte ich ihm einen Stromschlag verpasst und weicht zurück.
„Ich brauche deine Hilfe nicht", faucht er mich an und besieht mich eiskalten Blick,„verpiss dich, Schlammblut!" Ich ziehe scharf die Luft ein und trete ein paar Schritte zurück.
„Es tut mir leid, ich dachte nur...", murmele ich und sehe auf den Boden. Snape rappelt sich auf.
„Dann lass das Denken in Zukunft lieber sein", zischt er und läuft schnell Richtung Schloss. Mit hängenden Schultern sehe ich ihm hinterher. Ich habe doch nur helfen wollen. Warum kann er keine Hilfe annehmen?

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now