8 - Von Gerüchten und Eifersucht

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„Hey, wieder alles okay?", fragt Daniel am nächsten Morgen, als ich ihn vor der Großen Halle treffe. Abwesend nicke ich und betreten die Große Halle. Sofort spüre ich die Blicke der Schüler auf mir und spüre, wie meine Wangen heiß werden. Ich suche den Gryffindortisch ab, doch weder Sirius, noch einer der anderen sitzt schon dort.

Ich setze mich neben Carrie Lincolns am Ravenclawtisch. Sie gehört zu Daniels Freundeskreis und ich habe mich sofort gut mit ihr verstanden.

„Stimmt es, dass Sirius Black dir seine Liebe gestanden hat?", fragt sie sofort und ich verdrehen genervt die Augen.

„Nein. Ja. Keine Ahnung", stottere ich und Daniel schaut interessiert auf.

„Er hat was getan?"

„Nichts, nichts", wimmele ich ihn ab, doch Carrie kommt mir zuvor.

„Es soll einen riesen Streit zwischen den beiden im Gemeinschaftsraum gegeben haben", erzählt Carrie und beschreibt, wie die Fetzen zwischen mir und Sirius geflogen seien. Darauf, dass nur die Hälfte davon wahr ist, weise ich sie nicht hin.

„...und am Ende soll er ihr gestanden, haben, dass er sie schon immer geliebt hat und dass sie seine Traumfrau ist." Daniels Gesichtsausdruck verdunkelt sich und sein Blick fliegt zum Gryffindortisch.

„Ich wusste es!", brummt er.

„Das stimmt so gar nicht", versuche ich ihn schnell zu beruhigen,„er hat nur gesagt, dass ich jemand besseren als dich verdient habe, jemanden wie ihn. Aber das stimmt doch überhaupt nicht, er ist ein Idiot, das weißt du." Daniel nickt.

„Du hast recht. Aber wenn er da ist, kann ich für nichts garantieren." Ich muss lächlen. Es ist irgendwie süß, dass er so eifersüchtig ist. Ob Sirius wohl auch so... Stopp! Keinen Gedanken an Sirius verschwenden. Plötzlich werden die Gespräche in der Halle leiser. Sirius ist mit seinen Freunden eingetreten und setzt sich jetzt müde an den Gryffindortisch. Ich merke, wie die Schüler zwischen ihm und mir hin und her schauen und erröte ein wenig.

Doch anders als die meisten Schüler wahrscheinlich erwarten, zeigt Sirius keine Reaktion auf mich. Fast schon flehentlich auf irgendein Zeichen, sehe ich ihm zu, wie er sich mit James, Sirius, Remus und Marlene an den Tisch setzt, doch bis auf Marlene würdigt mich keiner von ihnen auch nur eines Blickes.

„Starrst du Black an?", fragt Daniel misstrauisch und ertappt wende ich mich ab.

„Nein", versichere ich ihm wenig glaubwürdig.

„Ich geh schon mal zum Klassenraum, kommt jemand mit?", ruft Carrie und sofort springe ich auf.

„Ja! Ich komme", sage ich etwas zu schnell und Daniel sieht mich mit einem undefinierbarem Blick an.

„Ich bleib noch ein bisschen", murmelt er langsam und etwas verwirrt über sein Verhalten, eile ich mit Carrie aus der Großen Halle. Im Rücken spüre ich die Blicke der Schüler. Nur Sirius Blick ist nicht dabei.

In den nächsten Tagen und Wochen, ignorieren Sirius und ich uns komplett. Hin und wieder wechsele ich ein Wort mit James, Remus oder Peter, doch das war's dann auch schon. Mit Marlene rede ich hauptsächlich im Gemeinschaftsraum und in unserem Schlafsaal, doch während des Unterrichts und in den Freistunden bin ich immer bei Daniel und Carrie.

Carrie ist nett, doch eine so gute Freundschaft wie zwischen Marlene und mir, wird es wohl nie bei uns werden.

„Findest du Steven Davis hübsch?", fragt mich Carrie, während wir in unseren Kesseln rühren.

„Er ist ein bisschen langweilig, oder? ", erwidere ich und schütte Florfliegen in meinen Trank.

„Aber irgendwie süß", seufzt Carrie. Seit Tagen spricht sie von nichts anderem und so langsam vermisse ich meine Jungs. Das Rumgealbere und die Streiche. Carrie ist zu mädchenhaft und oberflächlich. Richtige Gespräche kann ich mit ihr nicht führen, selbst wenn ich es wollte.

„Hm", mache ich nur und sehe prüfend in meinen Trank. Er hat eine leicht violette Farbe angenommen. Genau so, wie es sein sollte. Carrie lugt in meinen Kessel und seufzt bekümmert.

„Wie machst du das nur? Schau dir mal meinen an", jammert sie und ich bestehe mir ihren Trank. Er ist schlammbraun und klumpig.

„Wie machst du das nur?", entgegne ich belustigt,„ einen so einfachen Trank so zu verhauen ist wirklich ein Kunststück." Beleidigt zieht Carrie eine Schnute, lacht aber gleich darauf wieder.

„Gehst du zu der Silvesterparty, die die Rumtreiber organisieren?", fragt Carrie und sie spricht das Wort Rumtreiber so ehrfurchtsvoll aus, als wären die vier Götter oder Zaubereiminister.

„Hm", mache ich wieder und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm mir dieses Thema ist.

„Na ja, wie auch immer. Ich hoffe jedenfalls, dass Steven Davis mich fragt, ob wir zusammen hingehen." Carrie kichert albern. Für eine Ravenclaw ist sie ganz schön unehrgeizig.

„Oh, hast du schon mal von den Beatles gehört? Das ist so ne Muggleband, meine Mum hat mir davon erzählt -sie ist ja Muggle- und ich finde Paul einfach hinreißend. Obwohl John eigentlich auch ganz süß ist", plappert sie, während sie fröhlich in ihrem Trank rührt und alles möglich rein wirft, was sie so auf ihrem Tisch findet

„Jedenfalls denke ich, dass-", fährt sie fort, doch ich unterbreche sie.

„Vorsicht!", rufe ich und ziehe sie schnell von ihrem Kessel weg. Keine Sekunde zu früh, denn einen Moment danach fliegt der Zaubertrank in die Luft. Die schleimige und grüne Flüssigkeit tropft zäh von der Deck herunter und einige Schüler, die einige Spritzer getroffen haben, schreien auf, als sich der Trank durch ihren Umhang ätzt.

„Miss Lincolns!", ruft Professor Slughorn und schiebt sich wie ein Walross durch die Tische, wobei er einige Materialien zu Boden fegt, „was haben sie getan?" Carrie besieht sich das Chaos, doch das Dauerlächeln auf ihren Lippen ist immer noch nicht verschwunden.

„Ups", sagt sie fröhlich, als wäre gerade das Lustigste geschehen, was die Welt je zu Gesicht bekommen hat. 

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now