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Gähnend liege ich mit dem Kopf auf Sirius' Schoß auf einem Sofa im Gryffendorgemeinschaftsraum und lese „Quidditch in Wandel der Zeiten". Als James gehört hat, dass ich kein Quidditch spiele, hat er mir das Buch in die Hand gedrückt und mich gezwungen es ganz durch zu lesen, damit ich die Komplexität und die Genialität dieses Spiels kennenlerne, sagte er.
Es ist an sich schon ganz nett hier, bei den Gryffindors, aber eigentlich nur, weil Sirius die ganze Zeit mit meinen Haaren spielt, was ziemlich angenehm ist. Seit einem Monat sind wir jetzt schon zusammen und wir sind beide noch nicht fremd gegangen. Rita Miller (die, die mit Steven Kimmkorn zusammen ist) verbreitet überall, ich sei schwanger, deswegen fühle sich Sirius verpflichtet bei mir zu bleiben. Zum Glück kauft ihr das, außer ihrem Freund, niemand ab.
Tatsächlich fange ich an, Sirius auf irgendeine Art zu mögen. Nicht freundschaftlich, denn wenn man jemanden in der ständig küsst, Händchen hält und mit ihm schläft, werden nicht nicht nur freundschaftliche Gefühle entwickelt. Aber es hat auch nichts mit verliebt sein zu tun. Glaube ich. Ich war noch nie verliebt.
Amelie nimmt mir zwar sehr übel, dass ich nur noch was mit Sirius mache, aber seit ich ihr erklärt habe, dass das nichts mit ihr zutun hat, sondern nur mit der Wette, lässt sie mich in Ruhe meine Arbeit machen.
„Gehen wir schlafen?", fragt Sirius und ich nicke und richte mich auf. Seit ungefähr einer Woche übernachte ich bei den Jungs im Schlafsaal, weil ich bei den Slytherins immer nur spöttische Kommentare oder Fragen, wie es denn mit der Wette laufe, höre, und darauf habe ich echt keinen Bock.
An die Wette, will ich eigentlich gar nicht denken. Ich habe eine vergleichsweise schöne Zeit mit Sirius verbracht und er ist mir auch nicht mehr so gleichgültig wie früher.
Ich überlege die ganze Zeit, wie ich mein kleines Geheimnis am Ende auflösen soll. Wie er reagieren wird. Als ich mich neben Sirius ins Bett lege, schlingt er einen Arm um mich und zieht mich näher an ihn ran. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen und fühle in gewisser Weise auch Trauer, wenn ich daran denke, dass ich, wenn die drei Monate vorbei sind, nie wieder mit ihm über Schniefelus lachen darf oder mit ihm in einem Bett schlafen darf.
Es ist schon lustig, mit den Rumtreibern Zeit zu verbringen. Und es ist schön begehrt zu werden. Sirius versucht alles, damit ich gut drauf bin und hat mir sogar einmal Blumen geschenkt. Er meinte zwar, die wären im Angebot gewesen und James hätte ihn quasi gezwungen, aber ich weiß, dass das nicht ganz der Wahrheit entspricht.
James ist sein einer Woche mit Evans zusammen und benimmt sich wie der letzte Vollidiot. Er legt ihr seine Welt zu Füßen, kauft ihr Blumen und Pralinen, geht mit ihr in dieses grauenhaft kitschige Café in Hogsmade und versucht sogar ihr zuliebe Schniefelus in Ruhe zu lassen. Dafür ärgern Sirius und ich ihn umso mehr, was Amelie mir noch übler nimmt, da sie jeden aus Slytherin in Schutz nimmt, sogar Schniefelus.
Seit ich so oft bei den Gryffindors bin, merke ich, wie bescheuert einige Slytherins drauf sind. Voldemort wird immer stärker und sämtliche Eltern meiner Freunde schließen sich ihm an und ihre Kinder plappern den Mist nach, der Zuhause erzählt wird. Sirius hat mir viel von dem bevorstehenden Krieg und den sogenannten Todessern erzählt. Ich habe mich vorher noch nie wirklich mit der Welt da draußen beschäftigt, doch jetzt weiß ich, wie ernst die Lage wird und dass ich mich bald entscheiden muss, zu wem ich stehe.
In den seltenen Momenten, in denen ich mit Amelie rede, merke ich, dass sie sich verändert hat. Sie benutzt Wörter wie Schlammblüter öfter oder redet davon, dass man die Muggle unterdrücken solle. Ihrer Meinung nach, gab es vor langer, langer Zeit nur Zauberer und aus den ganzen "minderwertigen Squibs" hätten sich dann die Muggle entwickelt. Die Muggle würden uns unsere Welt wegnehmen und Schlammblüter wären Diebe der Magie, sagt sie. Ihre Theorie ergibt keinen Sinn und ist unlogisch, von daher distanziere ich mich auch von ihr und ihrer Meinung. Aber ich merke, dass die Stimmung in Hogwarts kippt. In den Fluren reden die Schüler nur noch über den Krieg. Es gibt Duelle zwischen Schülern die Voldemort zu- oder abgeneigt sind. Auch Sirius wollte sich mal mit Evan Rosier (Amelies Bruder und trotz seiner Jungfräulichkeit eines der größten Arschlöcher) duellieren, doch Remus und ich haben ihn aufgehalten. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, hätte er Evan wahrscheinlich am liebsten umgebracht.
Aber die Slytherins sind nicht alleine mit ihrer Haltung. Auch in den anderen drei Häusern gibt es vereinzelte Schüler, die in diese Richtung tendieren. Es spaltet den Zusammenhalt innerhalb der Häuser. Überall misstrauen sich die Leute, immer wieder gibt es Streit. Wenn der Krieg wirklich losbricht, sollten gerade wir, die Generation, die die Scheiße ausbaden muss, uns gegenseitig stärken und nicht gegeneinander aufhetzen. Denn dann haben wir schon so gut wie verloren.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now