14 - Von Gruppenzwang und Familie

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Dumbledore hat die Fingerspitzen aneinander gelegt und sieht uns über den Rand seiner Halbmondbrille an. Mal wieder überkommt mich das altbekannte Gefühl geröntgt zu werden. Wie Schüler sitzen wir vor ihm in seinem Büro und ich fühle mich stark an die vielmaligen Sitzungen beim Schulleiter als wir noch Schüler waren, nachdem wir etwas ausgefressen haben, erinnert.

„Lord Voldemort wird stärker", beginnt Dumbledore zu sprechen, nachdem er uns allen Zitronenbonbons angeboten hat. Keiner von uns wagt etwas zu sagen.

„Ich vermute, dass er bald versuchen wird, den Zaubereiminister zu stürzen und die gesamte Macht an sich zu reißen." Wieder macht er eine bedeutungsvolle Pause.

„In solchen Zeiten ist jeder Zauberstab und jede helfende Hand in unserer Widerstandsbewegung, dem Orden des Phönix, wichtig."

„Ich bin dabei", platzt James sofort heraus.

„Ich auch", tut Sirius es ihm gleich. Dumbledore lächelt leicht über ihren Tatendrang, wird dann aber sofort wieder ernst.

„Ihnen muss bewusst sein, dass dies höchst gefährlich ist. Wir werden verfolgt."

„Das wissen wir, Professor, aber-", setzt Lily an.

„Sparen Sie sich das ‚Professor', Miss Evans", unterbricht Dumbledore sie, „sonst fühle ich mich so alt. Nennen Sie mich Albus."

„Sie sind doch nicht alt, Prof- Albus", sagt Sirius ironisch und Dumbledore kichert leise

„Ach wie schön, wenn jemand in solchen Zeiten seinen Humor nicht verliert", gluckst Dumbledore

„Warum haben Sie uns hergebeten?", fragt Remus schließlich und die fröhliche Stimmung verfliegt sofort.

„Möchten Sie sechs sich dem Orden des Phönix anschließen?", fragt er gerade heraus. Auf den Gesichtern meiner Freunde sehe ich Entschlossenheit, sich Lord Voldemort gegenüber zu stellen und sich zu wehren, während sie alle sofort bejahen. Ich sehe den Mut, den sie aufbringen können und wollen, um ihre Freunde und Familie zu schützen, sofern sie noch lebt. Ich bemühe mich, genauso zu fühlen. Ich versuche es wirklich. Doch es will einfach nicht klappen. Ich habe Angst. Angst vor dem was mir zustoßen könnte, wenn ich mich gegen Voldemort wehre. Davor, dass meiner Familie etwas angetan wird, auch wenn ich nur noch wenig Kontakt zu ihr habe. Auf einmal merke ich, dass mich alle anstarren. Anscheinend haben die anderen bereits geantwortet un warten nun auf meine Antwort.

„Ich...", stammele ich nur.

„Komm schon, Joline", zischt Sirius mir zu, „stell dich nicht so an." Dumbledore wirft ihm einen strengen Blick zu.

„Sie müssen wissen, Miss Finley, das ich Sie keineswegs zwingen möchte", sagt Dumbledore, „ich verstehe es vollkommen, wenn Ihnen das zu risikoreich ist." Ich muss schlucken und spüre die abwartenden Blicke der anderen auf meinem Körper. Wenn ich jetzt absage, zeige ich Schwäche. Ich zeige, dass ich nicht so mutig und entschlossen bin, wie die anderen. Und das ist demütigend.

„Nein", erwidere ich mit erstaunlich fester Stimme, „es ist mir nicht zu gefährlich. Ich bin dabei." Dumbledore lächelt zufrieden.

„Wunderbar. Ich werde Ihnen die Adresse unseres Hauptquartiers zukommen lassen. Auf Wiedersehen."

Nach dem wir uns verabschiedet haben, flohen wir zurück ins Potter Anwesen.

„Das muss ich Gideon schreiben, darf ich mir deine Eule ausleihen, Jo? Meine ist ja schon unterwegs. Danke", ruft Marlene sofort ohne eine Antwort abzuwarten und läuft die Treppe hoch in ihr Zimmer. Ich antworte ihr nicht, sondern seufze nur.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now