3 - Von Marlene, die Motivationstrainerin werden sollte

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„Du siehst so toll aus!“, schwärmt Marlene und zupft ein wenig an meiner Frisur herum. Ich fühle mich ein wenig unwohl in der engen Jeans und dem Oberteil mit tiefem Ausschnitt, das Marlene mir geliehen hat, aber sie meinte das Outfit wäre perfekt für Sluggys Abendessen heute Abend.
„Das hast du schon mindestens zehn mal gesagt.“
„Jetzt meckre doch nicht immer und freu dich darüber.“ Ich verdrehe nur die Augen und gehe gefolgt von Marlene die Treppe herunter.
„Hey Jo“, begrüßt mich Remus, der mit den anderen auf einem Sofa sitzt. Sirius und Peter sehen kurz von ihrer Partie Zauberschach auf.
„Hi“, sagt Sirius und mustert mich kurz,„du siehst gut aus.“
„Siehst du?“, ruft Marlene sofort,„hab ich doch gesagt.“
„Jetzt fang du nicht auch noch an“, stöhne ich und Sirius guckt etwas irritiert zwischen Marlene und mir hin und her.
„Hä?“ Während Marlene ihn über unsere kurze Diskussion im Mädchenschlafsaal aufklärt, flüchte ich aus dem Porträtloch  und gehe zu Slughorns Büro.  Auf dem Weg dahin treffe ich Daniel.
„Hi, gut siehst du aus“, sagte er und diesmal beschwere ich mich natürlich nicht, sondern werde nur etwas rot und sehe verlegen auf den Boden.
„Danke.“
„Wo gehst du hin?“
„Zum Slug-Club Abendessen. Und du?“
„Ich auch.“ Er lächelt und ich schmelze dahin.
„Gehen wir zusammen?“ Ich nicke schüchtern und wir gehen los.

„Oh, Miss Finley! Wie schön“, begrüßt mich Slughorn,„Sie sind ja gar nicht mit Mr Black gekommen.“ Sofort schießt mir das Blut in die Wangen. Daniel sieht mich kurz etwas irritiert an, sagt aber zum Glück nichts.
„Und Mr McLaggen, wie wunderbar! Kommen Sie rein, kommen Sie rein!“
Drinnen setze ich mich unsicher neben Daniel. Er grinst mich aufmunternd an und ich lächele schüchtern zurück. Das Essen ist erstaunlich gut, vermutlich von den Hauselfen gemacht.
„Nun, Miss Finley“, spricht Slughorn mich plötzlich an, nachdem er schon mit ein paar anderen gesprochen hat.
„Verraten Sie uns, warum Sie plötzlich so hervorragende Leistungen in Zaubertränke bringen.“ Auf einmal schauen mich alle an und ich schlucke hastig mein Truthahnstücck runter.
„Ich... Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich mich einfach dieses Jahr mehr angestrengt, oder so.“
„Oder du fühlst dich einfach wohler, wenn ein gewisser Mr Black dich die ganze Zeit anstarrt, wie ein mondsüchtiges Kaninchen“, murmelt Evans und ich sehe sie böse an. Muss sie jetzt darauf rumreiten?! Professor Slughorn kichert albern und schon etwas angetrunken von dem Elfenwein und wendet sich dann zum Glück Gwenog Jones, der begabtesten Quidditchspielerin Ravenclaws zu.

Auf dem Rückweg gehe ich wieder mit Daniel zusammen zum Gemeinschaftsraum zurück. Er geht sogar den Umweg über das Portrait der fetten Dame mit mir.
„Ein Gentleman lässt die Dame nicht alleine nach Hause laufen“, sagt er und lächelt sein schiefes Lächeln. Meine Knie verwandeln sich in Wackelpudding und ich stelle mir vor, wie ich umkippe und in seine Arme falle.

„Okay, und jetzt schau mir in die Augen und sprich mir nach“, sagt Marlene und legt die Hände auf meine Schultern,„ich bin super hübsch, nett und toll und werde Daniel McLaggen dazu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben.“
„Das ist viel zu lang, das kann ich mir nicht merken“, protestiere ich und sie verdreht die Augen.
„Heul nicht rum. Mach jetzt!“
„Ich bin super hübsch, nett und toll und werde Daniel McLaggen dazu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben“, wiederhole ich brav ihre Worte und sie lächelt zufrieden.
„Das musst du die ganze Zeit denken, dann kannst du so selbstbewusst auftreten, wie du  es sonst auch tust.“ Ich nicke und atme einmal tief durch.
„Okay! Gut, ich schaff das! Ich bin super hübsch, nett und toll und werde Daniel McLaggen dazu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben!“, murmele ich wie ein Mantra vor mich hin,„Ich bin super hübsch, nett und toll und werde Daniel McLaggen dazu bringen, sich unsterblich in mich zu verlieben!“
„Yes, Baby!“, lacht Marlene und schiebt mich aus dem Mädchenschlafsaal raus,„schnapp dir den Tiger!“ Ich lache und gehe schnell und extrem motiviert die Treppe herunter. Im Gemeinschaftsraum stoße ich mit Sirius zusammen.
„Heute besonders gut drauf?“, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen, als ich ihn breit angrinse.
„Ich hab jetzt ein Date mit Daniel McLaggen“, quietsche ich und betone jedes Wort einzeln. Anstatt sich für mich zu freuen oder so, zieht er nur die Augenbrauen hoch und sagt:„Aha.“ Schmollend sehe ich ihm nach, während er aus dem Potraitloch steigt und in eine andere Richtung geht geht. Von seiner schlechten Laune würde ich mich nicht runterziehen lassen.

Vor dem Gemeinschaftsraum wartet Daniel schon auf mich und ich strahle ihn an, als ich ihn sehe.
„Hey!“ Er grinst schief.
„Hi“, antworte ich etwas aufgeregt.
„Gehen wir los?“ Ich nicke und gemeinsam gehen wir die Treppe herunter aus dem Schloss raus. Auf dem Weg nach Hogsmade tummeln sich bereits viele Schüler und auch die Rumtreiber stehen wie immer in einem kleinen Kreis und scheinen irgendetwas zu besprechen.
Remus sieht auf, schaut mich an und winkt mir kurz zu.
Auch die anderen Jungs drehen sich zu mir um und winken. Bis Sirius Blick auf meine Begleitung fällt. Sein Gesichtsausdruck verdunkelt sich und er wendet sich wütend den anderen zu. Die Drei lachen und Sirius sagt irgendetwas beleidigt und lacht dann auch, bevor sie Richtung Dorf verschwinden.
„Gehen wir?“, fragt Daniel und ich nicke und wir setzen uns in Bewegung.
Im Dorf angekommen, will ich mich aus Gewohnheit in den Drei Besen setzen, aber Daniel hält mich fest.
„Wollen wir uns nicht in ein weniger volles Café setzen? Es gibt da dieses neue, süße Café, ein paar Straßen weiter.“ Obwohl ich noch nicht von diesem Café gehört habe und mir der Ausdruck "süß" etwas unheilvoll erklingt, nicke ich und we gehen in eine Seitenstraße.
Als wir ankommen, würde ich am liebsten brechen.
Daniel führt mich zu einem kleines Eckhäuschen, dass durch seine grellen Farben von den anderen, grauen Häusern um es herum, hervor sticht.
Leise, viel zu fröhliche Musik ist aus der geschlossenen Tür zu hören und wird lauter, als Daniel mir die Tür aufhält. Ich bedanke mich mit einem strahlenden Lächeln und setze mich an einen der, mit rosa Spitzendeckchen bedeckten Tischen.
„Was kann ich euch bringen?“, fragt eine kleine, rundliche Frau mit einem mütterlichen Lächeln.
Daniel bestellt für uns zwei Milchkaffees. Während wir auf unsere Bestellung warten, fragt Daniel mich viel über meine Hobbies und Vorlieben und wir lernen uns besser kennen. Er benimmt sich wie ein wahrer Gentleman und mal wieder wird mir vor Augen geführt, dass er der einzig Richtige für mich ist.

„Du siehst übrigens sehr hübsch aus, Joline“, sagt er auf dem Rückweg zum Schloss und innerlich quietsche ich aufgeregt auf.
„Danke.“
„Ich würde mich aber freuen, wenn wir das hier öfter mal wiederholen könnten“, sagt Daniel und lächelt sein unwiderstehliches Daniel-Lächeln.
„Ich auch“, sage ich nur. Mehr fällt mir dazu nicht ein.
Bei der Treppe, bei der er zum Ravenclawgemeinschaftsraum abbiegen muss, bleiben wir stehen.
„Es war der schön heute“, sage ich aufgeregt. Wird er mich jetzt küssen? Wird er?
„Ja.“ Er beugt sich zu mir vor und innerlich wappne ich mich schon darauf, dass seine Lippen meine Treffen. Ein Feuerwerk der Freude wird in mir explodieren und ich werde mit den Ballon in meiner Brust abheben und bis zum siebten Himmel fliegen und- Er gibt mir einen Kuss auf die Wange. Enttäuscht packt der Zündmeister in meinem Bauch seine Raketen wieder ein, die Schmetterlinge in meinem Magen werden wieder eigefangen und in den Käfig gesperrt und der Ballon gibt einen traurigen Laut von sich und sackt ein wenig in sich zusammen.
„Bis morgen“, verabschiedet sich Daniel und ich versuche mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
„Ja, bis morgen“, sage ich und versuche mich an einem Lächeln, was jedoch kläglich in einer Grimasse scheitert.

„Und? Wie war's? Hat er dich geküsst? Hat er?“, ruft Marlene sofort aufgeregt, als ich durch das Portraitloch trete. Aufgeregt hüpft sie auf und ab und sieht dabei aus wie ein kleines Kind.
„Nur auf die Wange”, sage ich bedrückt,„welcher normale June küsst beim ersten Date nur auf die Wange?“
„Naja, so ungewöhnlich ist das nicht”, widerspricht Marlene,„er will es halt langsam angehen lassen.“
„Er ist ein Lappen, das ist alles“, ruft Sirius vom Sofa und James stimmt ihm lautstark zu.
„Der kann echt nichts. Der hält selbst die einfachsten Würfe nicht.“
„Man bewertet jemanden nicht nach seinen Quidditchfähigkeiten, James“, erwidere ich gereizt und setze mich auf den Sessel, der den Jungs gegenüber steht. Marlene lässt sich neben mich auf den Boden fallen und lehnt sich an die Wand.
„Ich schon. Ein guter Hüter ist ein guter Mensch, das ist mein Lebensmotto.“
„Dann muss McLaggen aber ein von Grund auf böser, durchtriebener und hinterlistiger Wichser sein“, murmelt Sirius amüsiert und James grinst.
„Ist er doch auch.“ Genervt erhebe ich mich wieder. Und ziehe Marlene vom Boden hoch.
„Ihr seid solche Idioten.“
„Du liebst uns trotzdem!“, ruft James mir hinterher, als ich mit Marlene im Schlepptau die Treppe hoch stapfe.
„Da hat er leider recht“, grummele ich gespielt böse, während sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht stiehlt.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now