4 - Von schadenfreudigen Raben und empfindlichen besten Freunden

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„Guten Morgen, Joline", begrüßt Daniel mich am nächsten Morgen vor der Großen Halle,„wie geht's dir?" Ich erröte leicht und werde sofort etwas aufgeregt, wie immer, wenn ich in seiner Nähe bin.
„Danke, gut. Und dir?"
„Ganz wunderbar." Etwas unbeholfen stehen wir voreinander und finden kein Gesprächsthema.
„Hast du Lust in Verwandlung neben mir zu sitzen?", fragt er irgendwann und mein Herz macht einen winzigen Hüpfer.
„Natürlich! Ähm, ich meine, ja gerne", stammele ich und er schmunzelt.
„Schön. Bis später dann."
„Ja, bis später." Mit einem breiten Grinsen setze ich mich neben Marlene und nehme mir Rührei.
„Wo warscht du?", fragt Sirius mit vollem Mund.
„Ich hab nur kurz mit Daniel geredet", erwidere ich abwesend und er rollt mit den Augen. Als er runtergeschluckt hat, flüstert er James etwas zu und die beiden kichern wie kleine Mädchen. Ich schüttele den Kopf über ihr kindisches Verhalten und wende mich Remus zu.
„Du musst heute in Verwandlung leider neben Marlene sitzen. Ich sitze neben Daniel." Marlene stößt ein Quietschen aus. Ob sie es macht, weil sie neben Remus sitzen darf, oder weil ich neben Daniel sitze, weiß ich nicht.
Plötzlich erlangt eine Bewegung am anderen Ende des Gryffindortisches unsere Aufmerksamkeit.
Lucas McLaggen, Daniels Bruder, ein Gryffindor und ein totaler Macho und Angeber, also das totale Gegenteil zu seinem Bruder. Er beugt sich über den Tisch küsst die im gegenüber sitzende Lily auf die Wange. Sie scheint davon zwar nicht besonders begeistert zu sein, aber wenigstens schreit sie ihn nicht an oder klatscht ihm eine, wie sie es bei James machen würde.
Mein Blick fliegt zu James, der sich sofort anspannt und wütend seinen Schinken mit der Gabel bearbeitet.
„James, ich glaube das Fleisch ist schon tot. Du musst es nicht mehr erstechen", kommentiere ich sein Verhalten und Peter kichert.
„Wenn er nicht so ein guter Jäger wäre", sagt James mit vor Wut zitternder Stimme,„würde ich ihn aus dem Team schmeißen." Ich muss ein Lachen unterdrücken und stehe auf.
„Ich hab jetzt ne Freistunde. Kommt jemand mit zum See?"
„Ich!" Sirius springt auf und greift nach einem Stück Kuchen. Als Vorrat, versteht sich, damit er auf dem Weg zum See nicht verhungert.
„Hast du nicht eigentlich ein Date mit... Wie heißt sie noch gleich?", frage ich, als wir aus der Großen Halle treten.
„Meinst du Tiffany? Oder Abby? Oder Julia?" Ratlos zuckt er mit den Schultern.
„Keine Ahnung, ich blick da mittlerweile auch nicht mehr durch." Ich schüttele ungläubig den Kopf.
„Du kennst deine eigenen Freundinnen nicht mehr? Sirius, meinst du nicht, dass du allmählich übertreibst?"
„Ich und übertreiben? Niemals!", ruft er gespielt empört,„wie kannst du so etwas sagen? Für wen hältst du mich? Etwa für einen selbstverliebten Macho, der Mädchen ausnutzt?" Theatralisch lege ich die Hand auf die Brust.
„Oh Sirius, es tut mir unendlich leid! Ich wollte dich nicht verletzen. Kannst du mir verzeihen?" Er wendet sich dramatisch von mir ab und sieht auf den Boden.
„Nein, Joline. Dafür ist es jetzt zu spät. Du hast es zu weit getrieben. Ich werde dich verlassen."
„Nein, tu mir das nicht an. Ich könnte nicht ohne dich leben", hauche ich. Ein paar Fünftklässler laufen vorbei und sehen uns verstört an.
„Einfach ignorieren!", rufe ich ihnen grinsend zu,„das ist normal." Sirius lacht und stopft sich den Kuchen in den Mund.
„Du bist komisch, Jo."
„Du auch."
„Ey, das empfinde ich als Beleidigung."
„Ach, mein armes, kleines Sensibelchen!"

In Verwandlung versuche ich verzweifelt den Raben vor mir in eine Streichholzschachtel zu verwandeln, doch es misslingt mir jämmerlich. Ich werfe einen kurzen Seitenblick zu Daniel, der es schon drei mal geschafft hat.
„Du musst dich nur konzentrieren", sagt er, als er merkt, dass ich nicht weiter komme. Pah, konzentrieren! Der hat gut reden! Wie soll ich mich denn bitte konzentrieren, wenn gerade der schönste, charmanteste und hinreißendste Junge der Welt neben mir sitzt? Das sage ich ihm natürlich nicht. Stattdessen versuche ich mich noch mal an meinen Verwandlungskünsten. Natürlich funktioniert es nicht. Der Rabe krächzt spöttisch und blickt mich schadenfroh aus seinen schwarzen Knopfaugen an.
„Scheißvieh", murmele ich nur und lehne mich zurück.
„Schau mal." Daniel beugt sich zu mir rüber und nimmt meine Hand mit dem Zauberstab. Mein Herz fängt an zu rasen und in meinem Bauch Zwängen sich die Schmetterlinge wieder aus ihrem Käfig.
„Es ist ganz einfach." Er erklärt mir den Spruch und führt mit meiner Hand die Bewegung aus und auf einmal steht eine perfekte Streichholzschachtel vor mir.
„Danke", murmele ich leise und erröte etwas.
„Kein Problem. Los, Versuch es mal alleine." Mit einem Schlenker seines Zauberstabs, verwandelt sich die Schachtel wieder in einen Raben. Nervös hebe ich den Zauberstab und sage den Spruch.
„Es hat geklappt!", rufe ich erfreut und er lächelt.
„Gut gemacht!" Für ein paar Sekunden verliere ich mich in seinen wunderschönen, blauen Augen und er sieht zurück und für einen Moment scheint es so, als wolle er mir etwas sagen, doch dann unterbricht Professor McGonnagal diesen Moment und wie schon so oft, verfluche ich sie und ihr Timing.

Während des Unterrichts reicht ein Mädchen hinter mir, mir auf einmal einen Zettel und ich erkenne Sirius' krakelige Schrift.
Heute Abend Vollmond. Kommst du mit?
Ich drehe mich zu ihm um und schüttele bedauernd den Kopf. Eins, zwei mal bin ich schon auf ihre nächtlichen Streifzüge mitgekommen, doch war es immer gefährlich und es ist auch schon mal fast schief gegangen.
Im Gegensatz zu den anderen, war ich nicht so begeistert, als sie beschlossen haben, Animagi zu werden. Ich habe nicht vor, mir meine Zukunft durch eine Vorstrafe durch illegales Animagus-werden zu versauen. Auch wenn mich meine Mutter, als erste Untersekretärin des Ministers da sicher wieder heraus holen könnte. Obwohl: den Gefallen, mir helfen zu können, will ich ihr nicht tun. Das würde sie mir ewig unter die Nase reiben.
Als ich mich wieder nach vorne drehe, sieht Daniel mich fragend an, doch ich lächele ihn nur unschuldig an und höre der McGonnagal wieder zu. Naja, wenigstens tue ich so.

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Hey, endlich melde ich mich mal wieder! Wie einigen vielleicht aufgefallen ist, habe ich meinen Namen geändert. Mit dem alten war ich schon immer unzufrieden, obwohl ich den jetzigen auch nicht perfekt finde. Mal schauen, ob sich noch etwas anderes ergibt... 

Wie findet ihr das Kapitel? Über Kommis und Votes freue ich mich immer sehr.

Marie <3

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now