17 - Von Qualen und Versuchen etwas Mutiges zu tun

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Ein Schaudern geht durch die Todesser, ein paar zucken zusammen oder fassen sich an den Unterarm. Avery sieht so verängstigt aus, dass ich mich wundere, das ihm nicht die Haare zu berge stehen. Plötzlich wird es ein paar Grad kälter im Salon, die Lichter flackern und ich bilde mir ein, dass es ein wenig dunkler wird. Und dann ist er da. Er, dessen Name nicht genannt werden darf. Lord Voldemort. Seine Haut ist bleich, seine roten Augen fixieren mich wie eine Schlange. Es ist kaum noch etwas von dem hübschen, jungen Mann übrig, den ich immer auf den Titelseiten des Tagespropheten gesehen habe. Er bewegt sich elegant, fast gleitet er an seinen Todessern vorbei.

„Joline Finley", flüstert er leise. Ich höre, wie Bellatrix hinter mir ehrfürchtig die Luft anhält. Mir schlägt das Herz bis zum Hals vor Angst.

„Mein Herr", flüstert sie, „ich habe Euch gerufen, sobald sie wach war. Wie Ihr es befohlen habt."

„Ja, Bella, das hast du", erwidert er fast schon gelangweilt ohne sie anzusehen. Stattdessen mustert er mich interessiert, sodass ich mich automatisch kleiner mache und schnell und flach atme, aus Angst, er würde es hören.

„Joline, sieh mich an." Anstatt seinem Befehl folge zu leisten, starre ich immer noch angestrengt auf den Boden, als würde er dadurch irgendwie das Interesse an mir verlieren.

„Sieh mich an!", zischt er und mein Kopf wird wie von Zauberhand nach oben gedrückt, sodass ich ihm nun gezwungen in die Augen sehen muss.

„Du fragst dich sicher, warum du hier bist, nicht wahr?" Nachdem ich keine Reaktion zeige, verengen sich seine Augen zu Schlitzen.

„Nicht wahr?", fragt er noch mal schärfer und ich nicke schwach. Er lässt von mir ab und mein Oberkörper fällt in sich zusammen, wie eine Marionette, deren Fäden durch geschnitten wurden.

„Du wärst ein wertvolles Mitglied für meine Reihen, Joline. Eine Mutter, die Zaubereiministerin werden will, aktives Mitglied im Orden des Phönix, enge Bindungen mit Blutsverrätern. Du verstehst sicher, dass du dich gut als Todesserin und Spionin machen würdest." Eine Weile starre ich ihn nur ungläubig an. Dann fasse ich Mut und richte mich ein wenig auf, sodass ich wenigstens ein wenig würdevoller aussehe.

„Eher würde ich sterben, als mich dir anzuschließen", spucke ich ihm verächtlich entgegen.

„Nun, das ließe sich einrichten", antwortet Voldemort, „aber ich denke, es gibt noch eine weitere Lösung. Du musst nicht in meine Reihen eintreten, wir haben andere Wege, zu bekommen was wir wollen. Bella? Du weißt, was du zu tun hast." Ich höre, wie Bellatrix hinter mir, vor Freude, direkt angesprochen worden zu sein, nach Luft schnappt.

„Ja, Herr", keucht sie ehrfürchtig, „wie Ihr befehlt."

„Sehr gut", erwidert Voldemort nur und wendet sich ab. Und plötzlich, von einem Moment auf den anderen, ist er verschwunden. Sofort hebt sich die stimmung im Raum ein wenig, die Todesser werden etwas selbstbewusster und es wird augenblicklich wärmer. Panisch wende ich mich Bellatrix zu, die grinsend auf mich herab sieht.

„Dann wollen wir mal sehen, wie gesprächig du gleich bist", höhnt sie und richtet ihren Zauberstab auf mich.

„Nein, bitte nicht", flüstere ich und mir kommen die Tränen. Bellatrix gackert nur, voller Vorfreude auf das, was gleich kommen wird.

„Crucio!" Ein gleißender Schmerz durchfährt mich, wie ich ihn noch nie zuvor gespürt hatte. Er kriecht in meinen Kopf, über meine Brust, bis hin zu den Füßen. Meine Knochen scheinen in Flammen zu stehen, mein Körper wird zerspaltet von einem rotglühendem Schwert. Ich schreie meinen Schmerz heraus, so laut, dass Sirius, James, Lily, irgendwer es hören muss und mir zur Hilfe kommt. Doch vergeblich. Sie hören mich nicht. Ich bin allein. Abrupt lässt der Schmerz nach und der rote Schleier vor meinen Augen verschwindet. Zitternd liege ich auf dem Boden und keuche.

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now