Epilog

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„Verdammt!", fluche ich und bücke mich um meine Sachen aufzuheben. Meine Tasche ist runtergefallen und die Hälfte des Inhaltes liegt jetzt auf dem Boden.
„Kann ich Ihnen helfen?", fragt jemand hinter mir. Ich drehe mich erstaunt um.
„Danke, geht schon." Der Mann lächelt mir zu und geht weiter.
Als ich alles aufgesammelt habe, richte ich mich auf und gehe weiter zum Tropfenden Kessel. Seit etwa einem Jahr bin ich auf Weltreise und habe beschlossen, die nächsten zwei Wochen mal wieder in London zu verbringen. Nicht um Freunde zu besuchen (welche Freunde?) oder geschweige denn meine Familie, sondern um mal wieder in einer versifften Bar zu sitzen und mich selbst zu bemitleiden. Das habe ich seit fast einem Jahr nicht mehr gemacht, weil ich einfach keine Zeit dazu gefunden habe.
Nach dem Drama mit Sirius an Silvester habe ich das letzte Halbjahr ohne Freunde und als offiziell unbeliebteste Person auf Hogwarts so schnell wie möglich hinter mich gebracht. Aus irgendeinem Grund, war ich die Böse, die Sirius Black verarscht hat, obwohl er ja die selbe Nummer bei mir abgezogen hat.
Als ich dann meinem Abschluss in der Tasche hatte, habe ich erst eine Woche unter einer Brücke geschlafen und mich betrunken, bis ich mich irgendwann zusammen gerafft habe und all mein Geld von Gringotts abgehoben habe, bevor mein Vater merkt, dass er mich immer noch nicht enterbt und mein ganzes Geld eingesackt hat. Und dann bin ich einfach los. Erst nach Neuseeland, dann Chile, Ungarn, Deutschland, Polen, Russland, Brasilien, Ägypten... In jedem Land fanden sich irgendwo freundliche Zauberer und Hexen, die mich für ein oder zwei Nächte in seinem Haus hat schlafen lassen. Zwischenzeitlich habe ich in Cafés oder Bars gejobbt. In Rumänien habe ich sogar einmal Drachenställe ausgemistet, aber das mache ich wahrscheinlich nie wieder. Ich hab drei Tage lang gestunken wie die Hölle. Da ich in jedem Land höchstens ein Monat geblieben bin, hatte ich kaum Zeit für Freundschaften, geschweige denn Beziehungen.
Und jetzt bin ich wieder hier in London und habe keine Ahnung, was ich aus meinem Leben machen soll. Ohne Freunde, Bekannte oder Familie. Ich werde heute erstmal bei dem neuen Besitzer des Tropfenden Kessels fragen, ob ich einen Job kriege, ansonsten suche ich in irgendeinem anderen der Läden in der Winkelgasse.
Plötzlich stoße ich mit jemandem zusammen.
„Oh, tut mir leid!"
„Kein Problem", antwortet sie lächelnd und rappelt sich auf. Plötzlich erkenne ich sie wieder.
„Alice?"
„Louise", stellt sie kalt fest und eine kleine Falte entsteht zwischen ihren Augenbrauen.
Ich erröte beschämt, als ich an das letzte Mal denke, als wir miteinander gesprochen hatte. Silvester. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, was ich ihr und den anderen in der Nacht alles an den Kopf geworfen habe.
„Alice? Wo bleibst du denn?", ruft jemand hinter ihr und Frank kommt mit James, Lily und einem großen schwarzen Hund, der sich mit James um ein Stück Kuchen prügelt, um die Ecke. Sirius. Er hatte mir damals in den Herbstferien von seiner Animagusgestalt und Remus "pelzigem Problem" erzählt, kurz nach meinem kleinen Familiendrama.
„Louise ist da", sagt Alice und die anderen sehen mich kühl an. Sirius sieht sich kurz um und verwandelt sich dann zurück in einen Menschen. Als ich ihn sehe, spüre ich ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. Er sieht noch genau so gut aus, wie vor einem Jahr, die selben, wilden schwarzen Locken und diese grauen Augen, die mich leider nicht besonders freundlich ansehen. Sein Gesichtsausdruck ist unmissverständlich: Verschwinde und halt dich fern von mir. Und das tut weh. Dass wir uns eineinhalb Jahren noch nicht vertragen hat, ist unglaublich schmerzhaft. Plötzlich fasse ich einen Entschluss.
„Kann ich-", beginne ich leise und stocke,„kann ich kurz mit Sirius reden?" Er nickt leicht und wir entfernen uns von der Gruppe. James und Lily schauen uns misstrauisch hinterher, doch ich ignoriere ihre feindseligen Blicke so gut es geht.
„Damals an Silvester", sage ich leise und Sirius' Gesichtszüge verhärten sich,„was ich alles gesagt habe, war eine Lüge. Das mit meinen Eltern war nicht gespielt, Amelie und ich haben schon vor den Herbstferien seit Wochen kein Wort mehr miteinander geredet und ich habe auch keine neue Wette mit Michael Parkinson angefangen. Als Amelie es hat auffliegen lassen, habe ich geleugnet, weil ich-" Ich stocke kurz. Ich habe Angst vor seiner Reaktion auf das, was ich gleich sagen werde.
„-weil ich weiter mit dir zusammen sein wollte", flüstere ich schnell und undeutlich, doch er versteht es trotzdem. Sein Gesichtsausdruck wurde während meiner Rede etwas weicher und jetzt sieht er mich einfach nur aufmerksam an und hört mir zu.
„Was ich eigentlich nur loswerden will: es tut mir leid", murmele ich und studiere meine Füße, als wären sie auf einmal unglaublich interessant,„Ich hab viele Fehler gemacht, viele Dinge gesagt, die ich im Nachhinein vielleicht besser nicht gesagt hätte." Sirius sieht mich mit einem unergründlichen Blick an, dann lächelt er plötzlich leicht.
„Mir tut es auch leid." Überrascht sehe ich auf.
„Ich hab damals viel Mist gebaut. Wenn ich jetzt über diese Zeit nachdenke, muss ich darüber lachen, was für ein Vollidiot ich doch war. Ich habe auch viel gelogen, das meiste, was ich dir an dem Abend an den Kopf geschmissen hab war gelogen. Das Liebesgeständnis, dass ich dir ja peinlicherweise gemacht hab..." Er seine Wangen nehmen einen leichten rosaton an und er atmet ein mal tief durch.
„...das war eigentlich die Wahrheit und war nicht in die Wette miteinbegriffen. Auch wenn wir damals gerade mal drei Monate zusammen waren war ich unglaublich in dich verliebt. Ich hatte eigentlich nie vor dir von der Wette zu erzählen. Ich war an dem Abend einfach verletzt und betrunken." Mein Herz klopfte wie wild gegen meinen Brustkorb, als er fertig war. Er hat mich geliebt. Es war keine Lüge. Wie in den kitschigen Liebesfilmen fühlte ich mich aufeinander unglaublich leicht und frei, als wäre ein Heliumluftballon in meiner Brust und würde aufsteigen. Am liebsten würde ich jetzt vom Boden abheben. Doch zuerst musste ich das mit Sirius klären.
„Wie wäre es wenn wir einfach Frieden schließen? Ende mit dem kalten Krieg des Ignorierens?", biete ich ihm an und strecke die Hand aus.
„Okay", lacht er leise und schlägt ein. Sie fühlt sich genauso an wie vor eineinhalb Jahren und am liebsten hätte ich sie gar nicht wieder losgelassen. Einen Moment zu lange halten wir unsere Hände fest und sehen uns in die Augen. Dann lassen wir uns peinlich berührt los und lachen kurz verlegen.
„Ich geh dann mal", murmele ich,„ich glaube nicht, dass die anderen noch länger auf dich warten wollen."
„Ja, dann Tschüss."
„Tschüss. Bis irgendwann mal", lächele ich und drehe mich schweren Herzens um.
„Ähm, Louise?" Mein Herz macht einen winzigen Sprung und ich drehe mich um.
„Ja?" Er sieht verlegen auf den Boden und fährt sich durch die Haare, wie immer, wenn er nervös ist. Ich fühle mich an den Tag zurück versetzt, an dem er mich nach unserem ersten Date fragte. Auch wenn das damals von uns beiden nur gespielt war.
„Hast du vielleicht Lust mit mir noch einen Kaffee trinken zu gehen?"

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Tadaaaaa! Das war die erste Geschichte!
Wie fandet ihr es?
Wie findet ihr das Ende?
Gelungen?
Weniger gelungen?
Total scheiße?
Wollt ihr Fortsetzung?

Bitte Voten, Kommentieren und so weiter!

Marie <3

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now