XXII

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Nachdem ich Liza ihr Abendessen in den Schlafsaal gebracht hat, weil sie sich immer noch nicht nach unten traut, setze ich mich seufzend auf eine Bank am Seeufer und sehe auf das Wasser. Eine Woche ist ihr Beziehung mit Sirius schon vorbei und sie weint zwar nicht mehr so viel und geht wieder in den Unterricht, aber zu den Mahlzeiten geht immer noch nicht. „Die lachen mich dann doch alle aus. Außerdem sehe ich aus wie ein verheultes Kaninchen", hat sie gesagt. Ich habe nur verständnisvoll mit dem Kopf genickt und versprochen, ihr etwas einzupacken. Soll ich wirklich immer für Liza da sein und verständnisvoll für ihr ganzes rum geheule sein, was mir schon irgendwie auf die Nerven geht? Muss ich Liza's Bedürfnisse über meine eigenen stellen, egal worum es geht? Aber wenn du jetzt Sirius nachgibst, ist das eine total arschige Nummer Liza gegenüber, sagt eine nervige Stimme namens Gewissen in meinem Kopf.
„Verfolgst du mich etwa?", höre ich plötzlich Fynns latent genervte Stimme hinter mir, bevor ich meinem schlechten Gewissen etwas antworten kann.
„Ich war zuerst hier", erwidere ich seelenruhig.
„Und ich komme jeden Tag her. Also verschwinde." Seufzend mache ich ihm Platz auf der Bank und er lässt sich neben mich auf die Bank fallen. Ich warte auf einen Kommentar, das ich mich jetzt endlich verpissen soll, doch überraschenderweise kommt nichts dergleichen. Stattdessen sieht er nur stumm auf das Wasser.
„Warum bist du hier, Rose?", fragt er irgendwann in erstaunlich freundlichem Ton.
„Um nachzudenken."
„Über Black?" Erschrocken sehe ich ihn an.
„Woher willst du wissen, dass wir...?" Ich breche den Satz ab. Er lacht leise.
„Glaubst du, ich bemerke die Blicke nicht, die er dir beim Essen zu wirft?"
„Beobachtest du mich etwa? Oder ihn?"
„Ich beobachte ihn, seit ich euch am ersten Tag habe reden sehen." Wieder schweigen wir und ich denke über das Gesagte nach. Sirius beobachtet mich? Merkt er, dass ich an der Richtigkeit von dem was ich tue zweifle? Merkt er, dass ich in meiner Entscheidung gegen ihn und für Liza schwanke?
„Hängst wieder mit der McLarren ab, was?", sagt er irgendwann und grinst, „ganz ehrlich: für so dumm hätte ich selbst dich nicht gehalten."
„Wie meinst du das?" Warum dumm? Was ist dumm daran, mit Liza befreundet zu sein?
„Du checkst echt gar nichts."
„Dann erklär's mir." Er lacht leise.
„Sie nutzt dich aus. Sie nutzt dich vollkommen aus. Bevor sie mit Black zusammen war, hat sie überall rum erzählt, dass sie nur mit dir befreundet ist, weil sie Mitleid mit dir hätte. Und dass du sagst, dass die anderen alle unter deinem Niveau sind und du deshalb nicht mit ihnen redest. Angeblich versucht sie dich zur Besinnung zu bringen. Sie wurde deshalb geradezu angebetet. Die große Märtyrerin, die sich mit dir abgibt zu Gunsten der anderen. Sie hat sich jedes Jahr ne neue Story ausgedacht, weil die anderen dich und die Gerüchte im Laufe des Jahren vergessen haben. Mal warst du sozial gestört und sie sollte sich um dich kümmern. Mal hattest du Aggressionsprobleme und solltest von ihr ruhig gestellt werden. Sie ist sehr einfallsreich, was das angeht." Plötzlich fällt mir ein, was Sirius gesagt hat. „Ich habe überlegt, ob du mich schlagen würdest. Vielleicht hast du ja versteckte Aggressionsprobleme." Meinte er das vielleicht ernst? Glaubte er die Geschichten von Liza? Hatte er sich auch nur mit mir abgegeben um als Märtyrer dazustehen? Plötzlich spüre ich eine riesige Wut auf Liza in mir ausbreiten. Warum hat sie mir das angetan? Ist sie nur mit mir befreundet, um bei den Schülern besser da zustehen? Mag sie mich überhaupt? Ich stehe ruckartig auf.
„Ist das wahr?", frage ich ihn leise mit vor Wut zitternder Stimme.
„Natürlich." Seine Mine wird ernst und er schaut mich fast schon mitleidig an. Sofort drehe ich mich auf dem Ansatz um und laufe hoch zum Schloss. Bei der Treppe, die hoch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors führt sehe ich Liza, wie sie mit Marlene McKinnon kichert.
„Mein Herz ist ja so gebrochen", äfft Liza sich selber gespielt theatralisch nach,„sie hat mir einfach so alles abgekauft. Sie ist eben ganz schön naiv." Sofort wusste ich, dass sie über mich reden.
„Naiv also?", sage ich leise und verachtend. Erschrocken wirbeln die beiden herum.
„Rosie!" Sofort setzt Liza ihre Trauermine auf, die sie auch schon in den letzten Tagen so gut geschauspielert hat.
„Spar's dir, Liza. Du musst nicht mehr schauspielern. Ich weiß alles." Liza schaut verwirrt drein.
„Ich weiß nicht, was du meinst."
„Jetzt tu doch nicht so unschuldig", schnaube ich wütend,„ich weiß von den Lügen, die du über mich erzählt hast." McKinnon weicht nach hinten zurück.
„Rastet sie jetzt aus? Hat sie jetzt einen Anfall?", fragt sie Liza hysterisch,„ich glaub ich verschwinde lieber." Sie läuft schnell um eine Ecke und Liza sieht ihr nach. Als sie sich wieder umdreht, sieht sie mich gehässig grinsend an.
„Du hast es sowieso nie bemerkt. Hast du je während deiner Schulzeit darunter gelitten? Hat dich je jemand drauf angesprochen? Nein. Wo liegt also dein Problem?"
„Mein Problem? Mein Problem liegt darin, dass alle mich für sozial gestört oder aggressiv halten. Wegen dir. Und dass du mir Freundschaft vorgelogen hast, nur um besser da zu stehen", schreie ich schon fast.
„Nicht nur um besser da zustehen. Ich hatte auch Mitleid. Du bist unfähig Freunde zu finden, also muss ich meinen Kopf herhalten."
„Den Kopf herhalten? Ist es für dich so eine Last gewesen mit mir befreundet zu sein?"
„Ja, um ehrlich zu sein schon. Du bist ziemlich langweilig, weißt du das, Rosie? Mit dir kann man nichts anfangen."
„Du bist so ein Miststück, Liza."
„Dann geh doch!", ruft sie höhnisch,„geh und such dir Freunde! Du wirst es nicht schaffen, das weiß ich jetzt schon. Du wirst nie einen Ersatz für mich finden. Wer will schon was mit einer arroganten, aggressiven und sozial gestörten Person zu tun haben? So denken nämlich alle von dir. Dann wirst du zu mir zurück gekrochen kommen. Du wirst um Freundschaft betteln. Aber das kannst du knicken! Ich will nicht weiter mit einem Loser wie dir abhängen."
„Schön", sage ich bitter,„dann ist unsre Freundschaft hiermit auf ewig beendet."
„Von meiner Seite war sie das schon lange", zischt Liza und stolziert davon.

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#Bitchfight!
Was denkt ihr jetzt von Liza?

Marie <3

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWhere stories live. Discover now