10 - Von desinteressierten Freunden und senitmentalen Trauerklößen

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Am nächsten Tag redet, bis auf Marlene, keiner mit mir. Carrie ignoriert mich eiskalt, wenn ich an ihr vorbei gehe und Daniel wirft mir immer einen vorwurfsvollen und auffordernden Blick zu, als wolle er mich dazu bringen, mich zu entschuldigen. Doch ich traue mich nicht, mit ihm zu reden. Ich habe Angst, dass ich wieder etwas Falsches sage und es endgültig vorbei ist. Außerdem hindern mich mein Stolz und mein viel zu großes Ego, wie ich vor Kurzem erkannt habe, schon immer an jeglichem Nachgeben.

Im Moment bin ich mir nicht sicher, ob meine Beziehung mit Daniel vorbei ist oder nur pausiert. Aber beides ist scheiße. Wenn Sirius mich sieht, geht er schnell mit gesenkten Kopf weiter und zerrt James mit, der meinen Blick ebenfalls meidet. Einzig Remus würdigt mich manchmal eines Blickes, doch der schaut so neutral, dass ich nicht erkennen kann, was er gerade denkt. Peter schaut immer überall hin, nur nicht zu mir, doch das zählt nicht, denn das hat er schon immer getan.

Egal wo ich im Schloss hingehe, immer werde ich von den Schülern schräg angeschaut. In dieser Schule verbreiten sich Gerüchte schneller, als man Quidditch sagen kann und so denkt jetzt die gesamte Schülerschaft, ich hätte Daniel mit Sirius betrogen oder Sirius hätte mich verführt oder ich hätte Sirius Liebestrank eingeflößt, weil sich sonst kein Typ für mich interessieren würde. Früher hätte ich darüber gelacht, aber gerade setzt es mir mehr zu, als erwartet. Ich habe keine Freunde mehr, mit denen ich über Probleme reden könnte oder die mir den Rücken stärken. Einzig Marlene wechselt hin und wieder im Mädchenschlafsaal ein Wort mit mir, doch so wie früher sind unsere Unterhaltungen nicht. Sie sind oberflächlicher und unbedeutender, auch wenn wir uns beide bemühen unser vertrautes Verhältnis von früher wieder auf zu bauen.

Heute Abend ist die Silvesterparty der Rumtreiber und ich habe mir fest vorgenommen hinzugehen und mich bei allen, die ich verletzt oder links liegen gelassen habe, zu entschuldigen. Vielleicht wird Alkohol mich ein wenig dabei unterstützen, aber der Wille zählt, oder?

Seufzend drehe ich mich vom Spiegel weg, vor dem ich die letzten paar Minute gestanden und nachgedacht habe und sehe Marlene fragend an.

„Sieht das Outfit gut aus?"

„Ja, ja", meint Marlene nur, ohne zu schauen. Sie schreibt gerade einen Brief an ihren Gideon und dabei sollte man sie nicht stören. Meine anderen Zimmergenossinen Evans, Alice Fortescue und Mary McDonald sind alle samt schon unterwegs, was mich überhaupt nicht stört. Ganz im Gegenteil. Ich bin ganz froh, wenn die Streberin und ihre Anhängsel mich mal in Ruhe lassen.

„Marlene?", frage ich irgendwann.

„Hm?"

„Ich hab Angst."

„Hm."

„Dass ich die Entschuldigungen heute verbocke."

„Hm."

„Und dass Daniel oder Sirius oder sonst irgendwer sie nicht annimmt."

„Hm."

„Und dass- Hörst du mir überhaupt zu?"

„Hm." Wieder seufzend wende ich mich ab und sehe aus dem Fenster. Marlene ist gerade keine große Hilfe. Der Halbmond prangt über dem dunklen, bedrohlich wirkenden Verbotenem Wald und lässt die Ländereien gruselig erscheinen. Er spiegelt sich auf der dunklen Oberfläche des Sees und ich denke an die Zeiten zurück, in denen ich noch mit den Rumtreibern rumgestreunt bin. Wir haben immer viel Spaß gehabt. Wie wir um Mitternacht in den See gesprungen sind, mitsamt unseren Klamotten. Wie die Jungs sich das erste mal in ihre Animagusgestalten verwandelt haben und wir (Remus und ich als Menschen) im Wald herum gestromert sind und die drei ihre Fähigkeiten als Tiere ausprobiert haben. Wie wir Sirius einmal aus Neugier in den Wald verfolgt haben, weil er uns nicht sagen wollte, was er dort machte und wir ihn dann bei etwas erwischt haben, dass wir eigentlich alle nicht sehen wollten. So habe ich auch Amber kennen gelernt, wenn auch eher von ihrer negativen, beziehungsweise nackten Seite.

All diese Erinnerungen stimmen mich so melancholisch, dass mir fast die Tränen kommen und der Wunsch, mich mit den Jungs zu vertragen, noch stärker wird. Es ist sogar noch dringender für mich, als mich bei Daniel und Carrie zu entschuldigen. Wenn ich recht überlege, ist das für mich nur Nebensache. Obwohl ich anfangs sehr verknallt in Daniel war, ist das im Laufe derzeit sehr abgeschwächt und ich bin nicht mehr halb so euphorisch wie vor ein paar Monaten. Vielleicht war es einfach das Gefühl ihn nie bekommen zu können, was mich so an ihm reizte.

„Jo?"

„Ja?” Fragend drehe ich mich um, als Marlenes Stimme mich aus meinen Gedanken reißt.

„Kommst du?" Ach, jetzt auf einmal?

„Ja, ja." Nervös gehe ich die Treppe herunter, durch den Gemeinschaftsraum, das Portraitloch und die dunklen Korridore entlang, während Marlene beruhigend auf mich einredet.

„Was auch immer er sagt, bleib einfach ruhig und lass dich von Sirius nicht verunsichern. Er meint es bestimmt nicht so. Und wenn er dich unterbricht, rede einfach weiter. Du weißt doch wie impulsiv er sein kann. Das wird schon, du wirst sehen." Marlene klopft mir noch einmal aufmunternd auf die Schulter, dann öffnet sie die Tür zu meiner persönlichen Hölle.

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Sorry, dass so lange nichts kam, ich war im Urlaub! Heute ist es ziemlich kurz, aber nächstes mal kommt wieder was anständiges, versprochen! Übrigens vielen lieben Dank für 2k Views! Das ging verdammt schnell und ich bin mega überascht! Fühlt euch alle gedrückt! <3 <3
Ich freue mich immer über Kommentare oder Votes!

Marie <3

Dreimal Klischee zum Mitnehmen, bitteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt