Teil 2 - Kapitel 24 - Vertraue mir

492 28 4
                                    

Nur weil alles anders ist, muss sich noch lange nichts geändert haben.
- Ireen Peter

Spencer

Ich überprüfe mein Aussehen im Spiegel. Ich sehe in Ordnung aus. Mein Haar sitzt nicht, doch das tut es nie. Harriet und ich haben beschlossen, uns im Restaurant zu treffen. Ich habe ein Buch für sie. Früher hat sie immer von dem Autor geschwärmt und er hat vor ein paar Wochen ein neues Werk veröffentlicht. Ich bin nervös.

Ich erwarte Harriet im Restaurant. Ich bin früher da und sitze bereits an dem reservierten Tisch und bestelle ein Glas Wasser beim Kellner. Mir ist warm, ich wippe mit dem Fuß und fixiere einen Punkt über dem leeren Stuhl, auf dem Harriet gleich sitzen wird. Als sie ein paar Minuten später noch immer nicht da ist, frage ich mich, ob sie sich dazu entschlossen hat, nicht zu kommen, doch dann sehe ich sie am Eingang. Und sie ist wunderschön. Sie trägt ein knielanges, weißes Kleid mit langen Ärmeln. Es ist an den richtigen Stellen mit Spitze und Rüschen verziert und es sieht umwerfend an ihr aus, doch es fällt nicht sofort auf. Vielmehr registriere ich die braune Perücke, die sie auf ihrem Kopf trägt. Ich erinnere mich daran, dass sie vor ein paar Wochen gesagt hat, dass sie die kurz geschoren Haare hässlich findet. Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde ich denken, dass es ihre echten Haare sind. Als sie mich entdeckt, ringt sie sich ein Lächeln ab und kommt auf mich zu. Ich erhebe mich und stehe unschlüssig vor ihr, weil ich nicht weiß, ob ich sie umarmen oder ihr die Hand geben soll. Sie nimmt mir die Entscheidung ab und zieht mich in eine halbherzige Umarmung, was ich zu schätzen weiß.
"Du bist wunderschön", sage ich und es stimmt.
"Danke. Du siehst auch gut aus."
Ich wühle in meiner Tasche herum, ziehe das Buch hervor und gebe es ihr.
Sie lächelt. Dieses Mal ist es ein richtiges Lächeln, denn ihre Augen lächeln mit.
"Danke, das ist wirklich nett von dir."
"Es bedeutet mir viel, dass du gekommen bist", gestehe ich.
"Ist das ein Date?", fragt sie und schmunzelt.
Ich bin froh, dass noch kein peinliches Schweigen ausgebrochen ist.
"Ich bin nicht in der Lage, die Frage zu beantworten."
Sie schmunzelt und legt den Kopf schief, während sie die Speisekarte überfliegt.

Nachdem wir unser Essen bestellt, gegessen haben und satt sind, bezahle ich die Rechnung und wir verlassen das Restaurant. Es läuft so gut, dass ich den Tag noch nicht enden lassen möchte.
"Vertraust du mir?", frage ich.
"Ich denke schon."
"Okay, komm mit. Ich möchte dir was zeigen."
Ein paar Straßen weiter steht ein altes Gebäude, dessen Eigentümer ich kenne. Er ist nur selten dort und hat mir einen Schlüssel gegeben, damit ich kommen und gehen kann, wann ich möchte. Vor ein paar Wochen wollte ich Harriet damit überraschen, doch wegen dem Unfall ging das nicht. Ich schließe auf und lasse sie eintreten. Das Gebäude ähnelt einem Saal. Die Wände sehen aus, als wäre man vom Himmel umgeben. Der Boden ist aus Holz und in der Mitte des Raumes steht ein prächtiger Flügel.
"Es ist wunderschön hier! Kannst du spielen?" Sie deutet auf das Instrument.
Ich setzte mich auf den Hocker und spiele eine einfache Melodie, die sie mir gezeigt hat.
"Das war schön", sagt sie und lächelt.
"Jetzt bist du dran."
Sie schüttelt belustigt den Kopf. "Ich kann nicht spielen."
"Doch", sage ich. "Du kannst es. Vertrau mir."
Sie nimmt meinen Platz ein und streicht mit den Fingern über die weißen Tasten.
Ich erinnere mich daran, wie sie auf Rossis Weihnachtsfeier gespielt hat. Ich hätte ihr den ganzen Abend zuhören können. Sie fängt an zu spielen, macht Fehler, doch nach ein paar Minuten hat sie den Dreh raus.
Schließlich steht sie auf und kommt auf mich zu. "Danke."
Ich mache zögerlich einen Schritt auf sie zu und lasse mir von ihr die Arme um den Hals legen. Diese Geste bedeutet mir sehr viel und ist ein Zeichen dafür, dass noch Hoffnung besteht. Ich lege meine Hände an ihre Hüfte und wir schaukeln hin und her, obwohl es keine Musik gibt und ich nicht tanzen kann.
"Der Abend war sehr schön", sagt sie.
Ich kann nur daran denken, wie nah wir uns sind, wie gut der Abend gelaufen ist und wie glücklich mich das macht.
"Das finde ich auch", antworte ich.
Sie schaut mir in die Augen und beugt sich langsam vor. Mein Herz schlägt so schnell. Bevor sich unsere Lippen berühren, verharrt sie. Dann löst sie sich langsam von mir.

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt