Teil 2 - Kapitel 41 - Keine Pause

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Auch in den düsteren Geschichten über das Böse, gibt es nichts schrecklicheres als den Vampir. Selbst unter Dämonen ist er ein Ausgestoßener.
- Montague Summers

Spencer

Wir haben ein paar Stunden Schlaf bekommen, da hat schon wieder das Handy geklingelt. Es gibt einen neuen Fall und wir sollen noch heute aufbrechen. Ich drehe mich auf die Seite, damit ich Harriet ansehen kann. Sie liegt auf dem Rücken und starrt die Decke an.
"Wie hast du geschlafen?"
Sie kneift einen Moment die Augen zusammen. "Nicht so gut."
Gestern hat sie zum ersten Mal, seitdem sie wieder arbeitet, einen Menschen erschossen, und es geht ihr sehr nahe. Ich kann sie gut verstehen. Als ich zum ersten Mal jemanden umgebracht habe, konnte ich wochenlang an nichts anderes denken.

Ich sitze neben Harriet am Fenster und richte meinen Blick auf den kleinen Bildschirm, auf dem Garcia bereits zu sehen ist. Der Flieger ist vor ein paar Minuten gestartet und sie wird uns nun den Fall vorstellen.
"Also, das Opfer wurde bereits identifiziert. Sie heißt Allison Carter, zwanzig Jahre alt."
"Nur ein Opfer? Warum wurden wir angefordert?", fragt Rossi, der gegenüber von mir sitzt.
"Allison wurde gestern tot in einem Wald aufgefunden", fährt Penelope fort.
Ein Bild von ihr erscheint auf dem Bildschirm und beantwortet Rossis Frage. Wenn es sich um einen sehr speziellen Mord handelt, werden wir auch angefragt, wenn es nur ein Opfer gibt. Allisons Kopf wurde abgetrennt und ein gespitzter Holzphal steckt in ihrer Brust.
Rossi runzelt die Stirn. "Was hat sie da im Mund?"
"Knoblauch", antwortet Penelope und nun ist sie wieder auf dem Bildschirm zu sehen.
"Das ist ja toll", meint Morgan und verdreht die Augen. "Wir suchen einen Vampirjäger."

Harriet

"Darf ich?", fragt Spencer.
Rossi schmunzelt. "Schieß los."
"Die verbreitete Vorstellung von Vampiren stammt aus dem südosteuropäischen Volksglauben. Es gibt verschiedene Wege, einen Vampir zu töten. Die Art und Weise, wie Allison getötet wurde, soll verhindern, dass sie als Untote zurückkehrt. Man glaubt, dies sei die sicherste Methode, einen Vampir umzubringen."
"Vielleicht hat der Täter Allison beschattet", sage ich. "Er muss etwas an ihrem Verhalten beobachtet haben, was ihn hat glauben lassen, dass sie ein Vampir ist."
Ich blättere in der Fallakte und stoße auf die Befunde der Autopsie. Laut dem Gerichtsmediziner ist Allison nur wenige Stunden vor ihrer Entdeckung gestorben. Sie wurde allerdings schon vor zwei Tagen als vermisst gemeldet, also hatte der Täter sie zwei Tage in seiner Gewalt. Es gibt kein Spur von sexuellen Übergriffen. Allerdings weisen die Befunde darauf hin, dass der Täter das Opfer mit Elektroschocks gequält hat.
"Entweder glaubt er schon länger an Vampire oder ein traumatisches Erlebnis hat Wahnvorstellungen in ihm hervorgerufen", überlegt JJ weiter.
Ich tippe mit dem Finger auf die Akte. "Warum hat der Täter das Opfer mit Elektroschocks gefoltert?"
"Vielleicht wollte er sie dazu bringen, ein Geständnis abzulegen", sagt Spencer. "Er hat sie so lange gefoltert, bis sie zugegeben hat, ein Vampir zu sein. Wenn elektronischer Strom durch den Körper fließt, wird inneres Gewebe oder Haut verbrennt. Feuer ist eine Schwäche von Vampiren."
"Blake und Reid, ihr spricht mit den Eltern des Opfers. Rossi und Stone, ihr fahrt zur Gerichtsmedizin. Die anderen fahren mit mir zum örtlichen Polizeirevier."

Spencer

Ich habe gehofft, dass Hotch mich mit Harriet einteilen würde, um wenigstens so ein bisschen Zeit mit ihr verbringen zu können. Ich hoffe, dass es ihr nach dem gestrigen Abend nicht allzu schlecht geht. Ich weiß, wie schwer es sein kann, darüber hinwegzukommen, einen Menschen erschossen zu haben.
Alex und ich fahren zu der Mutter des Opfers. Ihr Name ist Madeline und sie ist kaum dazu in der Lage, sich mit uns zu unterhalten. Der Tod ihrer Tochter macht sie so fertig, dass sie nicht aufhören kann zu weinen. Sie hat erlaubt, dass wir uns in Allisons Zimmer umsehen.
"Für eine Zwanzigjährige ist dieses Zimmer auffallend ordentlich", sagt Blake und geht zum Schreibtisch, auf dem ein Computer steht.
"Vielleicht hat Madeline das Zimmer aufgeräumt, weil sie gehofft hat, dass ihre Tochter zurückkommen würde."
Alex nimmt das Handy aus ihrer Tasche und ruft Garcia an.
"Wie kann ich euch helfen, meine Lieben?"
"Garcia, du bist auf laut gestellt. Kannst du dich in Allisons Computer hacken?"
"Ja, aber dafür muss er an sein."
Alex drückt auf ein paar Knöpfe und der Bildschirm leuchtet auf.
"Ich schaue mal, was ich über sie herausfinden kann und melde mich dann bei euch", sagt Garcia und legt auf.

Harriet

"Ich bin Special Agent Rossi, das ist Special Agent Reid", stellt David uns vor.
"Sie sind vom FBI?", fragt die Gerichtsmedizinerin.
"Ja, wir sind wegen Allison Carter hier."
Die Gerichtsmedizinerin führt uns zur Leiche und deckt die Plane auf.
"Sie hat mehrere kleine Brandwunden auf dem ganzen Körper."
"Die müssen von den Taserelektroden stammen", sage ich und die Gerichtsmedizinerin nickt.
"Sie hat bandförmige Abschürfungen an Hand und Fußgelenken", fährt sie fort und deutet auf die betroffenen Stellen.
"Fesselspuren", sagt Rossi.
Samuel zieht die Seile an meinen Handgelenken ganz fest und verknotet sie miteinander. Er hat mich an einen Pfosten gebunden und ich kann mich kaum auf den Beinen halten. Ich konnte mich einmal aus den Fesseln befreien. Er wird nicht zulassen, dass das wieder passiert. Mir wird schwarz vor Augen, doch ich versuche dagegen anzukämpfen. Die Schusswunde kann nicht heilen, weil ich mein Bein immer wieder zu stark belaste. Außerdem habe ich schon länger nichts getrunken oder gegessen. Samuel starrt mich eine Weile bloß an, dann fährt er mit den Händen über meine Brust, meinen Bauch und verharrt schließlich an dem Kopf meiner Hose.
"Können Sie uns etwas darüber sagen, wie der Kopf abgetrennt wurde?", fragt Rossi und reißt mich aus der Erinnerung.
"Ja, sehen Sie sich den Hals des Opfers an. Der Schnitt ist sehr unsauber. Wahrscheinlich wurde eine Säge verwendet."

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt