Teil 2 - Kapitel 38 - Fortschritte

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Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.
- Bertholt Brecht

Spencer

Es gibt eine neue Leiche und Hotch zitiert uns zum Tatort. Ich habe mir gedacht, dass der Täter bald wieder zuschlagen würde. Auch dieses Mal hat er das Opfer ausbluten lassen.
"Er hat die Arteria pulmonalis durchtrennt", stelle ich fest und sehe mir den toten Körper genauer an.
"Hm?", macht Morgan.
"Das ist die Lungenarterie", erkläre ich.
"Ja", sagt er. "Das ist nicht zu übersehen."
Ein tiefer Schnitt zieht sich über den Hals des Opfers. Sie liegt auf dem Bett im Schlafzimmer und es sieht so aus, als hätte jemand einen Eimer Blut über sie gekippt. Die Matratze und die Bettwäsche haben sich damit vollgesogen und der metallische Geruch steigt sofort in die Nase.

"Das ist Emma Avens", stellt Penelope das neue Opfer vor. "Sie hat ebenfalls an der George Mason University studiert."
"Unser Täter hat es auf Studentinnen abgesehen?", fragt Alex, mehr zu sich selbst als zu uns.
Harriet legt den Kopf schief. "Ich glaube, dass er seine Opfer kennt. Es kann kein Zufall sein, dass sie beide dort studiert haben."
JJ nickt. "Wir müssen hinfahren und herausfinden, wer sie zuletzt gesehen hat. Wahrscheinlich ist der Täter selbst ein Student oder ein Angestellter der Universität."
"Was ist sein Motiv?", fragt Morgan und runzelt nachdenklich die Stirn. "Geht es ihm um Macht?"
Rossi schüttelt den Kopf. "Ich glaube, er will sie bestrafen."
"Was können sie in seinen Augen so Schlimmes angestellt haben, um den Tod zu verdienen?"
"Finden wir es heraus."

JJ und ich fahren zur Universität, um dort ein paar Studenten zu befragen. Rossi und Harriet fahren zur Gerichtsmedizin. Morgan und Blake wollen mit den Eltern der Opfer sprechen.
"Spence?"
"Hm?", mache ich.
JJ sieht kurz zu mir auf und richtet den Blick wieder auf die Straße. Wir müssten in ein paar Minuten da sein.
"Ist alles in Ordnung?"
"Ja, ich bin okay", sage ich und versuche ein überzeugendes Lächeln zustande zu bringen, doch JJ lässt sich nicht täuschen.
"Wirklich? Du siehst müde aus."
"Ich bin nur ein bisschen gestresst. Mit Harriet läuft es gut und ich möchte es nicht vermasseln, meiner Mutter geht es wieder schlechter und ich habe die ganze Zeit den Fall im Kopf."
"Was Harriet angeht, kann ich dich beruhigen", sagt sie und auf ihrem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. "Ich weiß, dass sie glücklich mit dir ist."
Ich schmunzele. "Das freut mich zu hören."
Ich wüsste zu gern, ob sie über mich gesprochen haben. Wahrscheinlich haben sie das. Was hat Harriet wohl über mich gesagt?
"Und wenn du Hilfe brauchst, oder dich mal einen Tag vom Fall zurückziehen willst, dann sag mir Bescheid."
"Das werde ich. Danke, JJ."

JJ zeigt ihm ein Bild von Natalie Williams und Emma Avens.
Der Student nickt. "Ich habe sie schon oft zusammen gesehen. Vor einer Weile waren wir alle auf einer Party und sie waren auch da."
"Wann war das?", frage ich.
"Vor genau zwei Wochen."
JJ und ich tauschen einen Blick. Einen Tag später wurden beide als vermisst gemeldet. Das muss der Abend gewesen sein, an dem der Täter zugeschlagen hat. Mein Handy klingelt.
"Harriet", sage ich.
JJ nickt und wendet sich wieder dem Studenten zu. Ich gehe ein paar Schritte, damit ich ungestört telefonieren kann.
"Hallo?"
"Spencer? Das Blut in der Badewanne stimmt mit dem von Emma Avens überein. Das Blut, in dem Emma gelegen hat, ist von Natalie."
Der Unterton in ihrer Stimme klingt aufgeregt. Sie freut sich, dass sie mit ihrer Theorie richtig lag.
"Wir haben mit dem Präsident der Universität gesprochen, damit er Maßnahmen einleiten kann", sage ich. "Wir haben eine Spur. Sie waren zusammen auf einer Party, bevor sie verschwunden sind. Ich bin mir sicher, dass der Täter die Opfer kannte. Sie müssen freiwillig zu ihm gegangen sein."
"Sie sind nicht zu ihm gegangen. Emma wurde in ihrem Apartment getötet."
"Dann muss er beide Opfer dort getötet haben", überlege ich. "Später hat er die Leiche von Natalie in ihr Apartment gebracht und sie mit Emmas Blut übergossen."
"Ich melde mich, wenn wir noch etwas finden", sagt Harriet, verabschiedet sich und legt auf.
JJ unterhält sich noch immer mit dem Jungen. Als ich bei ihr bin, wendet sie sich mir zu.
"Sein Freund hat die Party geschmissen. Er kann uns eine Liste mit den Namen der Studenten geben, die dort gewesen sind. Einer von ihnen muss etwas wissen oder gesehen haben, mit wem die Opfer die Party verlassen haben."

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt