Kapitel 6 - Neues Opfer

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Jeder sieht, was du scheinst. Nur wenige fühlen, wie du bist.
- Niccolò Machiavelli

Harriet

Gestern war da dieser Moment zwischen uns und ich habe mir eingeredet, dass er nichts zu bedeuten hatte. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Wir haben uns noch ein bisschen unterhalten, dann hat Spencer mich zum Hotel begleitet, und nun stehen wir hier.

Spencer

Harriet ist mir so nah, dass ich ein paar Sommersprossen auf ihrem Gesicht erkennen kann. Ich sehe einen Moment zu lang in ihre grünen Augen und senke verlegen den Blick.
"Darf ich dir eine Frage stellen?"
Ich nicke.
"Warum ist es dir unangenehm, wenn man dich berührt?"
Ich versuche mit einem Lächeln meine Unsicherheit zu überspielen, doch es gelingt mir nicht. Ein Blinder würde erkennen, wie nervös ich bin. 
"Ich fürchte mich vor Keimen."
Harriet sieht mir ein paar Sekunden in die Augen, als wäre sie sich nicht sicher, ob ich es ernst gemeint oder einen Scherz gemacht habe. Dann greift sie langsam nach meiner Hand und streicht mit dem Daumen über meinen Handrücken. Eine wohlige Wärme breitet sich in meinem Körper aus. Ich bin überrascht, doch tatsächlich macht es mir nichts aus, dass sie mich berührt.
''Wir sollten gehen'', sage ich nach einer Weile.
Sie nickt und lässt meine Hand los, doch keiner von uns beiden weicht einen Schritt zurück. Es fühlt sich so an, als würde ich Maeve betrügen, wenn ich mit Harriet zusammen bin. Allerdings kann ich nicht ignorieren, welche Gefühle sie in mir auslöst.
"Wir sehen uns dann morgen."
"Bis morgen, Harriet."
Sie geht zum Eingang und ich schaue ihr nach, bis die Tür hinter ihr ins Schloss fällt.

Harriet

Ein neuer Tag, ein neues Opfer. Wir versammeln uns am Tatort und begutachten die Leiche. Meine Gedanken kreisen immer wieder um den gestrigen Abend, doch ich versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Es ist wieder eine Frau. Sie ist nackt und ihre Hände sind mit einem Seil an den Ast eines Baums geknotet worden. Ihr Körper ist mit Blutergüssen übersät und ihr Rücken ist voller dunkelroter Striemen und tiefen Schnittwunden. Obwohl ich den Job schon ein paar Jahre mache, kann ich nicht fassen, wozu manche Menschen fähig sind. Das Messer, das ihr den Rest gegeben hat, steckt noch immer in ihrer Brust. Wie kann man nur so grausam sein?
"Anfangs ging es ihm nur um das Foltern, doch jetzt stellt er sie zur Schau", sagt Rossi.
''Er hat einen Rausch'', fügt JJ hinzu.
Seine Drohnung schwirrt mir noch immer im Kopf herum: Hör auf zu ermitteln. Das war bloß der Anfang.

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt