Teil 2 - Kapitel 14 - Lügen

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Alles was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles was wahr ist, solltest du auch sagen.
- Voltaire

Harriet

"Ist das dein Ernst?", frage ich und blicke ihn herausfordernd an.
Spencer zuckt schuldbewusst mit den Schultern. "Bist du sauer?"
"Ja, Spencer. Irgendwie bin ich sauer!"
Er legt mir die Hände auf die Schultern und sieht mir direkt in die Augen. "Was hättest du getan, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst?"
Mein Blick wird weicher. Hätte ich nicht ebenso gehandelt?
"Du hättest es mir erzählen können", werfe ich ein.
"Ich wusste nicht, ob es wichtig ist."
Seit ein paar Tagen hat Spencer heimlich mit dem Team kommuniziert, um ihnen bei einem Fall zu helfen. Er sollte sich entspannen und die Sonne genießen, und nicht auf Verbrecherjagd gehen.
"So unwichtig kann es nicht sein, wenn sie uns bitten, nach Quantico zu fliegen, um zu helfen!"
Ich setzte mich auf die Kante des Bettes und stütze den Kopf mit den Händen ab. Wir hätten eigentlich noch ein paar Tage, bevor der Alltagsstress wieder losgeht.
"Es ist deine Entscheidung", meint er.
"Die Entscheidung hast du bereits für uns getroffen", entgegne ich und stampfe aufgebracht ins Schlafzimmer, um unsere Koffer zu packen, als ich einen Anruf von JJ erhalte.

Jennifer

"Also, fliegt ihr nach Quantico?", frage ich und warte auf eine Antwort von Harriet am anderen Ende der Leitung.
"Ja, wir kommen", erwidert sie aufgebracht.
Es raschelt im Hintergrund.
"Willst du mir sagen, was los ist?"
Sie seufzt. "Erzähle ich dir, wenn wir in Virginia sind."
"Okay. Soll ich euch vom Flughafen abholen?"
"Ja, das wäre nett."
Wir verabschieden uns und ich lege auf.

Spencer

Ich kann verstehen, dass Harriet wütend ist. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wieso ich ihr nicht vorher erzählt habe, dass das Team unsere Hilfe braucht. Ich wollte sie wohl nicht damit belasten, solange ich mir nicht sicher war. Sie sollte die Flitterwochen genießen. Als ich ihr das sage, wird ihr Blick etwas weicher, doch sie schüttelt langsam den Kopf und sagt: "Ich wollte sie mit dir genießen."

Im Flugzeug versuche ich, sie zu einem Gespräch zu verleiten, doch sie blockt ab. Nach einer Weile gelingt es mir doch.
Es ist spät. Die meisten Passagiere schlafen bereits. Glücklicherweise haben wir noch einen Flug bekommen.
"Spencer", murmelt Harriet müde und erwidert meinen Blick. "Ich könnte den Streit für ein paar Stunden vergessen."
Ich breite zögerlich meine Arme aus. Harriet schmiegt sich hinein und legt ihren Kopf auf meine Brust.
Sie seufzt leise. "Das ist schön."
Ich drücke sie leicht an mich und küsse sie auf den Kopf. "Es tut mir wirklich leid."
"Ich weiß."

Harriet

Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht, kämme mein Haar mit den Fingern durch und binde sie zu einem Knoten zusammen. Das Flugzeug ist vor einer Stunde gelandet. Wir wurden mit einem kleinen Bus vom Flugzeug zum Flughafen gefahren und haben anschließend unser Gepäck abgeholt. JJ müsste jeden Moment da sein. Sie ruft mich an, wenn sie am Eingang ist. Ich bin in dem WC und starre mich im Spiegel über dem Waschbecken an. Ich sehe erschöpft aus, was ich auch bin. Der Flug war anstrengend. Als ich die Toilette verlasse, wartet Spencer vor der Tür auf mich. Er hat zwei Becher Kaffee gekauft und reicht mir das flüssige Glück. Ich nehme dankend einen dampfenden Becher entgegen und nehme vorsichtig einen Schluck.
"Ist zwischen uns alles in Ordnung?", fragt er vorsichtig und sieht mich über den Rand seines Bechers hinweg an.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht wirkt schuldbewusst.
"Ja", murmele ich.
Wir haben erst vor ein paar Wochen geheiratet. Ich möchte mich jetzt nicht mit ihm streiten.
"Du lügst", stellt er fest.
Wie konnte ich nur für einen Moment vergessen, dass ich mit einem Profiler verheiratet bin?
"Es stört mich, dass du es mir verschwiegen hast. Ich möchte nicht, dass es zwischen uns so läuft."
"Es tut mir leid", sagt er. "Wie kann ich es gut machen?"
Irgendwie fühle ich mich nun schlecht. Habe ich überreagiert?
"Kannst du mir versprechen, dass wir einander nicht anlügen?"
Er küsst mich sanft auf die Stirn. "Ich gebe dir mein Wort", sagt er.
Nachdem JJ uns nach Hause gefahren hat, setzt die Müdigkeit ein. Ich bin allein. Spencer wollte zu seiner Wohnung, aber er kommt später vorbei. Der Flug hat mich geschafft. Ich stelle den Koffer ins Schlafzimmer und nehme eine heiße Dusche.

Spencer

Als ich meine Wohnung betrete, muss ich daran denken, was ich auf der Hochzeit oft gefragt wurde: Wirst du mit Harriet zusammenziehen?
Ich weiß nicht, wie ich das heikle Thema ansprechen soll. Ich meine, ich möchte mit ihr zusammenziehen, doch wie beginne ich dieses Gespräch? Ich denke eine Weile darüber nach und beschließe es ruhen zu lassen. Wir haben gerade erst geheiratet. Eins nach dem anderen. Ich glaube, ich mache keinen guten ersten Eindruck als Ehemann. Schließlich packe ich meinen Koffer aus, gehe duschen und schlafe ein wenig, bevor ich mich auf den Weg zu Harriet mache. Wir fahren zusammen ins FBI-Gebäude und treffen uns mit ein paar Teammitgliedern. Sie werden uns über die wichtigsten Ereignisse und den Verlauf des Falls aufklären. Morgen geht es an die eigentliche Arbeit.

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt