Kapitel 61 Teil 1

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Andre

Als wir angekommen sind, setzte ich meinen kleinen Dsche wieder auf dem Boden ab und nehme das Tuch um seinen Kopf weg, damit er sieht, wo wir sind. Seine Augen werden groß und mit glänzendem Blick strahlt er mich an. Ich greife nach seiner Hand und öffne ihm die Tür zu dem Restaurant, welches ich mit Sorgfalt ausgewählt habe. Es liegt ganz am Rand von Köln, ist aber kein Nobelding, bei dem man wegen den kleinen Häppchen nie satt wird, wie Jan es beschreibt. Ich weiß, dass er das nicht ausstehen kann. Billig ist jedoch auch das Gegenteil von diesem Lokal.

Der Kellner nickt mir zu und führt uns zu einem Tisch, den ich auf meinen Nachnamen reserviert habe. Auch diesen habe ich mit Bedacht gewählt: etwas abgelegen von den anderen und mit einen wunderschönen Blick auf den Rhein mit allen Lichtern, die sich darin spiegeln und mit den Booten, die in der Strömung leise vorbei ziehen. Der Kellner rückt unsere Stühle zurecht, zündet die Kerze auf dem Tisch an und verschwindet dann lautlos wie eine Katze. Jan macht noch immer große Augen. Ich ziehe meine Jacke aus und fummle an den Knöpfen von meinem Hemd herum, das ich extra für ihn angezogen habe.

„Ich habe es dir versprochen, Dsche. Und was ich verspreche, das halte ich..."

Unauffällig huscht sein Blick zu all den anderen Gästen um uns herum, die jedoch kaum Notiz von uns nehmen.

„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir was anderes angezogen...", murmelt Jan beschämt und rutscht nervös auf seinem Stuhl hin und her.

Die anderen Leute tragen fast ausschließlich Anzüge und Krawatten, die Damen Abendkleider und Perlenketten, während Jan mir in Jogginghose und T-Shirt gegenübersitzt.

„Vergiss es." Ich lächle ihn liebevoll an, um ihm die Anspannung zu nehmen. Tatsächlich hört er nun wenigstens auf, herum zu zappeln und vertieft sich stattdessen in die Speisekarte.

„Ziemlich teuer hier...", stellt er nach wenigen Sekunden fest.

„Du bist natürlich eingeladen!" Er wirft mir ein schiefes Lächeln zu.

Der Kellner erkundigt sich nach unserem Getränkewunsch und ich bestelle ein Glas Rotwein. Jan tut es mir gleich. Dann sitzen wir beide einfach nur da und wissen nicht so recht, was wir sagen sollen. Die Stimmung zwischen uns ist ein wenig angespannt und ich bin froh, als unsere Getränke kommen und wir etwas zu Essen bestellen können.

„Dsche?", frage ich irgendwann, als ich die Stille zwischen uns satt habe.

„Ja?" Seine Stimme zittert kaum merklich.

„Ich bin froh, mit dir heute Abend hier zu sein." Er atmet erleichtert auf. Wahrscheinlich hat er erwartet, dass ich etwas anderes sage, auch wenn ich nicht wüsste, was das sein sollte.

„Ich auch, Andre." Er trinkt einen Schluck aus seinem Glas.

Ich greife über den Tisch nach seiner Hand und verschränke unsere Finger miteinander. Er erwidert die Geste mit einem unsicheren Lächeln.

„Warst du schon ein mal hier?"

Ich schüttele den Kopf.

„Woher wusstest du...?"

„Ado hat es mir empfohlen." Ich werde mutiger und lehne mich weiter zu ihm. Seine blauen Augen bleiben in meinen hängen. Sie sind so...

„Hast du ihm erzählt, dass...?" Er spricht den Satz nicht zu Ende, aber ich höre die Furcht in seinen Worten.

„Nein!" Ich greife fester nach seiner Hand und lasse meinen Blick zu seinen Lippen wandern. Sie ziehen mich an wie ein Magnet.

„Danke..."

„Da gibt es nichts zu danken!" Wie ferngesteuert beuge ich mich noch weiter zu ihm, bis unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt sind. Jan hat seine Augen geschlossen, ich lege meine Hand in seinen Nacken und...


 


So es geht jetzt schon los... Ich gehe noch auf ein Fest und daher kommen zwei Teile der Lesenacht schon davor. Nächster Teil ist in einer Stunde am Start, also schaut gerne vorbei. Teil 3 (und 4?) kommen erst deutlich später, wenn ich wieder daheim bin. (Kann durchaus nach Mitternacht werden). Ich hoffe, dass trotz dieser Verschiebung ein paar von euch dabei sind... :* :* :*



 

Memories never die | JandreWhere stories live. Discover now