Kapitel 7

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Andre

Ich werde von einem lauten Poltern geweckt.

„Kannst du nicht aufpassen, du kleiner Tollpatsch?", höre ich Sarahs Stimme. Sie klingt belustigt. Es klopft an meiner Tür und keine Sekunde später steckt Jan den Kopf hinein. „Aufstehen, Androschka, wir müssen für die neue Crimetime drehen." Er schein guter Laune zu sein und irgendwie überträgt sich das auf mich.

„Aye, Aye, Sir!" Ich schwinge die Beine aus dem Bett. Jan schließt die Tür hinter sich und wird leiser.

„Du hör mal, wegen gestern Abend, ich glaube wir haben beide..." Ich will nicht hören, was er jetzt sagt, weil ich schon weiß, dass es mich verletzen wird.

„... das vergessen wir einfach, ok? Es ist nichts passiert." Er nickt und scheint erleichtert zu sein. Ich bin es auch, denn ich habe keine Lust auf ein ernstes „Ich habe da solche Gefühle für dich, die ich mir nicht erklären kann" - Gespräch.

Da fällt mir plötzlich was anderes auf. „Warum hast du eigentlich mein T-Shirt an?", frage ich mit einem verschmitzen Grinsen.

„Upps, da hat wohl jemand die Wäsche vertauscht... #Jandre Tweets incoming!" Wir lachen beide. Es tut gut, unbefangen mit ihm zusammen lachen zu können.

„Oh Mann, immer diese Fangirls!" Ich werfe Jan einen bedeutungsvollen Blick zu, woraufhin er wieder anfängt mit seinem unvergleichlichen Lachen. Dabei wissen wir beide, das an der ganzen Jandre Sache doch irgendwas nicht so ganz stimmt. Aber solange wir wie früher schon uns gemeinsam darüber lustig machen, ist alles in Ordnung.

Ich verschwinde ins Bad, während Jan sich in Richtung Küche begibt. Kurze Zeit später folge ich ihm. Er lehnt an den Schubladen und schmiert sich ein Brot. Gedankenverloren öffne ich den Kühlschrank und starre hinein. Sollte ich nicht doch mit ihm reden? Ihm einfach sagen, was ich empfinde...?

„Andre, du stehst schon seit fünf Minuten da und starrst vor dich hin. - Alles ok bei dir?", erkundigt sich Sarah, die ebenfalls die Küche betreten hat. Ich habe sie bis eben nicht mal bemerkt. Ich nicke und greife nach einem Erdbeerjoghurt. Eigentlich schmeckt mir das süße Zeug nicht, aber heute habe ich Lust darauf. Sarah verlässt die Küche. Ich stelle mich neben Jan, weil ich einen Löffel brauche, aber er lässt mich nicht an die Schubladen.

„Kann ich mal eben...", setze ich an, aber Jan schneidet mir das Wort ab.

„Nö." Er grinst frech. Erst bin ich verdutzt, doch dann lächle ich in mich hinein. Was er kann, kann ich auch. Provozierend nah dränge ich mich an ihn heran und greife mit beiden Armen um ihn herum. Ich sehe ihm in die Augen und taste gleichzeitig nach dem Griff der Schublade. Jan weicht so weit zurück, bis er direkt an den hellen Kunststoff gedrückt steht. Ich habe keine Chance da dran zu kommen. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Ich packe ihn an der Hüfte, hebe ihn hoch und setzte ihn auf die Küchentheke. Verdutzt blickt er mich an. Jetzt bin ich es, der schelmisch grinst. Eins zu Null für mich.

Ich öffne die Schublade und greife nach einem Löffel, doch er ist schneller. Er beugt sich weit nach vorne, bis er fast von der Theke rutscht. Seine blauen Augen sind meinen eigenen so nah wie noch nie. Sein Blick ist hypnotisierend. Ich bin willenlos. Genau wie am Abend zuvor. Sein warmer Atem streift meine Lippen. Er lehnt seinen Kopf gegen meine Brust. Das ist mehr, als ich ertragen kann. Ich lasse den Löffel fallen und ziehe ihn in meine Arme. Sein Körper so nah an meinem nimmt mir den Atem. Er schmiegt sich an mich wie ein kleines Kätzchen. Hatten wir nicht eben noch vereinbart, das zwischen uns zu vergessen? Es ist mir schlagartig vollkommen egal. Ich genieße seine Wärme und sauge seinen Duft gierig in mich auf. Ich spüre den Stoff seines T-Shirts durch mein eigenes hindurch, so nahe sind wir uns. Die Zeit bleibt stehen, es gibt nur ihn und mich, mich und ihn. Bitte lieber Gott, lass diesen Augenblick nie vergehen. Jan vergräbt seinen Kopf an meinem Hals. Seine warmen Lippen berühren meine nackte Haut. Ich spüre, wie ich mich augenblicklich anspanne und keuchend nach Luft schnappe. Ich bin wie gelähmt.

„Gay oder so?" Diese Worte holen mich aus meiner Trance wie ein Schlag ins Gesicht. Urplötzlich lässt Jan mich los. Cengiz steht mit verzogenem Mund vor uns. „Was geht denn bei euch ab? Erst die Sache gestern Abend und jetzt das?"

„Hast du ein Problem damit?" Jan ist ganz lässig. Ich bin es nicht. „Ach halt doch dein Maul, du Affe!", sage ich heftiger als gewollt. Ich bin von mir selbst überrascht.

„Das war doch mal eindeutig! Jandre ist real!!!" plappert Cengiz weiter. Ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist. Trotzdem brennt bei mir da die Sicherung durch. Jan und ich können so viel über #Jandre und die Fangirls lästern, wie wir wollen. Aber bei Cengiz ist das was anderes!

„Fresse! Da war gar nichts!", brülle ich. Jan sieht mich erschrocken und gleichzeitig enttäuscht an. Cengiz schaut verwirrt von mir zu Jan und wieder zurück. Das Lachen ist ihm vergangen.

„Andre hat recht", ich höre, wie Jans Stimme zittert. Dann macht er auf Absatz kehrt und verschwindet in sein Zimmer.


 


So, heute gibt es schon mal Kapitel 7, weil ich heute weiterschreiben konnte (ich bin immer ein bisschen im Voraus mit der Story) und natürlich, weil ihr so fleißig mitlest. Ich wünsche euch ganz viel Spaß und freue mich über Feedback. :)



Memories never die | JandreDove le storie prendono vita. Scoprilo ora