Kapitel 14

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(immer noch Andre)


Ich wanke zum Bett wie ein Zombie. Muss mich abstützen, damit ich nicht direkt auf Jan falle. Dann lege ich meine Lippen auf seine, spüre, wie ich mich entspanne und gleichzeitig näher an ihn heranrutsche. Dennoch berühren sich nur unsere Lippen. Ich verliere mich vollkommen, bis er plötzlich meinen Arm packt...


Ich erschrecke furchtbar. Ich reiße die Augen auf. Schaue in dunkles Blau. Es brennt nur eine Nachttischlampe, daher sind seine Augen so dunkel. Aber immer noch blau. Was tue ich hier nur? Es ist wie ein Erwachen aus einem Traum, einem wunderschönen Traum. Und jetzt ist es endgültig vorbei. Die bisherigen Situationen zwischen uns haben mir immer eine Lücke gelassen. Ein Schlupfloch. Ich konnte mich immer noch herausreden. Aber die Sache hier ist vollkommen eindeutig. Ich fühle mich auf einmal furchtbar schlecht. Ich schaue auf den Boden und dann wieder zu Jan, der scheinbar irgendwas sagte. In seinem Gesicht kann ich keine Wut oder Ärger erkennen, eher Besorgnis. Ich schaue auf seinen Mund, auf seine schmalen Lippen. Er spricht mit mir, aber ich befinde mich unter einer großen Glaskuppel, die nur für mich sichtbar ist und die mich von der Außenwelt abschirmt. Mein eigenes Schutzschild.


 

Jan

Also habe ich mich doch nicht geirrt. Ich öffne die Augen und packe Andre am Arm. Ein böser Fehler. Er reißt die Augen auf und weicht vor mir zurück. Er spricht kein Wort. Seine grünen Augen zeigen blankes Entsetzten.

„Verdammt, Andre, was ist los?" Langsam gerate ich in Panik. Wenn er nicht bald was sagt, was soll ich denn dann machen? Den Krankenwagen rufen? Ich rüttle an seiner Schulter. Ich will ihm doch nur zeigen, dass er keinen Fehler gemacht hat. Natürlich irgendwie schon, weil er das ganze heimlich gemacht hat, ohne mir was zu sagen. Aber andererseits auch wieder nicht, schließlich hab ich es in vollen Zügen genossen. Ich lehne mich zu ihm. Er weicht noch weiter zurück, vergräbt das Gesicht in den Händen. Seine Schultern beben. Ich überbrücke erneut den Abstand zwischen uns und streiche behutsam mit meinem Zeigefinger über seinen Handrücken. Er schluchzt auf. Wenigstens zieht er seine Hand nicht weg. Ganz vorsichtig lege ich die Arme um ihn, streichle seinen Rücken rauf und runter. Er rührt sich nicht. Eine lange Zeit sitzen wir beide nur so da.

„Jan?" Er blickt auf.

„Ja?"

„Es tut mir leid" - „Das muss es nicht."

„Ich habe unsere Freundschaft zerstört. Ich verstehe es, wenn du mich jetzt hasst. Ich bin genau wie mein... mein... mein..." Er bricht ab.

„Genau wie wer?", hake ich nach, aber Andre schüttelt nur müde den Kopf. „Bitte vergiss, was ich gesagt hab. Und am besten vergisst du mich auch... Ich muss weg... weit weg von hier..."

„Was?! Machst du Witze?" Er macht tatsächlich Anstalten zu gehen. Nein, ich muss das unbedingt verhindern. Ich will, das er hier bei mir bleibt. „Ich könnte dich nie vergessen, niemals!"

Er schnaubt. „Lüg mich und vor allem DICH bitte nicht an, Jan. Wir wissen doch beide, was Sache ist." Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Er war es doch, der vor Cengiz behauptet hat, da wäre absolut NICHTS zwischen uns beiden. Was soll das? „Mensch Andre, verstehst du denn nicht, dass ich..."

„Nein, lass mich in Ruhe." Er wendet sich ab und läuft zur Tür.

„Du bist die wichtigste Person in meinem Leben! Ich mag dich so sehr wie niemanden sonst!" Er dreht sich um und sieht mich finster an. „Ich glaube dir kein Wort!" Seine Hand schwebt über der Klinke. Dieser verdammte Sturkopf! Ist das denn so schwer zu begreifen?! Langsam werde ich richtig wütend. Seine Finger schließen sich eisern um die Klinke. Blitzschnell springe ich auf und schiebe mich zwischen ihn und die Tür.

„Lass mich durch!", faucht Andre. Doch ich denke nicht mal daran. „Was ist dein Problem?", zische ich zurück. Ihm entweicht ein Knurren, aber davon lasse ich mich kein bisschen einschüchtern. Er macht drohend einen Schritt auf mich zu, doch ich weiche kein Stückchen zurück.


 

Was Andre wohl gemeint hat? Ich persönlich mag den Teil, der als nächstes kommen wird, eigentlich ganz gern (soll kein Eigenlob sein!) :)

Hoffe, dass dieser Teil euch Spaß beim Lesen bereitet. Und vergesst nicht: Sternchen passen hervorragend zur Weihnachtszeit ;)





Memories never die | Jandreحيث تعيش القصص. اكتشف الآن