Kapitel 37

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(immer noch Jan)

So leise wie möglich öffne ich seine Tür...

Er liegt in seinem Bett mit dem Rücken zu mir, mehr kann ich in dem matten Lichtschein, der durch den Türspalt in den Raum fällt, nicht erkennen. Ich zögere und überlege, ob ich einfach zu ihm ins Bett steigen soll, so wie er es neulich bei mir gemacht hat. Letztendlich entscheide ich mich aber doch dagegen und will gerade die Tür wieder schließen, als er auf einmal sagt: „Wie lange willst du denn da noch rumstehen und mich anstarren?"

Ich zucke zusammen. Er hat gar nicht geschlafen? Oh Mist. Ich stehe regungslos im Türrahmen und weiß nicht, was ich antworten oder machen soll. Ist er möglicherweise sauer auf mich, weil ich ihn beim „Schlafen" gestört habe?

Es raschelt, als er sich in seinem Bett zu mir umdreht. Er blinzelt wegen dem Licht, was direkt auf sein Gesicht fällt.

„Jetzt komm schon her, Dsche!" Mit diesen Worten breitet er seine Arme aus und hebt seine Bettdecke ein Stückchen für mich an. Diese Einladung schlage ich natürlich nicht aus, sondern schalte mit einem Lächeln das Licht im Flur aus und schiebe mich voller Zufriedenheit zu Andre unter die Decke.

Wir schweigen. Im Dunkeln kann ich ihn neben mir spüren. Er liegt keine Armlänge von mir entfernt, wodurch mein Herz sofort beginnt, schneller zu schlagen. Er dreht sich mit dem Gesicht zu mir und ich spüre seinen Atem, wie er von der Seite sanft über mich schweift.

„Hast du mich vermisst, Jan?", raunt er mir mit seiner tiefen Stimme dicht an meinem Ohr und ich bekomme Gänsehaut davon.

„Nein", gebe ich zurück, um ihm diese Genugtuung nicht zu gönnen, obwohl wir beide wisse, dass das nicht die Wahrheit ist. Er lacht leise. Ich liebe es, sein Lachen zu hören.

„Jan?", bricht er nach wenigen Sekunden wieder die Stille.

„Ja?"

„Ich will, dass du näher bei mir bist."

Ich tue, was er verlangt und rutsche ein Stück zu ihm hin. Noch ist ungefähr zwei Hände breit Platz zwischen uns, soweit ich das im Dunklen einschätzen kann. Mein Herzschlag wird erneut schneller.

„Noch näher!" Mein Arm streift seinen. Die Berührung fühlt sich an, als würden Funken zwischen unserer Haut hin und her tanzen, so geladen sind wir beide.

„Hast du das auch gespürt?", murmelt er und seine Lippen streifen meine Wange zart wie ein Windhauch.

Ich taste nach seiner Hand. Er zieht mich zu sich. Sein Körper ist im Gegensatz zu meinem ziemlich kalt, was wohl daran liegt, dass er gerade erst von draußen rein gekommen ist.

„Ich brauche deine Wärme, Jan. Ich brauche dich hier und jetzt bei mir!"

Er schließt seine Arme um mich und drückt mich fest an sich. Augenblicklich überkommt mich wieder dieses Gefühl von unendlicher Geborgenheit. Hier gehöre ich hin. Zu ihm. In seine Arme. 

Ich lege eine Hand auf sein T-Shirt auf Höhe von seinem Bauch. Den Kopf und meinen Oberkörper lasse ich auf seine Brust sinken. Kurz darauf spüre ich seine kühlen Lippen in meinem Nacken und seufze wohlig auf. Meine Augenlieder werden schwer und fallen zu.

Auf einmal bin ich todmüde. Ich merke, wie er sich noch mehr an mich schmiegt und sein Gesicht an meinem Hals und eine Hand in meinen Haaren vergräbt. Wenn ich könnte, würde ich genau jetzt die Zeit anhalten. Dieser Moment soll für immer bleiben. Ich höre ihn noch etwas flüstern, aber da bin ich schon fast eingeschlafen.


Andre

Am nächsten Morgen wache ich auf, weil mir kalt ist. Im Halbschlaf taste ich nach Jan, aber meine Hände greifen ins Leere. Weil ich ihn nicht finden kann, öffne ich meine Augen und setzte mich auf. Das Bett ist leer, abgesehen von mir natürlich. Mit einem Seufzen lasse ich mich zurück in die Kissen fallen, aber ohne Dsches warmen Körper neben meinem fühle ich mich einsam. Also stehe ich auf und mache mich kurz im Bad fertig. Dabei finde ich das T-Shirt, was er heute Nacht getragen hat neben dem Waschbecken. Ich greife danach und kann nicht widerstehen, es mir anzuziehen. Augenblicklich steigt mir Dsches Duft in die Nase und ich betrachte mich lächelnd im Spiegel.

Als ich ins Wohnzimmer komme, begrüßt mich ein gut gelaunter Jan, der mit einem Kaffeebecher gegenüber von Melina am Tisch hockt und sich gerade ein Brötchen schmiert. Er mustert mich und pfeift mir hinterher wie ein Charmeur, woraufhin ich im Laufen umdrehe, ihm das Brötchen aus der Hand nehme und mir selbst in den Mund stecke.

„Hey, das war meins!" Ich achte nicht auf seinen Protest.

„Pech gehabt!"

Melina rührt kichernd ihren Tee um.

„Dann mach mir wenigstens ein neues!", fordert Jan.

„Nö!" Ich strecke ihm die Zunge raus und lasse mich neben ihn auf einen Stuhl fallen. Er starrt mich gespielt feindselig an, sodass sowohl ich als auch Melina in lautes Gelächter ausbrechen.


„Schön, dass ihr euch immer so lieb habt!" , Melina schiebt sich einen Löffel mit Nutella in den Mund.


„Aber immer doch!" Ich werfe Jan absichtlich einen besonders langen, schmachtenden Blick zu.

Dieser greift mit einem Schnauben nach einem Croissant, muss aber ebenfalls grinsen. In diesem Moment klingelt mein Handy. Dsche fischt es aus meiner Hosentasche und meldet sich zu meiner und Melinas Belustigung als „Andre Schiebler", wobei er meine Stimme wirklich ausgesprochen treffend imitiert.

Ich will ihm das Teil wegnehmen, aber er ist schneller und läuft schnurstracks in die Küche. Ich folge ihm dicht auf den Fersen.

„Hi Ado. Ne ich bins, Jan.", sagt er kurz darauf. Ich gestikuliere wild, in der Hoffnung, dass er mir endlich mein iPhone zurückgibt.

„Warum ich Andres Handy habe?" Er lacht. „Hat er gestern Abend in meinem Bett liegen lassen. Aber wie es da hingekommen ist, erzählt er dir am besten selber..." Mit diesen Worten gibt er mir mein iPhone zurück. Scheiße, was soll ich denn jetzt sagen? Seine Formulierung klang ja mehr als eindeutig. Ich melde mich und Ado begrüßt mich belustigt.

„Jo, was geht denn bei euch, Andre?"

„Eigentlich nicht viel...", sage ich so wage wie möglich, „Und bei dir?"

„Alles bestens. Ich wollte dir eigentlich nur Bescheid sagen, dass wir übermorgen einen Auftritt beim ZDF Frühstücksfernsehen haben mit Ups and Downs  (Das Lied ist MEGAGEIL, finde ich). Das heißt für dich, dass du morgen Abend nach Berlin kommen solltest. Wenn du Bock hast, können wir ja auch noch zusammen feiern gehen oder so..."

„Klingt nice!", antworte ich ihm, obwohl ich eigentlich nicht so viel Lust darauf habe. Denn dann kann ich Jan für mindestens zwei Tage nicht sehen. Außer ich nehme ihn einfach mit.

„Ich hab schon nen Hotel für dich gebucht." Scheiße, das wars dann wohl mit dem gemeinsamen Kurztrip. „Ich schick dir dann noch die Adresse, ok?"

Ich stimme zu und versuche, mir nichts anmerken zu lassen. Wir unterhalten uns noch ein Weilchen über den bevorstehenden Auftritt, während Jan und Melina nebenan das Geschirr abräumen.


Jooo, endlich ein neues Kapitel. :) Habt Spaß beim Lesen...

Noch ne Frage (falls ihr mögt). Ballert mal in die Kommis, wie ihr euch am Donnerstag verkleidet, oder ob ihr einfach so wie immer in die Schule geht... :D

Memories never die | JandreWhere stories live. Discover now