Kapitel 1

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Jan

Frustriert schließe ich das Schnittprogramm und klicke auf „Computer herunterfahren". Seit Tagen ist es das gleiche. Ich stehe auf, setzte mich hin und schneide von morgens bis abends, um dann vollkommen erschöpft und mies gelaunt ins Bett zu fallen. Ich weiß nicht, wie viele Wochen ich mit nichts anderem verbracht habe. Ich starre auf den schwarzen Bildschirm vor mir und sehe mein hageres Gesicht, dass sich darin spiegelt. Natürlich haben Andre und Cengiz mir immer wieder ihre Hilfe angeboten. Aber vor allem Let's Draw bleibt einfach meine Aufgabe. Ich bin nicht böse deswegen, aber langsam kann ich nicht mehr.

Ich seufzte tief und vergrabe den Kopf in meinen Händen. Wie lange soll das noch so weiter gehen? Ich höre, wie die Tür sich leise öffnet und wieder schließt. An den Schritten erkenne ich, dass es Andre ist, der durch den Raum zu einem Regal in meinem Rücken schlendert und dort in einer der Schubladen kramt. Offenbar hat er das gefunden, was er sucht, denn ich höre, wie er sich umdreht und wieder zur Türen gehen will. Doch dann hält er inne und ich spüre seinen Blick auf mir.

„Alles in Ordnung, Jan?", ich nehme den besorgten Unterton in seiner Stimme war. Ich antworte nicht.

„Dsche?", fragt er leise. Wahrscheinlich denkt er, dass ich schon schlafe. Wie in Zeitlupe hebe ich den Kopf. Er steht direkt hinter mir und lässt die Hand sinken, die er nach mir ausgestreckt hat. Müde starre ich in seine grünen Augen.

„Schon ok...", murmele ich leise. Ich will mich aufrichten, aber der Schmerz in meinem Nacken treibt mir Tränen in die Augen. Ich unterdrücke das „Aua", was mir auf der Zunge liegt, aber Andre sieht auch so, was Sache ist.

„Du bist total verspannt, hab ich recht?" Ich nicke stumm.

„Tut's sehr weh?" Ich reibe mir den Nacken, was er offenbar als Ja versteht. Nachdenklich blickt er mich an.

„Warte, ich hab eine Idee!" Och nee, eigentlich will ich nur noch schlafen. Aber irgendwie bin ich auch neugierig. „Komm mit!" Andre greift nach meiner Hand und zieht mich mit durch den Flur in sein Zimmer.

„Warte hier." Er verschwindet, um kurz darauf mit drei großen Handtüchern wieder zu kommen. Ohne Hast schließt er die Tür ab und breitet die Handtücher Seite an Seite auf dem Bett aus.

„Was wird das denn?" Ich mustere ihn skeptisch. Er schweigt und bedeutet mir, mein T-Shirt auszuziehen. Obwohl ich es nicht will, muss ich grinsen.


Memories never die | JandreWhere stories live. Discover now