Kapitel 11

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*Zeitsprung*

Andre

Leise, sehr leise öffne ich seine Tür. Er liegt mit dem Kopf auf der Tastatur von seinem PC und ist eingeschlafen. Genau wie gestern. Und vorgestern. Und vorvorgestern. Ich weiß nicht, was ich tue, aber ich hebe ihn ohne nachzudenken hoch und trage ihn zu seinem Bett. So wie immer. Ich such nach Anzeichen, ob er noch wach ist, aber sein Atem geht ruhig, er schläft friedlich. Er liegt schwer in meinen Armen.

Eine Sekunde zögere ich, dann beuge ich mich zu ihm und lege meine Lippen auf seine. Wie ein wildes Tier, das tagelang nichts gefressen hat. Wie ein Vampir, der sein Opfer beißt, um an das süße Blut zu gelangen. Wie ein Junkie, der sich einen Schuss gibt. Ich brauche ihn noch viel mehr. Seine Lippen sind so unendlich weich auf meinen, so unendlich zart und warm. Ich fühle mich so lebendig, so zufrieden, so erfüllt, auch wenn er nicht erwidert. Aber gleichzeitig will ich immer mehr von ihm. Tag für Tag wird mein Verlangen nach seiner Nähe größer. Es ist eine Sucht geworden. Ich brauche mehr. Immer mehr Fleisch, immer mehr Blut, eine immer höhere Dosis.

Ich spüre, wie er sich bewegt, wie er langsam erwacht. Ich kann nicht gehen. Ich kann ihn nicht loslassen. Ich schiebe meine Beine vom Bett, meine Lippen noch immer auf seinen. Ich komme nicht fort von ihm. Ich merke, wie er schlaftrunken den Arm hebt und renne aus dem Zimmer, stolpere im Flur über irgendeinen Karton am Boden. Egal, nur weg von hier.



So, meine erstes Kapitel von der Lesenacht. Bisschen mies der Cut, das gebe ich zu. ;) Ich hoffe mal, dass ihr dabei seid und bleibt. Ich habe das Gefühl, kürzere Kapitel kommen bei euch besser an (von den Bewertungen her). Oder? Das nächste wie versprochen um 23 Uhr... Viel Spaß beim Lesen und DANKE für inzwischen über 600 Reads. Das geht ja unglaublich schnell bei euch :)



Memories never die | JandreWhere stories live. Discover now