Kapitel 15

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Andre

„DU bist mein Problem!", presse ich hervor. Ich bin so wütend. Wütend auf mich selbst.

„Was habe ich dir denn getan?"

„Nichts. Gar nichts!" Ich schreie fast. Aber Jan sieht nicht weniger angespannt aus. Ich mache einen weiteren Schritt auf ihn zu und hoffe, dass er endlich die Tür frei macht. Natürlich tut er es nicht. Er ist genauso stur wie ich. Dabei will ich ihn doch nur schützen. Vor mir.

Er sieht mir so tief in die Augen, dass er direkt in meine Seele schaut. Jedenfalls fühlt es sich so an. So was habe ich noch nie erlebt. Verwirrt senke ich den Blick. Ich bin so verletzlich, dabei sollte ich doch der Starke von uns beiden sein. Aber er hat mich längst in seinen Bann gezogen. Ganz ruhig greift er nach meiner Hand, ohne den Blick abzuwenden. Er löst meine verkrampften Finger von der Türklinke und verschränkt sie mit seinen eigenen. Ich fühle mich so sehr zu ihm hingezogen, dass es wehtut. Ich kann mich wehren, so viel ich will. Es bringt nichts. Mit der linken Hand berührt er mein Gesicht, streicht über meine Wange. Bevor sie weiter zu meinem Hals wandert, fange ich sie ab. Aber er weiß, was er zu tun hat. Er lässt seine andere Hand über meinen Rücken gleiten. Ich schiebe sie fort.

Doch er hat noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. Er stellt sich auf die Zehenspitzen und legt seine Lippen auf meine. Mehr ein Hauch als eine Berührung. Unfassbar zart und liebevoll. Ich stöhne auf. Ringe mit mir. Balle die Hände zu Fäusten, grabe mir die Fingernägel in den Unterarm, um mich durch den Schmerz abzulenken und kann doch nicht gewinnen. Ich bin ihm verfallen. Ich könnte schreien vor Wut und Enttäuschung. Enttäuschung über mich selbst. Aber stattdessen dränge ich ihn gegen die Tür. Immer näher und näher komme ich ihm. Es passt kaum noch ein Blatt Papier zwischen uns. Ich strecke mich ihm entgegen, wie eine Blume dem Sonnenlicht. Und trotzdem zögere ich in der Bewegung. Jan überwindet die letzten Millimeter. Wieder spüre ich seine warme Haut durch den Stoff seines T-Shirts. Sein Duft vernebelt mir die Sinne. Wie kann er mir das antun? Ich presse meinen Körper an seinen, sein Kuss raubt mir den Verstand. Er wandert mit dem Mund abwärts zu meinem Hals. Ganz sanft leckt er über die kleine Kuhle oberhalb meines Schlüsselbein. Er saugt sich an der Stelle fest.

Es ist genau wie damals. Ich röchle, kralle meine Hände in seine Haare. Er gibt ein dumpfes Keuchen von sich und schiebt eine Hand unter mein Shirt. Ich bekomme keine Luft. Ich will schreien und kann nicht. Panik steigt in mir auf. Vor mir sehe ich die wütend blitzenden grünen Augen, der Biergestank schlägt mir ins Gesicht. Mir ist kotzübel. Mein Atem wird flach. Die derben, schwieligen Pranken auf meinem Rücken, die Stöße in meinem Bauch. Ich reiße mich los und falle zu Boden. Lehne mich vornüber, um mich zu erbrechen. Aber es kommt nichts. Ich ringe nach Luft. Mir wird kurz schwarz vor Augen. Ich zwinge mich, ruhiger zu atmen. Beginne zu zählen. Ganz langsam. Das hilft immer.

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Jans besorgter Blick, mit dem er sich zu mir nach unten beugt. Ich stoße ihn weg und mache mich ganz klein. Rolle mich zu einer Kugel zusammen, denn jetzt kommen die Krämpfe. Genau wie damals. Die Krämpfe sind am schlimmsten. Ich habe das Gefühl, dass ich sterben muss.


Na, was sagt ihr? Ich hab mir echt Mühe gegeben bei dem Teil, den habe ich schon mal ganz am Anfang gehabt und ihn dann immer wieder verbessert... Lasst also gerne ne Rückmeldung da :)

Freut ihr euch auch so über das Let's Draw Comeback diesen Sonntag? Das wird geil!!! :D


Memories never die | JandreWhere stories live. Discover now