Kapitel 47 (Teil 3)

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Ich habe es damals nicht verstanden, auch jetzt verstehe ich es noch nicht ganz. Aber da ist was zwischen uns, dass ich nicht in Worte fassen kann.


(immer noch Andre)

„Er spielt wunderbar, nicht wahr?"

Ich hebe den Kopf und sehe in Annes blaue Augen. Es kommt mir wie gestern vor, als sie in ihrem blauen Kleid neben mir saß und wild applaudiert hat, als die letzten Töne des Klaviers verklingen. Ich bin überfordert mit der Situation, daher bringe ich nur ein vages Nicken zustande.

„Ich glaube, das nimmt ihn alles ziemlich mit..." Sie sieht mich sorgenvoll an. „Er hat unsere Großmutter sehr gern gemocht."

Wieder nicke ich, noch immer unfähig, etwas zu sagen.

Ihre sorgenvolle Miene verwandelt sich in ein Lächeln. „Umso besser, dass du da bist und dich so lieb um ihn kümmerst. Das bedeutet ihm mehr, als du vermutest, auch wenn er dir das vielleicht nicht zeigt. Ich finde es so toll von dir Andre, dass du immer für ihn da bist. So einen Menschen an seiner Seite zu haben ist unbezahlbar."

Von wegen! Wenn sie nur wüsste, was dieser angeblich unbezahlbare Mensch an Jans Seite getan hat... Jetzt hat mein schlechtes Gewissen seinen Höhepunkt erreicht. Ich würde am liebsten laut schreien. Sie streckt mir eine Hand entgegen. Ich ergreife sie und sie zieht mich auf die Beine. Forschend schaut sie mir ins Gesicht, ihre blauen Augen mustern mich eingehend, sodass ich rasch auf meine Hände gucke.

„Andre, du weinst ja...", besorgt streicht sie über meine Schulter.

„Ach, wirklich?", frage ich erstaunt und fahre mir mit dem Handrücken über die Augen. Tatsächlich. Meine Wangen sind ganz nass.

„Was ist denn los?" Ihre Stimme klingt sanft und einfühlsam, sodass ich mich gerne in ihre Arme werfen und ihr auf der Stelle alles erzählen würde. Ja, manchmal habe sogar ich ein Bedürfnis nach Zuwendung.

Ich unterdrücke es aber, weil sich in diesem Moment Jans Zimmertür öffnet. Er tritt mit einem auffällig versteinertem Gesichtsausdruck heraus. Trotzdem sehe ich auch auf seinen Wangen getrocknete Tränen. Seine Augen sind ebenfalls auffällig rot. Daran bin ICH Schuld. Wegen mir hat er geweint. Diese Vorstellung ist furchtbar. Ich bin es nicht wert, dass man um mich weint. Ich bin so ein...

Anne wirft Jan einen halb mitleidigen, halb ungläubigen Blick zu, was er mit einem trotzigen „Was?!" kommentiert.

„Nichts. Ich wollte nur wissen, ob irgendwas mit euch beiden nicht in Ordnung ist..." Sie hebt abwehrend die Hände.

„Uns geht es gut, danke der Nachfrage."

Anne sieht verwirrt zwischen uns hin und her. Die Stirn hat sie in Falten gelegt. Ihr lang gezogenes „Okeeeey..." bringt klar zum Ausdruck, dass sie ihrem Bruder nicht recht glaubt.

Für einige Sekunden stehen wir einander stumm gegenüber.

„Andre, du kannst mir doch nicht erzählen, dass...", setzt Anne erneut an.

„Ich bin fertig mit packen. Können wir dann los?", unterbricht Jan sie hastig und seine Augen funkeln warnend.

„Ja, ich denke schon", gebe ich unsicher zurück.

„Also dann..." Er legt mir eine Hand auf den Rücken und schiebt mich Richtung Treppe. Seine Finger fühlen sich durch den Stoff meiner Jacke warm an und ein Kribbeln verteilt sich von seiner Berührung aus über meinen ganzen Körper. Obwohl ich es nicht sollte, wünsche ich mir, dass er seine Hand dort lässt und trödele extra auf dem Flur herum. Doch sobald wir aus Annes Sichtweite verschwunden sind, zieht er sie fort und biegt Richtung Wohnzimmer ab.

„Ich verabschiede mich jetzt mal von meinen Eltern und dann fahren wir nach Köln zurück!"

„Warum hast du es so eilig?", hake ich nach.

„Ist doch egal..." Er wendet sich von mir ab.

„Jan?"

„Ja?!" Schon wieder klingt er genervt.

„Solltest du nicht lieber noch ein bisschen...", ich muss schlucken.

„... hier bleiben?", beendet er meinen Satz, als hätte er meine Gedanken gelesen.

„Nein!", fügt er entschieden hinzu.

„Denkst du nicht, das wäre besser für uns beide?"

„Vielleicht. Aber die Videos warten."

„Ich könnte sie dir schicken... Oder Stephan schneidet sie..."

Er schüttelt den Kopf. „Vergiss es."

„Okay", antworte ich kleinlaut, „Soll ich mich nicht noch bei deinen Eltern bedanken für die... äh... Gastfreundschaft oder so?"

„Ne, lass mal. Das mache ich schon..." Mit diesen Worten schließt er die Wohnzimmertür hinter sich. Na toll, er will nicht mal, dass ich mich von seiner Familie verabschiede. Wo soll das alles noch hinführen?


 


Wollt ihr noch einen Teil? (Hängt ganz von euch ab :))


Ich erinnere mich noch, wie ich vor einiger Zeit schon mal ne Lesenacht gemacht habe. Das war noch eher am Anfang der Story... Und da waren kaum Leute dabei und jetzt sind es echt einige! :D


Meeeega DANKESCHÖN an alle, die gerade mitlesen. An alle, die immer so fleißig kommentieren (ihr wisst Bescheid, wen ich meine) und mich dadurch immer motivieren, weiterzuschreiben und mir durch liebe Worte und Likes zeigen, dass die Stunden, die ich immer vor meinem Laptop verbringe nicht umsonst sind! :* Ihr seid echt einmalig! Tausend DANK dafür! *-* <3 Ich freue mich über jeden einzelnen von euch...



 

Memories never die | JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt