Kapitel 49

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Im Gryffindor-Turm war nicht viel los. Die meisten hatte es nach draußen gezogen, jetzt wo die Prüfungen vorbei waren. Draußen schien die Sonne und die Vögel zwitscherten. Isabella war eigentlich auch gerne draußen. Doch gerade saß sie in ihrem Schlafsaal auf dem Fenstersims und schaute hinaus. Sie sah Fred und George, wie sie mit Lee Jordan im schwarzen See schwommen. Lily saß mit Ginny und Luna unter einem großen Baum, welcher einen riesigen Schatten warf. Ginny, die in der Mitte saß, schien lebhaft was zu erzählen. Selbst Remus war draußen. Der Ravenclaw hatte sich von seinem großen Bruder dazu überreden lassen. So gingen sie zusammen über die Wiesen. Am schwarzen See blieben sie stehen. Auch, wenn Isabella nichts von dem, was sie sagten, hören konnte, konnte sie sich sehr gut vorstellen, was gerade passierte. Elijah versuchte vermutlich Remus dazu zu überreden in den schwarzen See zu kommen. Dieser konnte jedoch nicht schwimmen. Isabella konnte sich Bildlich vorstellen, wie Elijah anfing zu grinsen. Dann packte der Fünftklässler seinen Bruder, rannte mit ihm auf das Wasser zu und warf ihn hinein. Remus' Schrei war bis oben zu hören. Er begann heftig mit den Armen zu rudern und tauchte immer wieder unter Wasser. Elijah sprang gut gelaunt hinterher, packte seinen Bruder unterm Arm und fing sich von ihm eine heftige Ohrfeige ein, als Remus sich vom ersten Schreck erholt hatte. Isabella seufzte leise, stand auf und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum.

Dort saßen Harry und Ron in einer Ecke. Sie ging zu ihnen. "Was macht ihr hier drin?", wollte das Mädchen wissen und setzte sich dazu. "Das könnten wir dich auch fragen.", meinte Ron. "Mir war nicht danach, raus zu gehen.", murmelte Isabella. Sie hatte noch immer das kurze Gespräch mit Fudge im Kopf. Wenn sie daran dachte, flammte in ihr wieder die Wut auf. Harry schien zu ahnen, was ihr durch den Kopf ging. Er legte eine Hand auf ihren Arm. "Kommst du bei Sonnenuntergang mit hinunter zu Hagrid?", fragte er leise. Isabella hob eine Augenbraue hoch. "Als ob die Lehrer uns das erlauben. Und warum willst du überhaupt bei Sonnenuntergang hinunter zu Hagrid?", meinte Isabella. "Hagrid hat geschrieben. Seidenschnabel hat die Berufung verloren. Bei Sonnenuntergang wollen sie ihn hinrichten. Hermine, Ron und ich wollen für Hagrid da sein, wenn es passiert.", erklärte Harry. Das Mädchen starrte ihn fassungslos an. "Wie wollt ihr dahin kommen? Kein Lehrer wird es erlauben.", gab sie zu Bedenken. "Hermine holt gerade den Tarnumhang aus der einäugigen Hexe.", antwortete Ron. "Hermine?", hakte Isabella zweifelnd nach. Harry und Ron nickten. Wenige Minuten später kam Hermine schließlich wieder. Sie hatte den Tarnumhang fein säuberlich gefaltet unter ihrem eigenen Umhang versteckt.

Nach dem Abendessen huschten Harry, Ron, Hermine und Isabella in eine leere Kammer. Elijah, der es bemerkt hatte, huschte ihnen hinterher. Die Freunde erschraken fürchterlich. "Was... Was willst du?", fragte Isabella erschrocken. "Wissen, warum ihr euch hier versteckt, statt in den Gemeinschaftsraum zu gehen.", antwortete Elijah. "Wir... Ähm...", stammelte Hermine mit rosa Wangen. "Wir wollten hier kurz über unsere Prüfungen sprechen und vergleichen. Vorher schon mal schauen, ob wir bestanden haben.", log Isabella. Elijah, der seine Schwester gut kannte, sah sie mit einem Blick an, der deutlich zeigte, dass er wusste, dass sie log. "Und die Wahrheit?", wollte er wissen. Die Freunde sahen sich einander an. Niemand sagte etwas. "Na kommt schon, ich werde euch nicht verraten.", murrte der Fünftklässler. "Wir wollen zu Hagrid, weil Seidenschnabel nachher hingerichtet werden soll.", erklärte Isabella knapp. Elijah seufzte tief. "Und da die Lehrer es nicht erlauben werden, geht ihr heimlich.", bemerkte Elijah. Isabella nickte leicht. "Und wie wollt ihr unbemerkt hinaus kommen?", fragte Elijah. "Lass das unsere Sorge sein.", sagte Ron sofort. "Ich möchte aber mit. Hagrid ist auch mein Freund.", machte Elijah klar. Die Freunde sahen sich unsicher an. "Und du wirst uns nicht aufhalten?", hakte Harry nach. "Nein.", antwortete Elijah. "Du wirst uns auch nicht verraten?", wollte Ron wissen. "Gewiss nicht. Ich will ja selbst zu Hagrid.", sagte Elijah entrüstet. "Na gut.", seufzte Hermine. Ihre Wangen waren noch immer gerötet. Isabella bemerkte es und sah Hermine fragend an. Diese errötete noch mehr.

Als auch das letzte Pärchen verschwunden war, versteckten sie sich zu fünft unter dem Tarnumhang. Es wurde sehr eng. "Au, dass war mein Fuß!", stieß Ron aus. "Tschuldigung", sagte Isabella leise. Ohne irgendwem zu begegnen, kamen sie vor Hagrids Hütte an. Harry klopfte an die Tür. Es dauerte eine Weile, doch schließlich öffnete Hagrid die Tür und sah sich um. Er sah nicht gut aus. "Wir sind es.", sagte Harry leise. "Wir sind unter dem Tarnumhang. Lass uns rein, dann können wir ihn ablegen.", fügte er ebenso leise hinzu. "Ihr hättet nicht kommen sollen.", sagte Hagrid, ließ sie aber eintreten. Elijah schloss hinter ihnen die Tür. Als sie drin waren, zog Harry den Tarnumhang runter. "Elijah?", fragte Hagrid überrascht. "Ich habe mich mit dran gehangen, als ich gehört habe, worum es geht.", antwortete der Fünftklässler. Hagrid weinte nicht. Er sah aus wie Jemand, der nicht wusste was als nächstes passieren würde. Der Wildhüter bot ihnen Tee an. Mit zittrigen Händen kippte er den Tee in Becher. Dabei verschüttete er die Hälfte auf den Tisch. "Wo ist Seidenschnabel?", fragte Hermine vorsichtig, die sich in der Hütte umgesehen hatte. "Er ist draußen. Habe ihn draußen angebunden, damit er nochmal frische Luft bekommt, bevor...", antwortete Hagrid. Er zitterte nun so stark, dass ihm der Milchkrug zu Boden fiel. Hermine sprang auf und begann den Milchsee aufzuwischen. Als Hermine alles aufgewischt hatte, suchte sie im Schrank nach einem neuen Milchkrug. Harry wollte wissen, ob man nicht doch noch was ändern könnte. Doch es brachte alles nichts. Der Henker war ein Freund von Malfoys Vater. Und Malfoy hatte den Ausschuss in der Tasche. Vermutlich bedrohte er sie alle. Sie wollten bei ihm bleiben, doch Hagrid wollte das nicht. "Ihr sollt sowas nicht mit ansehen müssen.", sagte er. "Außerdem, wenn Dumbledore oder Fudge euch hier sehen, bekommt ihr ganz gewaltigen Ärger.", meinte Hagrid. "Fudge interessiert mich nicht!", fauchte Isabella und verschränkte die Arme vor der Brust. Harry seufzte leise. Er hatte keine Lust auf einen erneuten Ausbruch seiner Cousine. "Wir könnten uns unter dem Tarnumhang von Harry verstecken. Dann sieht uns niemand.", sagte Elijah schnell, welcher ebenfalls einen Ausbruch seiner Schwester witterte. "Dumbledore würde uns sehen. Letztes Jahr, als Ron und ich hier unter dem Tarnumhang standen, hat Dumbledore zu uns geschaut, während er gesprochen hat. Sein Blick sagte deutlich, dass er uns sehen konnte.", erinnerte Harry sich. Elijah seufzte leise. Hermine, die noch immer an der Milchkanne werkelte, schrie plötzlich spitz auf. "Krätze! Ron, es ist Krätze!", stieß sie aus. "Was redest du da?", fragte Ron verwirrt. Hermine kam herüber, stellte die Kanne auf den Kopf und Krätze purzelte heraus. Die Ratte sah fürchterlich aus. Haufenweise Büschel waren dem Tier ausgefallen. Außerdem war Krätze furchtbar dürr geworden. Ron nahm Krätze zu sich, doch das Tier wandt sich panisch, als würde es die Flucht ergreifen wollen. "Alles gut, Krätze. Keine Katzen hier.", versuchte er sein Todgeglaubtes Tier zu beruhigen.

Hagrid stand plötzlich auf und bemerkte, dass Fudge und die anderen kamen. Isabella sprang auf, um Fudge an die Gurgel zu springen. Doch Elijah, als hätte er es geahnt, packte seine Schwester an den Hüften. "Mach nichts dummes!", ermahnte er sie. "Ihr müsst gehen. Sie dürfen euch nicht sehen.", sagte Hagrid, welcher am ganzen Leib zitterte. Ron stopfte Krätze in seine Tasche und Hermine hob den Umhang auf. "Geht hinten raus.", sagte Hagrid. Die Freunde wollten bleiben. Fudge erzählen, was wirklich passiert war. Doch Hagrid drängte sie zum Gehen. Sie hatten keine Wahl. Hermine warf den Umhang über sie alle und sie drückten sich eng aneinander. Isabella war unfassbar wütend über diese Ungerechtigkeit, so dass Elijah sie noch immer festhalten musste. Dies gab eine ziemlich Rangelei unter dem Tarnumhang. "Isabella, bitte...", flüsterte Elijah. "Du machst es doch nicht besser, wenn du da jetzt reinplatzt....", seufzte er. Isabella wurde endlich etwas ruhiger und so schlichen sie um Hagrids Hütte. Als sie vorne ankamen, fiel gerade die Tür ins Schloss. "Können wir bitte gehen? Ich kann das nicht ertragen...", flüsterte Hermine. Sie gingen los, doch Rons wieder aufgetauchte Ratte quiekte vor Panik und wollte aus Rons Tasche fliehen. Ron hielt Krätze mit aller Kraft fest. "Krätze, du Dummkopf, ich bin es, Ron.", flüsterte Ron seinem Haustier zu. "Ron, bitte... Sie tun es jetzt...", wimmerte Hermine. Aus Hagrids Garten hörten sie ein Stimmengewirr. Schnell gingen sie weiter, doch sie kamen nicht weit. Krätze versuchte Ron in die Hand zu beißen. "Krätze, hör auf!", sagte Ron streng und dennoch leise. Stille trat ein. Dann hörten sie das Surren der Klinge. Wenige Sekunden später der dumpfe Aufschlag der Axt. "Sie haben es wirklich getan!", flüsterte Hermine Kreidebleich.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt