Kapitel 36

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Kalt. Feucht. Dunkel. Um sie herum die Schreie jener Insassen, die gerade Gesellschaft der Dementoren hatten. Leonie saß in der hintersten und dunkelsten Ecke ihrer Zelle und hielt sich die Ohren zu. Sie hielt die Augen geschlossen und versuchte krampfhaft an nichts zu denken. Unter gar keinen Umständen wollte sie die Dementoren auf sich und ihre Gefühle aufmerksam machen. Wobei ihre Erinnerungen Größtenteils alles andere als Positiv waren. "zweihundert - zweihunderteins - zweihundertzwei - zweihundertdrei - zweihundertvier - zweihundertfünf -", zählte sie, um an nichts anderes, als an Zahlen zu denken. "zweihundertsechs - zweihundertsieben - zweihundertacht - zweihundertneun -", zählte sie leise murmelnd weiter.

Als es kälter wurde, hielt sie inne mit zählen. Sie konnte sich nicht mehr auf die Zahlen konzentrieren. Leonie presste ihre Hände fester auf die Ohren und kniff ihre Augen mehr zusammen. "Alpha - Beta - Gamma - Delta - Epsilon -", murmelte sie das Erste, was ihr einfiel. Sie schaffte es nicht länger ihre Gefühle und Erinnerungen zu verbergen, so sehr sie es auch versuchte. Der Dementor, angelockt von der glücklichen Erinnerung, als Leonie herausfand, dass Mailin ihre Schwester ist, kam immer näher. Schließlich blieb er stehen und begann rasselnd ihr das Glück auszusaugen. Leonie schrie auf und spürte nichts anderes als Kälte und Schmerz. In ihrem Kopf erschien das dreckige Lachen von Hagelkorn. Dann erschien das Gesicht des ehemaligen Professors vor ihren Augen. Er lachte dreckig und in seiner Hand hielt er seinen Gürtel. Leonie fühlte, wie Hilflos sie sich damals gefühlt hatte. Und sie fühlte sich auch in diesem Moment Hilflos. Sie schrie, bis der Dementor irgendwann von ihr abließ. Er glitt davon und suchte sich den nächsten Häftling.

Leonie lag schnell atmend und keuchend auf dem Boden in ihrer Zelle. Sie zitterte und Tränen rannen über ihr blasses Gesicht. Die junge Frau kam sich Hilflos vor. Gegen die Dementoren hatte sie keine Chance. Zumindest nicht ohne ihren Zauberstab. Weinend schlief sie auf dem kalten Boden ein.

Ein tritt in ihre Seite weckte sie. Leonie blinzelte und hob den Kopf. Vor ihr stand Davies. "Keine Gewalt!", hörte sie die mahnende Stimme von Cornelius Fudge. "Na los, aufstehen!", knurrte Davies, ohne auf den Zaubereiminister einzugehen. Leonie rappelte sich auf und wich zwei Schritte zurück. Sie blickte ins wütende Gesicht von Davies und ins mahnende Gesicht des Ministers. Leonie schwieg. "Wo ist Sirius Black?", wollte Fudge wissen. "Ich weiß es nicht.", antwortete Leonie. Davies knurrte tief und trat bedrohlich auf Leonie zu. Diese wich zwei Schritte zurück. "Sobald Sie uns verraten haben, wo Sirius Black ist, und wir ihn wieder nach Askaban bringen konnten, lassen wir Sie wieder frei.", erklärte Fudge. "Dann werde ich hier wohl sterben müssen.", erwiderte Leonie knapp und schaute zum Minister. Fudge starrte sie ungläubig an. Dabei bemerkte er ihr blaues Auge. Er runzelte die Stirn. "Lässt sich einrichten. Aber vorher verrätst du uns, wo Black ist!", knurrte Davies. "Ich weiß nicht wo er ist!", fauchte Leonie zurück. Davies machte einen großen Schritt auf Leonie zu und packte sie am Kragen. "Mr Davies!", ermahnte Fudge den Auroren. Widerwillig ließ Davies die junge Frau los. "Sie können mich gerne mit dem Imperius-Fluch belegen. Dann werden Sie merken, dass ich nicht lüge.", sagte Leonie und wich vor Davies zurück, welcher noch immer bedrohlich vor ihr stand. "Wir werden keine der unverzeilichen Flüche anwenden.", machte Fudge deutlich. "Dann werden Sie mir wohl einfach vertrauen müssen, dass ich die Wahrheit sage.", gab Leonie zurück. "Ich weiß nicht, wo Sirius ist. Er hat sich bei mir nicht blicken lassen. Ich bin ganz ehrlich, ich hätte auch damit gerechnet, dass er sich bei mir melden würde, als ich erfuhr, dass er aus Askaban ausgebrochen ist. Aber er hat sich nicht bei mir gemeldet.", fügte sie hinzu. Fudge sah sie misstrauisch an. Davies knurrte tief. "Ich war am Anfang sehr enttäuscht deswegen. Mittlerweile glaube ich, dass er sich nicht bei mir gemeldet hat, um die Kinder und mich zu schützen.", meinte Leonie. Davies packte Leonie erneut am Kragen und drückte sie gegen die Wand. "Du wirst uns sofort sagen, wo Black ist!", knurrte er. Davies ballte seine freie Hand zur Faust. "Mr Davies!", sagte Fudge erzürnt. "Ich sagte, keine Gewalt!", knurrte der Minister. Davies ließ Leonie wieder los. Er sah sehr missmutig deshalb aus. Leonie funkelte Davies wütend an.

Da Davies sich nicht zusammenreißen konnte, schickte Fudge ihn raus. Nur höchst widerwillig ging er. "Wo sind meine Kinder?", wollte Leonie von Fudge wissen, als Davies weg war. "In Hogwarts.", antwortete der Minister knapp. "Also geht es meinen Kindern gut?", hakte Leonie nach. "Davon gehe ich aus.", sagte Fudge kurz angebunden. "Misses Potter, ich kann Ihnen nur empfehlen mit uns zu kooperieren. Erst, wenn wir Black gefangen haben, werden wir Sie gehen lassen. Je schneller Sie uns verraten, wo er ist, desto schneller können Sie wieder nach Hause und für Ihre Kinder da sein.", erklärte Fudge die Situation nochmals. "Ich kann Ihnen nicht helfen, denn ich weiß wirklich nicht, wo Sirius ist.", gab Leonie unmissverständlich zu verstehen. "Dann werden wir Sie als Absicherung hier behalten, Misses Potter.", sagte Fudge. Leonie sah ihn irritiert an. "Hoffen Sie, dass Black auf einen Tagespropheten stößt. Und hoffen Sie, dass er noch Gefühle für Sie hat. Hoffen Sie, dass er sich uns freiwillig stellt, damit Sie gehen können.", sagte der Zaubereiminister, drehte sich um und verließ die Zelle. Hinter sich schloss er die Zellentür ab. "Ich hoffe, dass Sirius sich Ihnen nicht stellt.", sagte Leonie und kam zur Tür. Fudge sah sie verblüfft an. "Ich hoffe, dass er ein sicheres Versteck gefunden hat und das es ihm gut geht. Niemals würde ich mir wünschen, dass er meinen Platz einnimmt, wenn dies bedeutet, dass er leiden muss. Ich liebe Sirius und ich will, dass es ihm gut geht.", machte Leonie ihren Standpunkt klar. Fudge schüttelte verständnislos den Kopf. Sein Blick geleitete zu ihrem blauen Auge. "Ich glaube Ihnen nicht, dass Black nicht bei Ihnen war. Das blaue Auge werden Sie sich wohl nicht selbst zugefügt haben.", bemerkte Fudge. "Am besten fragen Sie Mr Davies, woher mein blaues Auge kommt.", gab Leonie forsch zurück. Der Zaubereiminister schaute sie an. "Wieso sollte ich Mr Davies fragen?", wollte er wissen. "Keine Gewalt, ja?", stellte Leonie eine Gegenfrage. Fudge musterte die Frau, die er hatte einsperren lassen. Dann drehte er um und ging fort.

Leonie sah ihm nach, so lange sie ihn sehen konnte. Als Fudge weg war, setzte Leonie sich seufzend auf das harte Metallbett, auf welchem nicht mal eine Matratze lag. Sie lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Ob sie jemals wieder aus Askaban rauskommen würde? Elijah hatte versprochen sie hier raus zu holen. Doch Leonie bezweifelte, dass Elijah etwas bewirken konnte. Der Zaubereiminister hatte sich in den Kopf gesetzt, sie erst dann gehen zu lassen, wenn sie Sirius hatten. Also konnte Elijah wohl machen, was er wollte. Und sie war offenbar schon seit ein paar Tagen hier, wenn die Schule wieder begonnen hatte. Der Zaubereiminister war zum ersten Mal bei ihr gewesen, seit sie in Askaban saß. Davies war schon mehrmals da gewesen. Es graute ihr vor weiteren Besuchen des Auroren.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now