Kapitel 38

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Als Isabella wach wurde, blinzelte sie gegen das grelle Sonnenlicht an, welches durchs Fenster hereinkam. Sie spürte die Pfote des Hundes, welche um sie gelegt war. Verwirrt schaute sie zu dem Tier. Das Tier schaute zurück. Einen ganzen Moment lang sahen Sturmgraue Menschenaugen in Sturmgraue Hundeaugen. Dann bellte der Hund einmal. Isabella zuckte erschrocken zusammen. Sofort lag in den Augen des Hundes ein entschuldigender Blick. "Schon okay. Ich habe mich nur erschrocken.", sagte Isabella leise und setzte sich langsam auf. Sie schaute sich um. Wie war sie in den Krankenflügel gekommen? Fragend schaute sie zu dem Hund. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war der Angriff ihrer Mitschüler. Und das der Hund dazwischen gekommen war. "Hast du mich hierher gebracht?", fragte sie leise. Der Hund bellte einmal. Schon kam Madame Pomfrey angelaufen. "Wenn du weiter bellst, schmeiße ich dich aus dem Krankenflügel!", schimpfte sie. Der Hund winselte leise. "Er hat doch nur auf meine Frage geantwortet.", nahm Isabella den Hund in Schutz. "Sie sind wieder wach, Miss Potter.", sagte Madame Pomfrey erleichtert. Sofort begann sie das Mädchen nochmal zu untersuchen. Murrend ließ Isabella es zu. "Wie lange bin ich denn schon hier?", fragte die Gryffindor leise, die die gerunzelte Stirn von Madame Pomfrey bemerkte. "Seit zwei Tagen.", antwortete Madame Pomfrey knapp. Isabella starrte sie an. "Ihre Geschwister waren bereits mehrmals hier. Ich nehme an, sie kommen nachher in der Mittagspause nochmal nach Ihnen schauen.", fügte Madame Pomfrey hinzu. Isabella nickte leicht. Sie traute sich nicht zu fragen, ob sonst noch wer gekommen war. Deshalb schwieg sie. "Ihre Freunde waren auch hier gewesen, um sich nach Ihnen zu erkundigen. Miss Durand war völlig aufgelöst.", erzählte Madame Pomfrey. Sie hatte Isabellas Blick bemerkt. "Marie war da?", fragte Isabella leise nach. Madame Pomfrey nickte. "Misses Durand müsste eigentlich auch gleich wiederkommen. Sie wollte etwas mit Professor Dumbledore besprechen.", fügte sie hinzu. Isabella schwieg.

Während sie Gedankenverloren den Hund hinterm Ohr kraulte, merkte sie erst nicht, dass Jemand in den Krankenflügel kam. "Isabella!", sagte Léna erleichtert, als sie sah, dass Isabella wach war. Isabella zuckte zusammen und sah erschrocken zu Léna. Erst jetzt bekam sie wieder was von ihrer Umwelt mit. Neben Léna standen die Professoren McGonagall und Dumbledore. Léna kam zu Isabella ans Bett. "Du bist wieder wach.", sagte sie erleichtert und griff nach ihrer freien Hand. "Ich habe mir solche Sorgen gemacht.", seufzte Léna. Isabella schwieg. Sie schaute auf ihre Decke, welche über ihren Beinen lag. "Wie geht es Ihnen, Miss Potter?", erkundigte Dumbledore sich nach dem Zustand seiner Schülerin. Noch immer schwieg Isabella. "Miss Potter?", fragte Dumbledore behutsam. Das Mädchen antwortete nicht. Sie hielt weiterhin den Blick gesenkt, um die aufkommenden Tränen zu verbergen. Der Hund bellte leise und stupste das Mädchen vorsichtig an. Zögerlich sah Isabella zu dem Hund. Er bemerkte die Tränen und winselte leise. In seinem Blick lag etwas wie Reue. "Ich möchte nach Hause.", sagte Isabella leise. Noch immer sah sie die Erwachsenen nicht an. "Wenn du das wirklich möchtest, dann werde ich dich nach Hause holen, sobald du den Krankenflügel verlassen darfst.", versprach Léna. Isabella nickte leicht. "Ich werde deine Geschwister fragen, ob sie auch nach Hause wollen.", sagte Léna leise. "Miss Potter, ich bitte Sie. Geben Sie nicht auf.", meldete Professor McGonagall sich zu Wort. Sie kam zu ihrer Schülerin ans Bett. "Sie sind eine wahnsinnig begabte junge Hexe. Unfassbar schlau. Sie sind eine der besten Schülerinnen Ihres Jahrgangs.", sagte die Professorin. Unsicher sah Isabella zu ihr auf. Ihre Augen schimmerten und stumme Tränen kullerten über ihr blasses und schmales Gesicht. McGonagall erschrak und sah Isabella mitfühlend an. "Ich kann das alles nicht mehr, Professor McGonagall. Es wird mir zu viel.", gestand die Gryffindor unter Tränen. "Die ganzen Demütigungen und das Mobbing. Jetzt noch Gewalt. Jede Nacht träume ich schlecht. Ich träume jede Nacht, wie meine Mutter stirbt.", erzählte das Mädchen leise und begann zu zittern. Immer mehr Tränen flossen. Der Hund sah das Mädchen aus traurigen Augen an. "Seit Mum in Askaban sitzt, ist für meine Geschwister und mich hier alles nur noch schlimmer geworden. Sie werden niemals aufhören. Wir sind unerwünscht. Die Mörderkinder. Man sieht nicht mehr uns, sondern nur noch, dass wir die Kinder eines Massenmörders sind, deren Mutter jetzt in Askaban sitzt, bis der Vater wieder gefasst wurde. Und selbst, wenn das irgendwann passieren sollte, wird man uns nicht mehr als uns ansehen.", erzählte Isabella von ihrem Kummer. Dabei ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Ohne es zu merken, krallte sie ihre Hand in das Fell des Hundes. Sie zitterte und schluchzte. Der Hund sah erschrocken aus.

Dumbledore kam nun auch ans Bett. Er setzte sich auf die Bettkante und legte eine Hand an Isabellas Arm. "Ich werde nochmal eine klare Ansage machen. Und sobald wir die Täter haben, werden diese eine dicke Strafe bekommen. Du brauchst keine Angst vor weiteren Angriffen haben, Isabella. Ich werde dafür Sorgen, dass die anderen dich und deine Geschwister in Ruhe lassen.", versprach der Schulleiter. Isabella sah weinend zu ihm. "Zu Hause wirst du nicht glücklicher werden. Du wirst nur noch mehr darüber nachdenken, was mit deiner Mutter passiert, weil du keine Ablenkung mehr hast. Du wirst daran zerbrechen, wie es jeder Mensch würde, der eine solche Last mit sich trägt.", sagte Dumbledore weise. Isabella zögerte, dann nickte sie kaum merklich. Noch immer zitterte und weinte sie. Dumbledore lächelte warm.

Isabella versuchte sich zu beruhigen. "Können Sie uns sagen, wer Sie angegriffen hat?", fragte McGonagall vorsichtig, als Isabella sich ein wenig beruhigt hatte. "Walker und Clarke mit Dingle.", antwortete Isabella leise. "Und Robert aus Ravenclaw. Er war mit Remus befreundet, bis die Sache mit unserem Vater rauskam.", sagte das Mädchen. "Außerdem Roberts großer Bruder sein, Roger. Den Sechsten kenne ich nicht. Ich weiß nur, dass er viel mit Harold Dingle herumhängt und er bei uns im Haus ist.", schniefte Isabella und wischte sich mit dem Ärmel über die nassen Augen. "Die waren zu Sechst?", fragte Léna entsetzt. Isabella nickte leicht. "Roberts Bruder hat mich am Anfang festgehalten und erst später mit auf mich eingetreten. Robert stand die ganze Zeit im Hintergrund und meinte immer wieder, dass meine Geschwister und ich aus Hogwarts verschwinden sollen.", erzählte die Gryffindor leise. "Roger meinte, ich solle zu Mum nach Askaban.", fügte sie noch leiser hinzu. "Dieser Mitschüler klingt wie dieser Auror Namens Davies.", bemerkte Léna mit finsterem Blick. "Leonie wurde von Mr Davies verhaftet?", wollte McGonagall wissen. "Nicht direkt. Er hat zwei andere Auroren dazu befohlen. Davies ist eher so der Kommandör.", antwortete Léna grimmig. "Wieso?", wollte Léna wissen. "Weil es sich bei Robert und Roger Davies um die Söhne von Mr Davies handelt.", erklärte McGonagall knapp. Isabella und Léna sahen sich blass an. "Dann wissen die beiden ganz genau Bescheid...", stellte Isabella leise fest. Erneut sammelten sich Tränen in ihren traurigen Augen.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt