Kapitel 47 - Ergebnis

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Glück bei intelligenten Menschen ist das seltenste, das ich kenne.
- Ernest Hemingway

Harriet

Ich habe es geschafft, einen Tag später einen Termin bei einer Frauenärztin zu ergattern. Die Ärztin heißt Mrs. Watson. Sie ist eine schlanke Frau mit blonden, langen Haaren, die sie im Nacken zu einem Zopf gebunden hat. Sie untersucht meinen Urin, während ich im Eingangsbereich warte und darüber nachdenke, was passieren könnte, wenn ich schwanger oder auch nicht schwanger bin. Was ist, wenn ich tatsächlich ein kleines Baby in mir habe und Spencer das Kind nicht will? Ein paar weitere Minuten verstreichen, bevor Mrs. Watson mit dem Ergebnis zurückkommt. Es ist eindeutig.

Spencer

Während Harriet beim Frauenarzt ist, laufe ich ungeduldig in ihrer Wohnung auf und ab. Casey kommt aus ihrem Zimmer und trappt in die Küche, um sich etwas zu Trinken zu holen.
"Was ist los mit dir?", fragt sie.
"Alles in Ordnung."
"Das sieht man. Und wo ist Harriet? Sonst bist du nie allein hier."
"Sie wollte etwas besorgen", antworte ich ausweichend.
Mir gefällt es nicht, dass ich Casey anlügen muss, doch Harriet wollte sie nicht einweihen, also werde ich es auch nicht tun.
"Aha", sagt sie und rollt mit den Augen.
Sie ist schlecht gelaunt. Harriet hat ihr Hausarrest gegeben, weil sie ohne ihre Erlaubnis in eine andere Stadt gefahren ist. Casey geht es gegen den Strich, auf ihre Cousine hören zu müssen, doch ich glaube, sie gewöhnt sich allmählich daran. Sie schnappt sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und geht zurück in ihr Zimmer. Ich versuche mich abzulenken, indem ich lese oder mir die Nachrichten im Fernseher anschaue, doch letztendlich kreisen meine Gedanken immer wieder darum, wie das Ergebnis wohl ausfallen wird. Wenn sie schwanger ist, würde ich das Kind mit ihr aufziehen; mir würde ja nichts anderes übrig bleiben. Wenn sie nicht schwanger ist, wäre das eine Erleichterung. Ich möchte, glaube ich, schon irgendwann mal Kinder haben, aber noch nicht jetzt. Ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht und die Tür geöffnet wird.
"Harriet?"
Sie kommt zu mir ins Wohnzimmer und nimmt meine Hände. Mein Herz schlägt schnell.
"Ich bin nicht schwanger."
Ich atme erleichtert auf, nehme sie in die Arme und streiche ihr über den Rücken.
"Bist du traurig?", frage ich.
"Es ist besser so."

Als Harriet mich dazu einlädt, bei ihr zu übernachten, fällt mir auf, wie viel Zeit ich hier verbringe. Eigentlich nichts ungewöhnliches, wenn man in einer Beziehung ist. Wie sich das anhört. Ich hatte noch nicht viele Beziehungen in meinem Leben und weiß nicht, wie das funktioniert. Ich hoffe, dass ich mich nicht schlecht anstelle, weil Harriet ein wundervoller Mensch ist und ich ihr ein guter Freund sein möchte. Ob sie das auch über mich denkt? Manchmal frage ich mich, in welche Richtung sich alles noch entwickeln wird. Werden wir zusammenziehen, heiraten und Kinder bekommen? Oder brechen wir die Beziehung irgendwann ab? Komisch, wenn wir danach noch Partner sein und zusammen arbeiten müssten. Harriet hat sich den Rest des Tages zwar normal verhalten, aber ich mache mir trotzdem Gedanken darüber, wie sie mit der Tatsache klarkommt, dass sie nicht schwanger ist. Schwanger von mir. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, eines Tages Vater zu werden. Vermutlich würde ich ratlos neben dem heulenden Kind stehen und verzweifeln, weil ich nicht weiß, was los ist. Über all das nachzudenken macht mir Angst. Was ist, wenn ich zu lange warte und sie Schluss macht, weil sie sich etwas anderes erhofft? Ich weiß nicht, was ich dann tun würde. Wir sind noch am Anfang unserer Beziehung. Wir sollten vollkommen verliebt sein, Wochenenden zusammen verbringen, und nicht schon über Kinder sprechen. Oder?

Criminal Minds - Spencer und HarrietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt