Kapitel 46

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Cecilia

Ein Jahr.

Ein Jahr ist vergangen, seitdem mein Onkel in seinem eigenen Haus ermordet wurde.

Vor einem Jahr habe ich Jake kennengelernt und vor einem Jahr hätte ich wohl niemals geglaubt, dass ich je so glücklich werden würde, wie ich es aktuell bin.

Unsere Beziehung ist vor drei Monaten öffentlich bestätigt worden. Seitdem hat sich viel verändert.

Jake und ich haben zahlreiche Interviews geführt, in denen wir das erste Mal öffentlich über unsere Zeit im Internat und im Ferienhaus seiner Eltern, sowie über unsere Beziehung gesprochen haben.

Inzwischen verbringen wir die Wochenenden stets zusammen. Unsere Familien haben ein enges Band geknüpft und regelmäßig laden meine Eltern seine Familie zum Abendessen zu uns ein.

So auch heute.

Die Stimmung am Tisch wirkt ausgelassen. Diese Abende genieße ich am meisten, denn wenn wir hier so alle beisammen sitzen, vergesse ich für einen Moment, wer wir sind. Es fühlt sich fast so an, als würden wir ein normales Leben führen.

„Geht es dir nicht gut?", erkundige ich mich bei Jake, der ein wenig blass wirkt und sich in den vergangenen Minuten kaum am Gespräch beteiligt hat.

Seine blauen Augen suchen nach meinen und als sie sich treffen, lächelt er mich warm an. „Es geht mir gut", versichert er mir und wirft einen Blick über seine Schulter, um durch das große Fenster nach draußen zu gucken.

„Ich könnte jedoch einen Spaziergang vertragen", fügt er schließlich hinzu und sieht mich einladend an.

„Ich leiste dir Gesellschaft", erwidere ich und blicke in die Runde. Alle Blicke sind auf uns gerichtet. „Wir können auch alle gemeinsam raus gehen", schlage ich vor, da ich ihre Blicke nicht ganz deuten kann.

„Nein, nein", kommt es mit einer abwinkenden Handbewegung von meinem Vater. „Geht ihr nur"

***

Wenige Minuten später wandern Jake und ich Hand in Hand durch den Schlossgarten, wobei wir nicht viel reden und lediglich die Gegenwart des anderen genießen. Zwischendurch sehen wir einander an und lächeln. Es fühlt sich so perfekt an mit ihm. Ich liebe jede einzelne Sekunde und würde all das gegen nichts auf dieser Welt tauschen wollen.

Die Sonne geht allmählich unter und lässt den fast wolkenlosen Himmel in den prächtigsten Farben erscheinen.

Die Luft ist klar und angenehm kühl. Als kleines Kind habe ich es geliebt, abends in den Garten zu gehen. Vor allem im späten Frühling duften die blühenden Sträucher und Blumen herrlich.

„Schließe deine Augen", fordert Jake mich auf einmal auf und bleibt unter dem Pavillon aus Stein stehen.

„Was?", frage ich lachend und sehe ihn mit erhobenen Augenbrauen an.

„Vertrau mir einfach, Pie", bittet Jake mich und greift nach meinem Gesicht. Mit seinem Daumen fährt er mir über die Wange und lächelt mich warm an.

„Okay", sage ich und schließe meine Augen. Ich vertraue ihm.

„Nicht gucken, okay?", bittet Jake mich ein letztes Mal und ich nicke einverstanden.

Das Herz in meiner Brust schlägt ein wenig schneller, während ich versuche die Geräusche zu deuten, die ich um mich herum wahrnehme. Ich höre ein leises Knistern und Rascheln, schließlich ertönt das Klicken eines Feuerzeugs.

Es fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an, in der ich hier stehe und darauf warte, dass ich meine Augen wieder öffnen darf.

„Okay", sagt Jake endlich. Ich spüre, wie seine Hand nach meiner greift. „Du darfst die Augen wieder öffnen"

Blinzelnd öffne ich meine Augen und sehe mich um. Um uns herum stehen einige brennende Kerzen, außerdem liegen einige Rosenblätter auf dem Boden verteilt, was für eine romantische Atmosphäre sorgt.

Ein Lächeln umspielt meine Lippen, doch als ich zu Jake sehe, der ein Knie auf den Boden senkt und meine Hand mit beiden Händen fest umschließt, steigen mir unwillkürlich Tränen in die Augen.

„Jake", presse ich hervor und halte mir meine freie Hand vor den Mund.

„Ich bin nicht so wortgewandt, wie du..", beginnt er und überspielt seine Nervosität mit einem kleinen Lachen. „Doch wenn es eins gibt, was ich mit Sicherheit sagen kann, dann ist es, wie sehr ich dich liebe. Kein Wort der Welt würde je genug sein, um die Liebe, die Anerkennung und die Zuneigung, die ich dir gegenüber empfinde, auch nur annähernd zu beschreiben"

Eine Träne löst sich aus meinem Augenwinkel und läuft mir über die Wange. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, sie wegzuwischen, da ich weiß, es werden noch mehr folgen.

„Du hast mein Herz, Cecilia. Wir haben zusammen viel erlebt, gutes, wie auch schlechtes. Für mich bist du immer ein kleiner Lichtblick, selbst in der dunkelsten Stunde. Ich möchte mit dir bis ans Ende der Welt gehen, heute, morgen und alle Tage, die noch folgen" Jake hält kurz inne und blinzelt einige Male, da auch seine Augen sich inzwischen mit Tränen gefüllt haben. „Mit dir an meiner Seite bin ich vollkommen und du würdest mich zum glücklichsten Mann auf dieser Welt machen, wenn du mich heiraten würdest"

In dem Moment zieht er aus seiner Hosentasche eine kleine Schachtel, welche er öffnet. Darin befindet sich ein wunderschöner Ring mit einem kleinen Stein.

„Möchtest du meine Frau werden?", fragt er mich und hält mir die Schachtel entgegen.

Meine Gefühle überschlagen sich. Es fühlt sich surreal an, doch gleichzeitig habe ich mich wohl noch nie in meinem Leben so glücklich gefühlt.

„Natürlich möchte ich deine Frau werden, Jake", sage ich sofort.

Jake wirft erleichtert seinen Kopf in den Nacken. „Oh Gott", entweicht ihm und ich sehe, dass ihm eine einzelne Träne über das Gesicht läuft, die er mit seinem Handrücken fort wischt. Hat er wirklich befürchtet, ich würde seinen Antrag ablehnen?

Schließlich entnimmt er den Ring der mit Samt überzogenen Box und schiebt ihn auf meinen Finger. Er passt perfekt.

Daraufhin richtet Jake sich vom Boden auf und zieht mich in eine feste Umarmung.

Die Tränen strömen mir unaufhaltsam über die Wangen. Es sind Tränen der Freude. Ich kann kaum in Worte fassen, wie glücklich ich bin.

„Ich liebe dich, Jake", sage ich und küsse ihn.

Jake erwidert den Kuss und umschließt mein Gesicht mit seinen Händen. Er löst sich von meinen Lippen und sieht mir tief in die Augen. „Ich liebe dich auch, Pie", erwidert er und schließt die Lücke zwischen uns daraufhin wieder, um mich erneut zu küssen.

In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich Jake nie mehr wieder loslassen möchte. Ich will ihn für den Rest meines Lebens bei mir haben.

Für immer.

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Was haltet ihr von dem Kapitel? 💍✨

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now