Kapitel 24

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Jake

„Gibt es Neuigkeiten?", erkundige ich mich bei Emil, nachdem Cecilia außer Hörweite ist. Noch immer steht Emil an der Haustür und sieht mich mit einem ernsten Ausdruck in den Augen an.

Er ist nur wenige Jahre älter als ich und hat schon eine Reihe von Aufträgen erfolgreich gemeistert. Bei einem dieser Aufträge wäre er selbst fast ums Leben gekommen, nachdem eine Kugel sein Herz knapp verfehlt hat. Es hat über ein Jahr gedauert, bis er wieder einsatzfähig war. Seitdem übernimmt er kleinere Aufträge, doch er plant schon bald wieder richtig einzusteigen.

Viele waren der Meinung, er würde seinen Job schmeißen. Sogar mein Vater war fest davon überzeugt, obwohl er von ihm stets in den höchsten Tönen sprach. Doch Emil hat alle vom Gegenteil überzeugt.

„Diese Operation ist riskant. Es steht viel auf dem Spiel", beginnt Emil mit unveränderter Miene. Nicht ganz sicher darüber, worauf er hinaus will, neige ich meinen Kopf zur Seite und ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Ich gebe dir einen gut gemeinten Rat", fährt er fort und macht einen Schritt auf mich zu, um mir eine Hand auf die Schulter zu legen. Sein Gesicht nähert sich meinem und mit gedämpfter Stimme fährt er fort: „Was auch immer du für sie empfindest - schlag es dir aus dem Kopf. Du darfst nicht vergessen, wer sie ist und wer du bist"

Für den Bruchteil einer Sekunde unterbreche ich den Blickkontakt zu Emil. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst", erwidere ich und zucke mit meinen Schultern. Und wie ich weiß, wovon er spricht.

„Jake", setzt Emil erneut an. Seine Stimme klingt appellierend. „Emotionen haben in unserem Job nichts zu suchen. Und wenn du wirklich etwas für die Prinzessin empfindest, ist es ein Grund mehr, es nicht zuzulassen. Sie sind gefährlich für die Operation und gleichzeitig bringst du euch beide damit in große Gefahr"

So sehr es mich auch stört, dass Emil mich belehrt, ich muss ihm dennoch recht geben. Ich war so sehr von meinen Emotionen benebelt, dass ich nicht gesehen habe, was auf der Hand lag. Alex gelang nicht nur aufgrund seines Verhaltens in mein Visier, sondern auch, weil ich verdammt eifersüchtig war.

Vielleicht hätte ich die Signale früher erkannt, wenn ich meine Emotionen nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt hätte.

„Ich empfinde nichts für sie", sage ich und bin überrascht, wie überzeugend ich diese Worte rüberbringe, obwohl sie gelogen sind.

„Okay", sagt Emil und nimmt seine Hand von meiner Schulter. Er wirft einen Blick hinter mich und als ich ihm folge, entdecke ich Cecilia, die auf dem Treppenabsatz steht und ihren Blick abwechselnd zwischen Emil und mir hin und her wandern lässt. Ich bin überzeugt, dass sie es gehört hat, doch in ihrem Gesicht verändert sich keine Miene.

„Steve wird sich bei dir melden. Wenn etwas ist, kannst du entweder ihn oder mich anrufen", teilt Emil mir mit. Daraufhin richtet er sich an Cecilia. „Prinzessin", sagt er zur Verabschiedung und neigt seinen Oberkörper leicht nach vorne.

Cecilia nickt ihm anerkennend zu, sagt jedoch nichts. Ich spüre plötzlich diese zunehmende Anspannung, die sich zwischen uns aufbaut.

Nachdem Emil gefahren ist, rechne ich bereits damit, dass wir uns streiten. Sie ist zwar still, was im Anbetracht der heutigen Geschehnisse kaum verwerflich ist, jedoch folgt kein Streit, worüber ich mehr als dankbar bin. Jetzt auch noch mit ihr zu streiten, würde mir den Rest geben.

„Wie fühlst du dich?", erkundigt Cecilia sich bei mir und steigt die letzten Stufen hinab. Als sie nur wenige Schritte von mir entfernt stehen bleibt und mich wartend auf eine Antwort ansieht, kämpfe ich mit mir selbst.

„Ich bin froh, dass alles gut ausgegangen ist", erwidere ich wahrheitsgetreu. Doch wenn ich ehrlich bin, geht es mir dennoch nicht besonders gut. Die Begegnung mit meinem Vater macht mir schwer zu schaffen. Es war nicht so, als würde ich meinen Vater das erste Mal seit vier Monaten wiedersehen. Vielmehr fühlte es sich so an, als stünde ich neben einem Fremden, der ihm zum verwechseln ähnlich sah.

„Ich auch", antwortet Cecilia und nickt. Ihre braunen Augen huschen über mein Gesicht und ich erkenne die Besorgnis in ihnen aufflackern. „Du hast ihn stolz gemacht, davon bin ich fest überzeugt", fügt sie schließlich hinzu und sofort weiß ich, dass sie von meinem Vater spricht.

„Das bezweifle ich", sage ich und kann meine Enttäuschung nicht länger verbergen. Ich bin nicht Emil, über den er in den höchsten Tönen spricht. Emil ist professionell, nicht von seinen Emotionen beherrscht. Ganz im Gegenteil zu mir. Wenn Emil aufgefallen ist, was ich fühle, dann weiß mein Vater es erst recht. Niemand durchschaut mich so gut wie er.

„Ich bin mir sicher", versucht Cecilia mir gut zuzureden.

Ein Schnauben entweicht meinen Lippen. „Mir würde kein Grund einfallen, wieso er stolz auf meine schwache Leistung sein sollte. Also wieso bist du dir so sicher, dass er auch nur ein Fünkchen Stolz für mich empfindet?"

„Weil ich unendlich stolz auf dich bin", kommt prompt die Antwort von Cecilia. „Ich hatte solche Angst in diesem Moment. Aber dass du da warst, hat mich beruhigt. Und allein die Tatsache, dass du bereit warst, dich zwischen die Waffe und mich zu stellen, ist noch ein Grund mehr, stolz auf dich zu sein"

Ich war bereit mein Leben zu geben, um ihrs zu retten. Und ja, ich würde es wieder tun.

„Es war dumm", sage ich. Hätte er mich erschossen, wäre Cecilia dennoch als nächste dran gewesen. „Und außerdem ist es mein Job, dein Leben zu beschützen. Und dafür muss ich dein Leben über meins stellen"

Natürlich habe ich es nicht nur deswegen getan.

„Job hin oder her. Es war verdammt mutig und ehrenwert von dir, Jake", erwidert Cecilia und nickt bekräftigend. Daraufhin zieht sie mich in eine Umarmung.

Kurz hadere ich, da mir Emils Worte noch immer nachhallen, doch schließlich gebe ich mich der Umarmung hin. Sanft schlinge ich meine Arme um ihren Körper und vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Ihre Haare kitzeln mein Gesicht. Cecilia nah zu sein, sorgt dafür, dass ich mich augenblicklich besser fühle.

„Danke, Jake. Für alles", fügt sie hinzu und presst sich fester an meine Brust.

Es ist eine verdammt große Herausforderung, meine Gefühle für sie zu unterdrücken. Sie sind so präsent und es gibt nichts, was ich noch dagegen tun kann. Ich bin Cecilia schon längst verfallen.

Doch abgesehen davon ist meine größte Priorität, sie zu beschützen. Wenn es sein muss, dann tue ich das sogar mit meinem eigenen Leben.

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Stimmt ihr Emil zu? 👀

Was wünscht ihr euch für die kommenden Kapitel? ✨

Freue mich jederzeit über Feedback jeder Art! 🤍

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now