Kapitel 31

677 26 27
                                    

Cecilia

Fast zwei Wochen sind vergangen, seitdem ich von Olivias Tod erfahren haben. Die Neuigkeit hat in mir verschiedenen Emotionen aufgewühlt. Abgesehen davon, dass ich meine gerade erst neu gewonnene Freundin verloren habe, hat es mich auch an den Mord an meinem Onkel Henry erinnert, den ich in den vergangenen Monaten erfolgreich verdrängt habe.

Es hat mir wirklich zu schaffen gemacht und das tut es auch immer noch.

Doch meine Alpträume sind weniger geworden und ich esse wieder mehr. All das habe ich Jake zu verdanken. Er ist für mich da, wie er es mir versprochen hat. Und Jake hält sein Wort, das zeichnet ihn aus und ist einer der Gründe, wieso ich ihm bedingungslos vertraue.

Heute gehen Jake und ich in die Stadt, da unsere Vorräte aufgebraucht sind. Es ist das erste Mal, dass wir das zusammen tun. Letzte Woche hat er es alleine getan, da er es für riskant hielt, wenn ich mitkomme. Er hat befürchtet, dass die Leute mich erkennen würden. Allerdings ist das einzige Bild, welches mich zeigt, so verpixelt, dass man mein Gesicht kaum erkennt. Außerdem trage ich auf dem Foto die Schuluniform des Internats.

Dennoch möchte Jake kein Risiko eingehen und hat mir eine Sonnenbrille besorgt.

„Die Sonne scheint nicht", stelle ich mit einem Blick nach draußen fest. Unentschlossen halte ich die Sonnenbrille in meiner Hand. Ist es nicht viel auffälliger eine Sonnenbrille zu tragen, ohne dass die Sonne scheint, als einfach zu tun, als müsse man sich nicht verstecken?

„Vielleicht kommt sie später noch raus", erwidert er und zuckt mit den Schultern. Dann nimmt er mir die Sonnenbrille aus der Hand, klappt die Bügel auf und schiebt sie mir auf die Nase.

Er mustert mein Gesicht. Seine Mundwinkel zucken leicht. „Außerdem scheint über all die Sonne, wo du bist", fügt er hinzu und wendet sich daraufhin von mir ab, um nach seinem Schlüssel zu greifen.

Mit leicht geöffneten Lippen stehe ich da und sehe ihn perplex an. Mit einem Spruch wie diesen habe ich nun wirklich nicht gerechnet, dennoch zaubert er mir unwillkürlich ein breites Lächeln auf die Lippen, welches ich nicht verbergen kann, als Jake sich mit seinem Schlüssel in der Hand wieder zu mir umdreht.

„Das wollte ich sehen", sagt er zufrieden und nun formen sich auch seine Lippen zu einem Lächeln.

Da ich nicht weiß, was ich antworten soll, blicke ich verlegen auf den Boden. Jake nähert sich mir um einen Schritt und greift sanft unter mein Kinn. Mit seinem Zeigefinger hebt er mein Gesicht und schiebt die Sonnenbrille nach oben, um mir in die Augen sehen zu können. Diese Geste lässt mich erstarren. Ich genieße es, ihm so nah zu sein und seine zarte Berührung an meinem Kinn zu spüren.

„Schäme dich niemals für dieses Lächeln. Es ist wunderschön", murmelt Jake, womit er dafür sorgt, dass mir das Blut in die Wangen schießt. Er mustert mein Gesicht und beugt sich zu mir herunter, um mir einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Das tut er neuerdings öfter. Und ich habe absolut nichts dagegen einzuwenden.

Andererseits habe ich Angst, denn mit diesen liebevollen Gesten weckt er in mir wieder die Hoffnung darauf, dass jemals mehr zwischen uns sein kann, als ein Auftrag, den er erfüllen muss. „Zieh dir eine dünne Jacke über, draußen ist es windig", fügt er hinzu und lässt von mir ab. Ich hätte gerne noch ein wenig länger in diesem Moment verweilt.

***

Die Stadt liegt nur zwanzig Minuten zu Fuß von dem Haus am See entfernt. Die Temperaturen sind warm, doch der kühle Wind macht es sehr angenehm.

Jake und ich sind uns glücklicherweise ziemlich einig, was das Essen für die kommende Woche anbelangt, weshalb wir schnell alles haben, was wir brauchen. Nach einem kleinen Stopp in der Hygieneabteilung, wo ich mir noch alles Nötige hole, gehen wir auch schon zur Kasse.

The Princess's SecretKde žijí příběhy. Začni objevovat