Kapitel 5

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Cecilia

Jake hat jedes Recht dazu, wütend zu sein. Es war nicht richtig, mich wegzuschleichen. Und dazu noch mit einem Jungen, den ich eigentlich kaum kenne. Jake hat mich naiv genannt und obwohl ich es nur ungern zugebe, hat er mit dieser Erkenntnis womöglich recht.

Der Morgen nach der Party ist furchtbar. In der Nacht habe ich mich übergeben und auch jetzt fühle ich mich so, als ob sich mein Magen jeden Augenblick entleert, obwohl ich bisher nichts gegessen habe.

Ich glaube, es kommt vom Punsch. Oder eher gesagt von dem Alkohol, der darin enthalten war. Das war das erste und letzte Mal, dass ich jemals in meinem Leben Alkohol getrunken habe. Auch, wenn der Punsch sehr lecker war.

Ein leises Klopfen an meiner Tür lässt mich aufhorchen. Vermutlich ist es Jake, der wieder drängelt, weil er Hunger hat. Wie spät ist es eigentlich? Ich werfe einen Blick auf das Handy, welches ich seit dem Tag meiner Anreise besitze und verschlucke mich fast an meinem eigenen Speichel. Es ist bereits dreizehn Uhr.

„Verdammt", fluche ich und stehe vom Bett auf. Das stellt sich als ein Fehler heraus, denn mein Kopf macht sich direkt mit einem klopfenden Schmerz bemerkbar. Jake hat mir gestern Abend einen Pyjama zum Schlafen rausgelegt, den ich noch immer trage, als ich zur Tür stolpere und diese aufreiße.

„Geht es Euch gut?", erkundigt Jake sich bei mir.

„Kopfschmerzen", murmele ich und massiere mir die pochenden Schläfen.

Jake schmunzelt. Erst ärgere ich mich darüber, doch dann erinnere ich mich an unsere kleine Auseinandersetzung. Ich habe keine Lust mich mit ihm zu streiten. Wenn wir die kommende Zeit miteinander aushalten wollen, sollten wir es beide so erträglich wie möglich gestalten.

„Schön, dass wenigstens einer von uns beiden daran Freude empfindet", sage ich dennoch mit einem ironischen Unterton und verdrehe leicht die Augen. Daraufhin schmunzele ich allerdings selbst.

Nun kehrt wieder Stille zwischen uns ein und ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll. Zum Glück scheint Jake die richtigen Worte zu finden, denn er räuspert sich kurz und fährt dann fort: „Ich habe eine Aspirin für Euch. Und wir sollten Euch etwas zu essen besorgen, auch wenn das vermutlich das letzte ist, was Ihr möchtet. Aber es wird helfen, versprochen", sagt er und hält mir eine kleine Tablette hin, die noch verpackt ist.

Zögerliche nehme ich sie. „Danke", sage ich etwas verlegen und drehe die Tablette in meinen Fingern hin und her. „Das Mittagessen ist bereits vorbei", antworte ich daraufhin. Mittagessen gibt es immer von zwölf bis dreizehn Uhr, wir haben es also knapp verpasst.

„Dann gehen wir woanders hin", antwortet Jake und zuckt mit den Schultern. „In ein Café oder ein Restaurant. Die Stadt ist nicht weit von hier"

„Oh", mache ich, weil ich daran gar nicht gedacht habe. Ich war erst ein einziges Mal in einem Restaurant und das ist schon ewig her. Ich erinnere mich nur noch vage daran. „Ich ziehe mich um und dann können wir los", teile ich Jake mit und dieser nickt. „Ich warte", erwidert er.

***

Eine halbe Stunde später betreten wir ein kleines Café, welches gut besucht ist. Dort werden wir direkt von einer freundlichen Kellnerin begrüßt, die uns einen freien Tisch zuweist. Zum Glück übernimmt Jake das Reden, da ich bereits jetzt überfordert mit diesen neuen Eindrücken bin.

Es ist seltsam, unter all diesen Leuten zu sein, die mich ansehen, aber nicht wissen, wer ich bin. Bis vor kurzem wäre ich draußen nur verhüllt hinter meiner Maske auf die Straße gegangen, um meine Anonymität zu wahren. Es fühlt sich gut an, mich zeigen zu können und nicht belagert zu werden. Und gleichzeitig habe ich trotzdem Angst, dass mich doch jemand erkennt.

The Princess's SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt