Kapitel 37

433 22 31
                                    

Cecilia

Es sind bereits zwei Tage vergangen. Obwohl sein Zustand sich allmählich stabilisiert hat, ist Jake bislang noch nicht aufgewacht.

Heute ist der Tag, an dem ich nach Hause darf. Die Ärzte hielten es für sinnvoll, mich aufgrund meines mentalen Zustandes noch für zwei weitere Nächte im Krankenhaus zu behalten.

Mir ist es recht. So habe ich mehr Zeit gehabt, bevor ich meinem Vater unter die Augen treten muss.

Inzwischen kennt das ganze Land mein Gesicht. Außerdem wissen sie über meine Beziehung zu Jake Bescheid.

Zu meiner Überraschung stößt es beim Volk auf positiven Zuspruch. Die Nachrichten zeigen die rege Anteilnahme. Vor dem Krankenhaus haben sich neben Reportern diverser Nachrichten auch Menschen versammelt, die sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen von uns warten.

Aus dem Fenster kann ich sie sehen. Sie stehen Tag und Nacht vor dem Gebäude. Einige halten selbstgebastelte Plakate in den Händen, auf denen Genesungswünsche stehen. Auf einigen Plakaten sind die Fotos aus den Nachrichten zu sehen.

Von meinem Vater habe ich bislang nichts gehört und offen gestanden fürchte ich mich bereits vor dem Moment, in dem ich ihm unter die Augen treten muss.

Ein leises Klopfen an der Zimmertür lässt Emil und mich aufhorchen. Kurz darauf öffnet sich die Tür und Steve tritt herein.

Sein Anblick lässt mich hart schlucken. So fertig wie jetzt, habe ich ihn noch nie gesehen. Seine blauen Augen werfen dunkle Schatten, welche mich schließen lassen, dass er in den vergangenen Tagen kaum ein Auge zugemacht hat. Offenbar hat er rund um die Uhr an der Seite seines Sohnes verbracht. Dass er jetzt nicht bei ihm ist, bereitet mir allerdings Sorge. Vielleicht ist es auch die geknickte Haltung, in der er vor mir steht.

„Was ist los, Boss?", fragt Emil und steht von seinem Stuhl auf. Ich bilde es mir also nicht ein.

Allmählich bekomme ich es regelrecht mit der Angst zutun. „Ist etwas mit Jake?", frage ich geradeheraus. Das Herz in meiner Brust rast und mir wird heiß und kalt zugleich.

„Er ist aufgewacht", teilt Steve uns mit und sieht mir dabei fest in die Augen. Einen Moment sehe ich ihn bloß an und versuche zu realisieren, was seine Worte bedeuten.

Dann trifft mich die Erkenntnis. Jake ist aufgewacht. Er ist wach.

Meine Augen füllen sich mit Tränen der Freude und ich falle dem Vater des Jungen, um dessen Leben ich seit Tagen bange, um den Hals. Kurz hadert er, erwidert meine Umarmung dann aber zurückhaltend.

„Er hat nach Euch gefragt, Prinzessin", kommt es mit belegter Stimme von Steve. Ihm selbst laufen ebenfalls Tränen über das Gesicht, was ich sehe, als wir uns wieder voneinander lösen, um uns anzusehen.

„Darf ich zu ihm?", frage ich verunsichert.

Steve zögert. Dann lächelt er mich vorsichtig an und legt eine Hand an meine Schulter. „Deshalb bin ich hier. Um Euch abzuholen."

***

Steve und Emil begleiten mich durch die Flure des Krankenhauses. Hin und wieder bemerke ich, wie mich Patienten, denen wir in den Fluren begegnen, neugierig mustern.

Wenige Minuten später erreichen wir die Intensivstation, auf welcher Jake noch immer liegt und auf seine Verlegung wartet. Emil muss draußen bleiben.

Normalerweise dürfen nur die engsten Angehörigen die Patienten hier besuchen, jedoch machen sie für mich eine Ausnahme.

Vor einer halb geöffneten Schiebetür bleiben wir schließlich stehen. Ich entdecke zwei Schwestern, welche hinter dem Stationstresen stehen und mich neugierig mustern, wobei sie tuschelnd ihre Köpfe zusammenstecken.

Fragend sehe ich Jakes Vater an, da wir nicht weitergehen.

„Geht ruhig rein, ich warte draußen", ermutigt er mich. Seine Lippen formen sich zu einem sanften Lächeln.

Mit klopfendem Herzen betrete ich das Zimmer, welches recht klein ist. Mein Blick fällt sofort auf Jake, welcher mit geschlossenen Augen daliegt. Er hängt noch immer an etlichen Geräten und Kabeln. Der Anblick ist befremdlich.

Zunächst stehe ich wie angewurzelt da und starre den Jungen an, von dem ich geglaubt habe, ich würde ihn verlieren. Doch er lebt.

„Jake", sage ich mit bebender Stimme. Tränen steigen mir in die Augen.

Er zuckt leicht zusammen und öffnet blinzelnd seine blauen Augen. Sein erschöpfter Blick trifft auf meinen und seine Lippen formen sich zu einem schwachen Lächeln.

„Cecilia", kommt es mit rauer Stimme von ihm. Sein Herz beginnt schneller zu schlagen, was ich an dem Monitor beobachten kann. Zudem wird das leise Piepen, welches den stillen Raum erfüllt, schneller.

Jake streckt seine Hand nach mir aus und ich nähere mich vorsichtig seinem Krankenbett, bis ich seine Hand greifen kann. Seine Finger fühlen sich warm an.

„Jake..", schluchze ich. Mehr bin ich nicht imstande zu sagen, da ich in Tränen ausbreche. Ich bin heilfroh, dass er lebt und ich seine Hand halten kann. Ich lasse mich auf dem Stuhl an seiner Seite nieder.

„Ich habe mein Versprechen gehalten..", sagt er nun ebenfalls mit einem leichten Beben in seiner Stimme. Vorsichtig greift er nach meinem Gesicht und streicht mit seinem Daumen die Tränen fort, welche sich ihren Weg über meine Wangen bahnen.

„Tu mir das nie wieder an", schluchze ich und sehe ihn flehend an.

„Um dich in Sicherheit zu wissen, würde ich mein Leben geben, Cecilia", haucht Jake zurück und sieht mich dabei ernst an.

„Du bist so ein Idiot", sage ich frustriert, doch gleichzeitig kann ich auch gar nicht böse auf ihn sein. „Ich liebe dich, Jake", füge ich also hinzu und drücke seine Hand ein wenig fester.

„Ich liebe dich auch, Cecilia", erwidert er liebevoll, wobei seine Mundwinkel zu einem leichten Lächeln nach oben zucken. Vorsichtig beuge ich mich über ihn, um einen Kuss auf seinen Lippen zu platzieren, welche sich trocken anfühlen. Jake erwidert den Kuss sanft.

In diesem Augenblick fällt mir eine gewaltige Last vom Herzen. Ich spüre, wie sich stattdessen das wohlige Gefühl von Wärme und Geborgenheit um mein Herz legt und mich mit einem Gefühl der Hoffnung erfüllt.

Ich liebe ihn von ganzem Herzen und obwohl vieles noch ungeklärt ist, beschließe ich, mir darüber nun keinerlei Gedanken zu machen.

Im Augenblick zählt nur eines, nämlich, dass Jake am Leben ist.

„Wir haben übrigens einen Fanclub", murmelt Jake in den Kuss hinein und grinst an meine Lippen.

Kichernd löse ich mich von ihm und sehe ihn an. „Den haben wir wohl", erwidere ich mit einem zustimmenden Nicken. Meine Finger berühren seine Wange, über die ich zaghaft streiche. Daraufhin hauche ich ihm einen weiteren, kurzen Kuss auf den Mund.

„Cake", sage ich.

Verwirrt sieht Jake mich an. „Hast du Hunger?", fragt er mich mit erhobenen Augenbrauen. Sein Daumen fährt derweil zärtlich über meinen Handrücken.

Lachend schüttele ich den Kopf. „So nennen sie uns", erkläre ich ihm. Es ist wohl eine Mischung aus unseren beiden Namen und wenn ich ehrlich bin, gefällt es mir.

Cake.

___

Die beiden sind wieder vereint 🍰

Wie findet ihr den Namen für die beiden? 😂 Oder habt ihr noch andere Ideen?

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now