Kapitel 10

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Jake

Es ist kurz nach drei Uhr, als mich das Klopfen an meiner Zimmertür aufschrecken lässt.

Sofort springe ich von meinem Bett auf und reiße die Tür auf, vor der eine aufgelöste Cecilia steht.

Ihre Körperhaltung wirkt geknickt, ihr Gesicht ist blass und ihre braunen Augen glasig. Außerdem zittert sie am ganzen Körper.

„Was ist passiert?", möchte ich wissen und mache einen Schritt zur Seite, um sie eintreten zu lassen und die Tür hinter ihr zu schließen.

„Ich hatte einen schrecklichen Alptraum", erzählt die Prinzessin mir. Ihre Stimme bebt und sie muss einmal kräftig schlucken.

„Setz dich erstmal", biete ich ihr an und deute auf mein Bett, da es die einzige Sitzmöglichkeit ist, die sich in meinem Zimmer anbietet. Cecilia wirft einen Blick auf das zerwühlte Bett, in dem ich die vergangenen Stunden wachgelegen habe.

Sie zögert kurz, ehe sie die Decke beiseite schiebt und sich auf meine Bettkante sinken lässt. Ich lasse mich mit etwas Abstand neben ihr nieder und sehe sie ratlos von der Seite an.

Cecilia knetet nervös ihre Hände. „Geht es ihnen gut?", fragt sie plötzlich und durchbricht damit die Stille, die sich über uns gelegt hat. Ich weiß sofort, dass sie damit ihre Familie meint.

„Es geht ihnen gut", versichere ich ihr. Wäre das Gegenteil der Fall, wäre ich bereits darüber in Kenntnis gesetzt worden.

Ein Schluchzen entweicht ihren Lippen. „Was, wenn ihnen etwas zustößt?", möchte sie wissen.

Ich halte kurz inne und denke über ihre Worte nach. „Das wird nicht passieren", antworte ich schließlich überzeugt.

„Wie kannst du dir da so sicher sein?", hinterfragt sie es und ich sehe die erste Träne, die sich ihren Weg über Cecilias Wange bahnt.

„Sie sind an einem geheimen Ort und werden rund um die Uhr von den besten Leuten bewacht. Dort wird ihnen nichts zustoßen", erkläre ich der Prinzessin und widerstehe dem Verlangen, nach ihren Händen zu greifen, die sie noch immer nervös knetet.

Nun löst Cecilia ihren Blick vom Boden und richtet ihre geröteten, braunen Augen auf mich. „Versprochen?" Ihre Stimme klingt schwach und es laufen ihr weitere Tränen über die Wangen.

„Versprochen", sage ich schließlich und greife nun doch nach ihrer Hand. Mit dem Daumen fahre ich sanft über ihren Handrücken, um sie zu beruhigen. Und obwohl ich selbst nicht damit gerechnet habe, scheint es zu wirken.

Ihre schnelle Atmung wird allmählich flacher und es kommen keine weiteren Tränen. Doch sie zittert noch immer am ganzen Körper, was vermutlich daran liegt, dass sie friert.

„Hier", sage ich und greife nach meinem Hoodie, der am Bettpfosten hängt. Dabei lasse ich Cecilia los. Ich verdränge den Gedanken daran, wie gern ich ihre Hand noch weiter halten würde und halte ihr stattdessen meinen Hoodie hin.

Erst sieht Cecilia mich bloß an und für den Bruchteil einer Sekunde hinterfrage ich mein Handeln.

„Danke", kommt es dann jedoch von der Prinzessin.

Sie nimmt den Hoodie entgegen und zieht ihn sich über den Kopf. Er ist ihr natürlich viel zu groß. Doch der Anblick gefällt mir.

Sofort schüttele ich diesen absurden Gedanken ab.

„Möchtest du wieder schlafen gehen?", erkundige ich mich bei ihr.

„Ich möchte nicht alleine sein", kommt prompt die Antwort von ihr, wobei ihre Stimme nicht mehr als ein leises Flüstern ist. Die Erschöpfung steht ihr ins Gesicht geschrieben, doch offenbar sitzt der Schreck noch zu tief.

„K-kann ich hier schlafen?", fragt sie dann.

Perplex sehe ich Cecilia an, die sofort zu bereuen scheint, gefragt zu haben.

„Tut mir leid.. das war dumm.. vergiss es einfach", beeilt sie sich zu sagen und winkt ab.

Gerade, als sie sich von meinem Bett erheben möchte, halte ich sie sachte am Unterarm fest. „Es stört mich nicht", versichere ich Cecilia und sehe ihr tief in die Augen. „Du kannst in meinem Bett schlafen und ich lege mich auf den Boden"

„Wir können auch meine Matratze holen.. das würde mir genügen", schlägt sie vor.

Da ich den Einfall gut finde, gehen wir gemeinsam in ihr Zimmer. Cecilia schnappt sich ihre Decke und das Kissen und ich nehme die Matratze mit. In meinem Zimmer angelangt, lege ich sie auf den Boden, wo sie den gesamten freien Raum einnimmt.

„Du schläfst in meinem Bett", sage ich bestimmt, als Cecilia ihre Bettwäsche ablegen möchte. Ich nehme meine eigene Decke und mein Kissen von meinem Bett.

„Jake..", sagt sie eindringlich.

„Cecilia", erwidere ich und sehe ihr wieder in die Augen, aus denen heraus sie mich fassungslos ansieht.

„Als wäre es nicht schon genug, dass ich dir den Schlaf geraubt habe.. jetzt möchte ich nicht auch noch dein Bett beanspruchen", sagt sie und fühlt sich sichtlich unwohl. Noch immer steht sie vor mir. Ihre Bettwäsche hält sie mit beiden Armen fest umschlungen an ihren Körper gepresst.

„Ich werde ganz sicherlich nicht das Bett nehmen, während die Prinzessin auf dem Boden schläfst. Außerdem habe ich sowieso nicht geschlafen", antworte ich und zucke mit den Schultern. „Na los, jetzt leg dich schon hin.."

Ein Seufzen entweicht ihren Lippen und obwohl sie sich innerlich dagegen sträubt, gibt Cecilia sich schließlich doch geschlagen und macht es sich auf meinem Bett gemütlich, während ich mich auf ihrer Matratze ausbreite.

„Jake..", murmelt Cecilia und blickt von oben auf mich herab. Ich blinzele zu ihr empor und sehe sie fragend an. „Danke für alles"

Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen und ich nicke ihr lediglich anerkennend zu.

Daraufhin möchte ich das Licht ausknipsen, aber sie hält meine Hand fest. Cecilia braucht es gar nicht laut auszusprechen, um mir deutlich zu machen, dass sie das Licht eingeschaltet lassen möchte.

Unsere Blicke verfangen sich ineinander. Noch immer hält Cecilia meine Hand fest. Ihre kühlen Finger lösen ein Prickeln auf meiner Haut aus.

Sie ist wunderschön.

„Gute Nacht, Cecilia", hauche ich und ziehe meine Hand aus ihrer, um ihr meinen Rücken zuzukehren. Ich darf nicht vergessen, wer sie ist und wer ich bin.

Was auch immer ich beginne ihr gegenüber zu empfinden, ich darf es nicht zulassen.

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now