Kapitel 18

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Jake

So schön dieser Sonnenuntergang auch sein mag, ich kann die Augen nicht von Cecilia lassen, die neben mir auf dem Rasen sitzt.

Ihre Augen sind geschlossen und sie hat das Kinn der Sonne entgegengestreckt, welche alles in ein sanftes rot-orangenes Licht taucht.

Ich genieße es mit ihr hier zu sitzen. Auch, wenn wir kein Wort miteinander sprechen, genügt es mir, einfach bei ihr zu sein und diesen schönen Augenblick zu genießen. Insgeheim wünsche ich mir, dass er gar nicht endet.

Allmählich ist es deutlich kühler geworden, da die Sonne fast hinter den Bergen verschwunden ist. Cecilia trägt nur das Kleid, welches nicht mal ihre Schultern bedeckt. Ich sehe die Gänsehaut, die sich auf ihren Armen ausbreitet und sie zittert leicht.

Da mir die kühlen Temperaturen nichts ausmachen, streife ich mir kurzerhand die Lederjacke von den Schultern und lege diese um ihren zierlichen Körper. Cecilia erschreckt sich leicht und dreht sich nun zu mir um. Ihr Gesicht ist meinem so nah, gleichzeitig ist genug Abstand zwischen uns. Dennoch halte ich einen Moment inne und betrachte sie.

Mein Blick wandert über ihre braunen Augen, die mich sanft ansehen, über ihre rosigen Wangen. Schließlich bleibt mein Blick an ihren herzförmigen, vollen Lippen hängen. Sie sind leicht geöffnet.

„Danke", sagt sie und ihre Mundwinkel ziehen sich zu einem Lächeln nach oben. Dieses Lächeln ist wirklich eines der schönsten Dinge, die es auf dieser Welt gibt.

Innerlich schüttele ich über mich selbst den Kopf und bin erleichtert, dass meine Gedanken nur mir gehören und niemand sonst diese hören kann.

Ich löse meine Augen von ihren Lippen, da ich diese schon viel zu lange angestarrt habe und es Cecilia mit Sicherheit längst aufgefallen ist. In ihrem Blick liegt etwas, was ich so bisher noch nie bei ihr wahrgenommen habe. Es gelingt mir nicht, diesen Ausdruck zuzuordnen, doch es sorgt für ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch, das ich so das letzte Mal vor Jahren gespürt habe.

Dieses Kribbeln ist der endgültige Beweis dafür, dass ich die Kontrolle an meine Gefühle verloren habe. Ich glaube, ich empfinde mehr für sie, als mir lieb ist.

Cecilia dreht sich wieder um und betrachtet die letzten Sekunden des Sonnenuntergangs, ehe die Sonne hinter dem Berg verschwindet und somit auch aus unserem Sichtfeld.

Eine Weile sitzen wir noch einfach so da und betrachten das Farbenspiel am Himmel, ehe ich mich nach hinten zurücklehne, sodass ich das leichte Zwicken des Grases an meinem Rücken spüren kann. Die Arme verschränke ich dabei hinter meinem Kopf.

Als Cecilia sich plötzlich neben mich auf den Rasen sinken lässt, setzt mein Herz kurz einen Schlag aus, ehe es mir beinahe aus der Brust hüpft vor Aufregung. Ich fühle mich auf einmal wieder wie ein kleiner Junge, der noch nie zuvor einem Mädchen so nah gewesen ist.

Ich löse meine verschränkten Arme, um sie darin aufzunehmen. Cecilia platziert ihren Kopf auf meiner Schulter. Mein Arm liegt an ihrem Rücken, meine Hand liegt unbeholfen auf dem Rasen. Ganz langsam taste ich mich schließlich vor und platziere sie stattdessen an Cecilias Taille. Und es scheint sie nicht zu stören, sie bleibt ganz entspannt.

Was auch immer hier gerade passiert, ich habe nicht vor etwas dagegen einzuwenden.

„Danke", murmelt Cecilia, wobei sie ihren Blick nicht vom Himmel löst, der allmählich seine Farben verliert und immer dunkler wird. Bald werden die ersten Sterne am Himmel zu sehen sein.

„Wofür?", erkundige ich mich mit bemüht ruhiger Stimme. Dennoch kann ich das leichte, aufgeregte Zittern in ihr nicht überspielen. 

„Für alles", antwortet Cecilia. „Ich weiß, dass es mit mir nicht immer ganz leicht ist.. aber du verstehst mich trotzdem. Das ist schön"

Statt etwas zu sagen, ziehe ich sie fester an meine Brust. Mir ist bewusst, dass wir beide mit dem, was wir gerade tun, gegen eine Reihe von Regeln verstoßen. Aber dieser Augenblick ist zu schön, um mir darum jetzt einen Kopf zu machen.

Cecilia löst ihren Kopf von meiner Brust und wendet mir ihr Gesicht zu. Ihre braunen Augen glitzern und ihre Lippen formen sich zu einem leichten Lächeln. Langsam klemmt sie sich eine ihrer braunen Locken hinter das Ohr und blickt zu mir herab. Sie ist wunderschön.

„Möchtest du zurückgehen?", erkundigt Cecilia sich.

„Möchtest du zurückgehen?", frage ich zurück.

„Nein", kommt prompt die Antwort von der Prinzessin und sie schüttelt mit dem Kopf, wobei ihre Haare meinen Arm leicht kitzeln.

„Ich auch nicht", erwidere ich. Sofort wird ihr Lächeln breiter. „Gut", sagt sie und sieht mich noch eine Weile an. Ich erwidere ihren Blick und erwische mich dabei, wie ich darüber nachdenke, sie zu küssen.

Wäre sie nicht die Prinzessin und ich nicht ihr Bodyguard, hätte ich es vermutlich einfach getan, ohne groß darüber nachzudenken. Aber mir ist bewusst, dass ein einziger Kuss alles verändern würde. Also halte ich mich zurück.

Aus dem Grund bin ich froh, als Cecilia ihren Kopf wieder auf meiner Schulter ablegt und das Gesicht gen Himmel richtet. Erleichtert schließe ich meine Augen und atme einmal tief ein, wobei mir ihr herrlicher Duft in die Nase steigt.

„Jake, Cassie!", reißt mich die nervtötende Stimme von Alex aus diesem wundervollen Moment. Am liebsten würde ich ihm dafür den Kopf abreißen, dass er so ein unfassbar mieses Timing hat. Dennoch schwingt etwas in seiner Stimme mit, was mich sofort aufhorchen lässt.

Besorgnis.

Wir setzen uns auf und drehen uns zu Alex um, der in unsere Richtung stolpert. Er ist außer Atem und wirkt tatsächlich besorgt. „Es geht um Olivia. Etwas stimmt nicht mit ihr", teilt er uns mit.

Als wir ankommen, haben sich alle Anwesenden um Olivia verteilt, die auf dem Boden sitzt und sich übergibt. Cecilia drängt sich an den Jugendlichen vorbei, die hilflos dastehen und nicht zu wissen scheinen, was sie tun sollen.

„Setz einen Notruf ab", fordere ich Zayn auf, der neben dem sich übergebenden Mädchen auf dem Boden sitzt und eine Hand an ihren Rücken gelegt hat. „Hab ich schon, sie sollten jeden Moment eintreffen", teilt Zayn mir mit.

„Was ist los?", fragt Cecilia ihre Freundin, als sie sich nicht mehr übergibt.

„Ich.. ich..", bringt sie gerade so mit schwacher Stimme hervor. Dann übergibt sie sich erneut und mir bleibt das Herz stehen. Es ist Blut.
Plötzlich rollen sich Olivias Augen nach hinten und sie bricht in Zayns Armen zusammen. Er versucht sie wachzurütteln, doch sie reagiert nicht. Ihr Körper ist völlig regungslos und sämtliche Spannung ist aus ihm entwichen.

„Fuck", bringe ich hervor und suche nach einem Puls bei ihr. Er ist schwach, doch vorhanden. „Wir müssen sie in die stabile Seitenlage bringen", sage ich entschieden. Gemeinsam mit Zayn setze ich diese Anweisung um. Dabei blende ich das Stimmengewirr um uns herum völlig aus.

Cecilia weint und Alex versucht sie zu trösten. Am liebsten würde ich es natürlich selbst tun, allerdings ist die einzig richtige Priorität gerade, Olivia zu helfen.

Ich sehe mich um und versuche einen Auslöser für ihren akuten Zustand zu finden. Keinen Meter von ihr entfernt, entdecke ich schließlich einen roten Plastikbecher, dessen restlicher Inhalt ausgelaufen ist. Cola. Als mich die Erkenntnis trifft, dass sie womöglich vergiftet wurde, dreht sich mir der Magen um.

Erneut sehe ich mich nach Cecilia um. Und als ich weder sie, noch Alex, finden kann, bekomme ich es mit der Angst zutun.

„Ich muss Cecilia suchen", teile ich Zayn mit.

„Wer ist Cecilia?", möchte dieser wissen und sieht mich verwirrt an. Mist.

„Kümmere du dich um Olivia. Und wenn der Notarzt kommt, teile ihnen mit, dass sie womöglich vergiftet wurde", weise ich Zayn an, ohne auf seine Frage einzugehen. Dann bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmenge und sehe mich in alle Richtungen um.

Scheiße, wo sind die beiden?

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Was glaubt ihr, was passiert ist? 👀

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now