Kapitel 27

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Cecilia

Gemeinsam schlendern Jake und ich am See entlang. Das Wetter ist prächtig. Die Sonne strahlt und es herrschen angenehme, warme Temperaturen, die es uns erlauben die Jacken auszuziehen.

Und obwohl es ein herrlicher Tag ist, bin ich mit meinen Gedanken ganz woanders. Ich denke viel über die vergangenen Tage nach und daran, dass ich hätte sterben können. Doch nicht nur ich, auch Jake war in großer Gefahr. Von Olivia ganz zu schweigen. Ich hoffe, es geht ihr besser und dass sie bald wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.

Doch dann gibt es auch noch diese Momente zwischen Jake und mir, die mich beschäftigen.

Mir ist bewusst, dass Jake für mich nichts empfindet. Schließlich hat er es selbst gesagt, als Emil ihn danach gefragt hat. Ich habe es gehört.

Doch tief in mir schlummert die Hoffnung, dass Jake dieses unbeschreibliche Gefühl ebenfalls spürt, wenn wir einander nah sind.

Es fühlt sich an, als würde ich schweben und als würde die Zeit um uns herum für einen Moment stehenbleiben. Dann gibt es nichts außer ihn und mich. Ich fühle mich angekommen, glücklich und frei.

Gleichzeitig ist es frustrierend. Denn alles in mir verlangt nach ihm, doch Jake wahrt diese Distanz zwischen uns, die mich wahnsinnig macht. Mich von ihm fernzuhalten, ist für mich einfach keine zufriedenstellende Option, aber Jake ist gewissenhaft. Sein Job ist ihm wichtig, er möchte seinen Vater stolz machen. Und wer bin ich, ihm das kaputt zu machen?

Es wäre verdammt egoistisch von mir, zumal es ein Uns niemals geben kann. Wir kommen aus verschiedenen Schichten. Ich habe mir immer schon ein normales Leben gewünscht, doch noch nie in meinem Leben ist die Sehnsucht danach so groß gewesen, wie in diesem Moment.

Und das alles nur, weil ich mich in einen Mann verliebt habe, in den ich mich nicht hätte verlieben dürfen.

„Wollen wir uns ans Wasser setzen?", erkundigt Jake sich bei mir und reißt mich damit aus den Gedanken, die wirr durch meinen Kopf kreisen.

Mit einem Nicken verlasse ich den Weg, der am See entlang führt und betrete den Rasen, der mir bis zu den Knöcheln ragt. Jake legt seine Jacke auf den Boden. „Du kannst dich auf meine Jacke setzen", sagt er und ich lächle ihn an. „Danke", murmele ich und lasse mich auf seiner Jacke nieder, wobei ich ein wenig Platz lasse, damit er sich neben mich setzen kann.

„Schon okay", kommt es mit einer abwinkenden Handgeste von ihm und er macht Anstalten, sich stattdessen ins Gras zu setzen. Mit erhobenen Augenbrauen sehe ich Jake an. „Nun komm schon her", fordere ich ihn auf und klopfe neben mich.

„Na schön", gibt er sich geschlagen und lässt sich unmittelbar neben mir nieder. Unsere Arme berühren sich. „Zufrieden?", möchte er wissen und dreht den Kopf in meine Richtung.

Mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen erwidere ich seinen Blick und nicke zufrieden. Daraufhin lasse ich meine Augen über den See schweifen, dessen Wasseroberfläche in der Sonne glitzert. „Es ist wunderschön hier. Du musst es als Kind geliebt haben hier zu sein", sage ich und atme die frische Luft ein, die mich daran erinnert, dass ich den Großteil meiner Kindheit innerhalb der Schlossmauern verbracht habe.

Abgeschottet von der Außenwelt habe ich die Tage dort verbracht. Ich hatte ein gutes Leben und stets alles, was ich brauchte. Aber abgesehen davon war es ein einsames Leben. Es gab kaum gleichaltrige Spielkameraden. Ich sah meinen Vater selten und meinen Bruder wickelte man in Watte und verbot ihm ab einem gewissen Alter Kind zu sein. Also beschäftigte ich mich viel mit mir selbst.

„Ich verbinde viele schöne Erinnerungen mit diesem Ort", beginnt Jake, nachdem er meine Worte eine Weile auf sich wirken lassen hat. Seine Augen sind geschlossen und er scheint in diesen schönen Erinnerungen zu schwelgen. Ich möchte sie wissen. „Oft waren es zwei oder drei Wochen im Sommer, die wir hier verbrachten, wenn mein Vater frei hatte" Mit frei meint er die Tage, an denen Steve nicht rund um die Uhr für meinen Vater arbeitet. Ich fühle mich schlecht, denn abgesehen von diesen Tagen, muss Jake seinen Vater selten gesehen habe. Ich habe Steve vermutlich als Kind öfter gesehen, als sein eigener Sohn.

The Princess's SecretWhere stories live. Discover now