Kapitel 2

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Jake

Erschöpft lasse ich mich auf das kleine Bett zu meiner Rechten sinken. Das Zimmer ist gerade einmal groß genug, um von der Tür zum Fenster zu laufen. Links steht ein massiver Schreibtisch aus Holz und ein Kleiderschrank. Auch über ein kleines Badezimmer kann ich mich freuen. Ein Gemeinschaftsbad wäre problematisch gewesen, da ich der einzige männliche Bewohner im Westflügel bin.

Bestimmt wird es die einen oder anderen der Bewohnerinnen wundern, dass sie sich ihren Flügel mit mir teilen müssen. Einige werden sich womöglich sogar beschweren. Ändern wird sich aber nichts, da es zur Sicherheit der Prinzessin ist, dass mein Zimmer sich direkt neben ihrem befindet. Als ihr persönlicher Leibwächter stehe ich ihr jederzeit zur Verfügung. Wenn sie sich auf dem Gelände bewegen möchte, werde ich ihr nicht von der Seite weichen und sie über all hinbegleiten.

Mein Leben lang bin ich auf diese Rolle vorbereitet worden. Mein Vater ist eines meiner größten Vorbilder und dass der König mir seine Tochter anvertraut, ist eine der größten Ehren, die mir je zuteil geworden ist.

Mein Vater hat mir Cecilia immerzu als liebe, bodenständige junge Frau beschrieben. Doch offenbar trügt der Schein. Obwohl ich mir selbst versuche einzureden, dass sie gerade in keiner besonders guten, emotionalen Verfassung ist, erweckt sie bei mir eher den Anschein dass sie eine arrogante, verwöhnte Zicke ist.

Als ich ihr anbot, ihr bei ihrem Koffer zu helfen, habe ich bloß meinen Job gemacht. Von mir aus soll sie ihren Koffer selbst schleppen. Mir ist es egal.

Ich ziehe mein Diensthandy hervor und wähle die Nummer des Diensthandys meines Vaters, um ihn über unsere sichere Ankunft im Internat in Kenntnis zu setzen.

„Ich habe deinen Anruf schon erwartet", ist das allererste, was mein Vater sagt, als er den Anruf annimmt. Kein Hallo, kein Wie geht es dir. „Ist alles nach Plan verlaufen?"

„Cassie ist wohlauf. Erschöpft, aber in Sicherheit", antworte ich professionell. Cassie ist nicht nur ihre neue Identität, solange Cecilia hier ist, sondern auch ihr Deckname.

Wir reden nicht viel. Und das, was wir sagen, ist sehr oberflächlich und bezieht sich lediglich auf die Operation. Ich weiß, dass ich es mir nicht zu Herzen nehmen darf. Dad liebt mich und ich bin mir sicher, dass er liebend gern fragen würde, wie es mir geht. Doch wir haben einen wichtigen Job und der besteht nunmal darin, die Mitglieder der Königsfamilie zu beschützen. Und das ist im Moment die oberste Priorität.

Nachdem wir aufgelegt haben, sitze ich noch eine Weile auf meiner Bettkante und denke nach. Den Kopf lasse ich in die Hände fallen und stütze die Ellenbogen auf meinen Oberschenkeln ab.

***

Am nächsten Morgen bin ich bereits früh auf den Beinen. Normalerweise gehe ich nach dem Aufstehen immer eine Runde laufen, allerdings darf ich die Prinzessin nicht alleine lassen. Zwar bezweifle ich, dass ihr hier etwas zustößt, jedoch muss ich jederzeit in ihrer Nähe bleiben.

Also mache ich einige Übungen in meinem Zimmer, um fit zu bleiben. Danach steige ich schnell unter die Dusche und setze mich anschließend auf mein Bett. Ich warte darauf, dass sich nebenan irgendetwas tut, allerdings bleibt es still.

Obwohl ich die Ruhe genieße, plagt mich auch allmählich der Hunger und die Frühstückszeit ist in einer Stunde vorbei. Deshalb entscheide ich mich kurzerhand, selbst zum Zimmer der Prinzessin zu gehen.

Ich klopfe an. Jedoch erhalte ich keine Reaktion.

Ich klopfe erneut. Weiterhin Stille.

Natürlich weiß ich, dass ihr hier nichts Böses zustoßen kann. Ausschließen darf ich es aber auch nicht. Keine Reaktion von ihr ist ein potenziell schlechtes Zeichen und ich muss davon ausgehen, dass etwas nicht in Ordnung ist.

The Princess's SecretTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon