Kapitel 57

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 „Ich komme nach Hause, hörst du mich, ich bin es! Ich! Ich!" Hallte es in ihrem Inneren.

Kurze Zeit später schlug sie die Augenlider auf.

Die junge Frau spürte die Kälte auf der Haut, welche ihr eine Gänsehaut bescherte.

Sie lag nur in ihrer Spitzenunterwäsche bekleidet auf dem schneeweißen Laken der Matratze.

Es roch nach alten Möbeln, dem Lack, der an dem Kleiderschrank aus Buche haftete.

Der Stoff der Matratze schnitt tief in ihr Fleisch, hart, so dass sie kaum ein Auge zugemacht hatte. Vielleicht deswegen oder wegen der bitteren Wahrheit, welche sie nun heimsuchte.

Sie vergrub die weichen Fingerkuppen in dem flauschigen Stoff der Bettwäsche, fuhr die Nähte langsam entlang.

Sie wusste nicht, was sie tun sollte.

Sie war wie eine Pusteblume, immerzu wankend im Wind, verbreitete sie sich durch die Welt und war jedoch nirgendwo wirklich daheim.

In Hogwarts war ihr Leben in Gefahr.

Zuhause würde sie wieder mit ihrer Familie, ja mit Andromeda, konfrontiert werden und nicht die perfekte Tochter sein, die ihre Eltern doch immer von ihr forderten.

Weder hatte sie nun ein eigenes Anwesen, einen Ehemann, eine Aussicht auf eine Familie oder generell eine halbwegs geordnete Zukunft.

Doch hier gehörte sie auch nicht hin.

Nicht hier in die alten Gemäuer des Herrenhauses, welches sie immer noch zum Fürchten einlud.

Doch an fast all diesen Orten war sie gewesen – mit ihr.

Bellas Magen zog sich zusammen bei dem Gedanken.

Sie hatte alles verloren.

Sie hatte Vater verloren.

Andromeda.

Rodolphus.

Und nun auch ihr Püppchen.

Denn genau dieses wusste mehr über sie, als sie selbst hätte erahnen können.

Sie konnte es sich nicht vorstellen, was sie tun würde.

Regulus – tot, Sirius – von ihr selbst ermordet, ihre eigene Nichte ebenfalls.

Irgendwie fing die junge Black nun an sich vor sich selbst zu fürchten.

Sie wusste, dass Blutsverräter falsch waren und man sie verstoßen müsse, jedoch nicht ermorden.

Immerhin liebte sie sie, da änderte ein Familienstreit nichts dran.

Durch den Wind, welcher sich den Weg durch die Flure bahnte und in ihr Zimmer hinein wehte, wurden ihr ihre dicken Locken ins Gesicht getrieben, wie pechschwarze Tinte legten sie sich langsam über ihre Haut.

Vielleicht sollte sie hier weg. Vielleicht war es besser für ihre Familie, wenn sie fliehen und einen neuen Namen annehmen würde.

Immerhin hatte sie eine Großtante mütterlicherseits in Montpellier und dachte kurzzeitig darüber nach, bei ihr Unterschlupf zu finden.

Ganz weit entfernt, an der Künste, nur sie und ihre Gedanken – und natürlich ihr geliebter Zauberstab, der neben ihr auf dem Nachttisch lag.

Bei diesem Einfall drehte sich die junge Frau langsam auf die Seite.

Jedoch fehlte von ihrer Habseligkeit jede Spur.


Bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, wurde schon die Tür geöffnet.

Bellamione - Ihr geliebtes MonsterWhere stories live. Discover now