Kapitel 50

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Das feine Holz wurde gegen ihr Gesicht gedrückt.

So hastig, dass sie die leichten Einkerbungen auf der Haut spürte.

Sie fühlte das pulsierende Hämmern in ihrer Brust, die Gänsehaut, die sie zu bedecken schien.

Der feine Duft von Lavendelöl wich dem von morschen Möbeln.

Es war beinahe so dunkel, dass sie Probleme hatte, überhaupt etwas zu sehen.

Im Hintergrund waren Stimmen zu erkennen, jedoch klang es dumpf, als hätte jemand ihre Welt in Watte gepackt.

Stimmen, die etwas in ihr aufbrodeln ließen.

Vor wenigen Sekunden hatte sie ihr ihre tiefsten Gefühle gestanden. Die Wahrheit.

Dass sie die Hexe mit dem lockigen Haarschopf liebte und schon war ihr zukünftiger Ehemann herein gestürmt. Die falsche Selwyn war in lauter Panik hinter die Tür gesprungen und lauschte mit einem mulmigen Gefühl im Magen.


„Hast du gerade mit jemandem gesprochen?"
„Natürlich nicht, noch nicht einmal verheiratet und schon muss ich an deinem Verstand zweifeln, Lestrange."
Hallte die forsche Stimme ihrer Freundin durch das Ankleidezimmer.

„Hör auf mich so zu nennen, Bellatrix. In nur wenigen Stunden ist es auch dein Name."

„Ich werde dich immer so nennen, jeden Tag, jede Minute." Sprach sie und schnitt ihm das Wort ab.                                                                                                                                                                                    „Selbst wenn unsere Kinder den selben Namen tragen werden?"

Hermine sah zwar nicht das Gesicht ihrer Freundin, doch sie spürte genau, dass sich Verwunderung in diesem anmahnte.

„Was sprichst du von Kindern, Lestrange? Ich habe nicht vor, zuhause zu sitzen und deine kleinen Biester zu zähmen. Ich habe nicht vor, mit dir eine Familie zu gründen, dein Blut weiterzuvererben."

„Dieses Schicksal gehst du automatisch mit dieser Hochzeit ein."
„Nein, ich gehe eine arrangierte Ehe ein, kein arrangiertes Leben."


„Du wirst dich irgendwann daran gewöhnen, an mich, an unser Haus, an unsere Familie. Du bist eine Frau und das ist deine Aufgabe, das zu akzeptieren, was dein Ehemann dir zuschreibt!"
„Nein." Widersprach sie ihm: „Meine Aufgabe als Frau ist, das wieder zu richten, was ihr Männer vermasselt habt und ganz ehrlich, langsam bin ich müde von all euren Fehlern."

Stille.


Sie brannte sich in Hermines Haut, unter ihre Fingernägel, die sich in das Holz der Pforte hinein bohrten.

„Warum bist du gekommen?"
„Ich sollte dich von deiner Mutter fragen, ob du die Ringe hast."

„Ja, ja, sie liegen auf meinem Gewand an der Stuhllehne. Nimmt Mutter wirklich an, dass ich so wenig auf die Reihe kriege?"

Doch bevor Hermine auch nur ein weiteres Wort hören konnte, wurde die Tür vor ihr erneut zugeschlagen.

Sie stand am Ende des Raumes, starrte in tiefbraune Augen, die sie dort fixierten.

„Geht es dir gut?"
„Wie man es nimmt, Püppchen."

„Durfte er dich überhaupt in deinem Brautkleid sehen?"
„Wie meinst du das?"
„Ich – ich hab mal in Frankreich von Muggeln gehört, dass das so 'ne absurde Tradition ist."

Bella zog einen Mundwinkel hoch und ließ ihre Fingerkuppen durch ihren eigenen Lockenschopf gleiten: „Du bist mir ja Eine, Muggeltraditionen? Seit wann kennst du dich denn damit aus?"
Hermine erwiderte ihr verschmitztes Lächeln: „Teilweise weißt ich mehr, als du annimmst."

Bellamione - Ihr geliebtes MonsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt