89. anders als man denkt

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Apologize - Timberland ft. OneRepublic

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Da ich auch nicht mehr wusste, was ich noch sagen sollte, schwiegen wir beide eine Weile. 

"Du merkst selber wie bescheuert das klingt oder? War es für dich noch früh genug?", war das erste was meine Schwester nach einer Weile sagte. "Nein! War es nicht!", gab ich verzweifelt von mir und fuhr mir mit meiner freien Hand durch die Haare.

"Liebst du sie?", fragte sie nun etwas sanfter. "Ja!" mehr als dieses Wort kam nicht über meine Lippen. Doch es war die Wahrheit. Normalerweise sagt man immer, dass Liebe sich langsam entwickelt. Ich kannte Kathi zwar noch nicht lange, doch während der letzten Tage wurde es mir immer klarer, dass ich mich nicht nur in sie verliebt hatte, sondern sie von Anfang an liebte. Sie hatte mich von Anfang verzaubert. Mit ihrer Stärke und ihrem Mut, aber auch mit ihrer zurückhaltenden und schüchternen Art.

"Merkst du jetzt selber wie dämlich du bist?" riss mich meine Schwester aus meinen Gedanken. 

"Nein, denn es ändert nichts. Was bringt es irgendjemanden von uns, wenn wir andauernd keine Ahnung wie viele tausende Kilometer getrennt von einander sind und uns ggf. über Monate nicht sehen?", gab ich verzweifelt von mir. 

"Das ist doch Schwachsinn. Wenn man etwas wirklich will, wird es immer Mittel und Wege geben!", schimpfte sie nun aufs neue los. "Ach, du hast doch gar keine Ahnung!", wurde nun auch ich sauer. Konnte sie sich nicht um ihren eigenen scheiß kümmern? 

"Du weißt das unser Vater das nur gesagt hat, weil er möchte das du dich voll und ganz auf deine Karriere konzentrierst? Ich weiß das er dir alles was du bisher erreicht hast, ermöglicht hat und das er dein Vorbild ist. Aber hat er dir nie den waren Grund für die Trennung von Mama erzählt? Hat er dir nicht von Anfang an beigebracht, dass man für das kämpfen soll, was man liebt? Ich glaube schon, denn sonst wärst du jetzt nicht dort wo du bist!", sprach sie nun doch etwas ruhiger du mir. 

"Was meinst du mit >dem waren Grund<?", hakte ich nach. "Also an der Entfernung lag es nicht! Aber am besten fragst du ihn selber!", wählte sie ihre Worte mit bedacht. Ich hatte keine Zeit mehr weiter nachzufragen. "Denk über meine Worte nach und tu das richtige!", waren ihre letzten Worte bevor der Display schwarz wurde. 

Da ihre Worte mich stutzig gemacht hatten, stand ich auf und schlüpfte in meine Adiletten, bevor ich auf den Flur trat und das Zimmer von meinem Vater ansteuerte.

***

Ich stand eine gefühlte Ewigkeit vor seiner Tür, bis er mir diese Tür irgendwann verschlafen öffnete. Ohne auf irgendeine Reaktion von ihm zu warten, drängte ich mich an ihm vorbei ins Zimmer. 

"Warum haben Mama und du euch damals wirklich getrennt? Und jetzt sag nicht, dass es wegen der Entfernung war! Ich weiß das es nicht so ist!", platzte es direkt aus mir heraus. Zwar waren meine Worte nicht ganz ehrlich, doch ich wusste nicht wie ich es sonst ansprechen sollte. 

"Wie kommst du jetzt darauf? Weißt du eigentlich wie spät es ist? Warum schläfst du nicht?", fragte er mich verwirrt. Doch im Moment machte mich seine Art und Weise einfach nur wütend. Warum genau konnte ich nicht mal sagen, doch irgendwas hatten Victorias Worte in mir ausgelöst. 

"Beantworte mir doch einfach meine Frage!", forderte ich ihn auf. Verlegen kratzte er sich im Nacken und versuchte meinen Blick auszuweichen. "Es geht dich eigentlich überhaupt nichts an, aber können wir da nicht morgen in Ruhe drüber sprechen?", antwortete er nun doch mit fester Stimme. Von seiner Verlegenheit von eben war nichts mehr zu bemerken. "Nein, können wir nicht! Und es geht mich sehr wohl was an! Schließlich geht es hier um dich und Mama!", schrie ich ihn jetzt fast an. 

Kurz blitzte Überraschung in seinen Augen auf. Auch ich war von meiner eigenen Reaktion überrascht, da ich mich nicht erinnern konnte jemals die Stimme gegenüber meinem Vater erhoben zu haben. "Wie redest du eigentlich mit mir? Ich bin immer noch dein Vater und vergiss nicht was du mir alles zu verdanken hast!", schrie nun auch er, nachdem er sich gefangen hatte. 

"Doch das weiß ich und dafür bin ich dir auch sehr dankbar! Doch nun sag mir endlich die Wahrheit!" mir war egal wer unseren Streit alles mitbekommen würde und das wir die anderen Gäste in ihren Zimmern wahrscheinlich aus ihrem Schlaf rissen. Zum ersten Mal in meinem Leben zweifelte ich an dem Verhalten meines Vaters. 

"Mein Gott... Ich habe sie betrogen und damit kam Sophie nicht klar!", sprach er in einer so abfälligen Tonlage, dass die Wut in mir überkochte. "Wer kommt denn schon damit klar betrogen zu werden? Ist das dein scheiß ernst? Ich habe dir geglaubt! Weißt du was ich wegen deiner Worte aufgegeben habe?" ich glaube, nun war das ganze Hotel wach so laut wie ich war, doch das war mir egal. "Was hast du denn aufgegeben? Deinen Groupie? Max, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass das lange funktioniert hätte!", lachte er mir ins Gesicht. "Sie ist kein Groupie! Sie wusste ja nicht mal wer ich war als ich sie kennengelernt habe. Wegen deiner Worte habe ich meine Aussicht auf meine kleine eigene Familie kaputt gemacht!", Tränen der Wut schossen mir in die Augen. 

Sprachlos sah Jos mich an. Bevor ich noch irgendwas hätte tun können, was ich nachher bereute, lief ich auf seine Zimmertür zu. Anscheinend war mein Vater erstmal so perplex, dass er nichts mehr sagte. Ich hatte die Türklinke schon in der Hand als ich mich nochmals zu ihm umdrehte. "Ich möchte nicht das du mich mit nach Austin begleitest! Und solltest du das nicht akzeptieren werde ich dafür sorgen, dass du den Paddock nie wieder betreten wirst, solange bis ich es wieder möchte!" nach diesen Worten öffnete ich die Türe und lief schnellen Schrittes über den Flur in mein Zimmer, denn nun hatte ich nur noch ein Ziel. 

Ich würde um Kathi kämpfen. Ich würde für das kämpfen was ich liebte in der Hoffnung, dass es dafür noch nicht völlig zu spät war.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now