65. Arschloch

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Max Sicht

Wie erstarrte stand ich vor Kathi, in meinem Kopf ein einziges Chaos. Als Victoria mir von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, freute ich mich richtig darauf Onkel zu werden. Doch wollte ich so früh schon selber Vater werden? 

Schlussendlich sollte jedem bewusst sein, dass kein Vergütungsmittel zu 100 % sicher ist. 

In Kathi's Augen sammelten sich erneut Tränen. So gerne würde ich sie jetzt in den Arm nehmen um sie zu beruhigen, doch ich konnte mich nicht bewegen. "Kathi, ich weiß nicht...", setzte ich an, wusste aber eigentlich gar nicht was ich sagen sollte. Doch das war in dem Moment auch egal, da Kathi sich plötzlich in Bewegung setzte und aus dem Wohnzimmer rannte. 

Ich sah ihr nicht hinterher. Immer noch stand ich wie erstarrt vor der Terrassentür und auf den Punkt, an welchem Kathi bis eben noch stand bzw. schaute ich jetzt in den Regen hinaus. 

Erst ein Auto welches mit quietschenden Reifen am Haus vorbeifuhr holte mich in die Realität zurück. Nun rannte ich ebenfalls zur Haustür. Ich wollte Kathi davon abhalten zu fahren, doch ich war zu spät. Ich sah nur noch die Rücklichter ihres Audis welche von der Einfahrt auf die Straße bogen. 

Ich weiß nicht wie lange ich einfach nur in der Haustür stand, bevor ich zurück ins Wohnzimmer ging und mich auf das Sofa sinken ließ. Was hatte ich nur getan? Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare.

Was sollte ich jetzt nur tun?

Sie war immer ehrlich zu mir gewesen und ich hatte ihr mehr oder weniger unterstellt mich betrogen bzw. mit einen anderen geschlafen zu haben. Ich war so ein Idiot. Sie war die erste seit langen, die nicht wusste wer ich war als wir uns kennen gelernt haben. Sie lernte mich so kennen, wie ich wirklich war. 

Aber auch als Sie herausfand, was ich beruflich mache, akzeptierte sie meinen Job und all das was dieser mit sich brachte und ich fühlte mich wohl bei ihr. Ich bewunderte sie. Für ihren Lebenswillen und ihre Stärke. Sie hatte seit Jahren keine richtige Familie mehr. 

Ihre Freundschaft zu Marius war einzigartig, doch eine Familie ersetzte sie nicht. 

Zu einer Schwangerschaft gehörten immer noch zwei Personen und ich verhielt mich hier wie das letzte Arschloch. Verzweifelt raufte ich mir immer wieder die Haare. Wollte sie das Kind überhaupt behalten? Wo war sie hingefahren? War es so gut sie in diesem Zustand fahren und alleine zu lassen? 

Ich wusste es nicht.

Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und rief sie an. Ich wollte mit ihr reden. Wissen wo sie war und ihr sagen, dass sie zurückkommen soll, damit wir reden können. Doch als das Freizeichen erklang, hörte ich es aus der Küche klingeln. Hatte sie es nicht mitgenommen?

Schnell stand ich auf und ging in die Küche. Auf der Theke rutschte ihr Handy durch die Vibration immer weiter Richtung Kante. Anscheinend war ich so in Gedanken gewesen, dass ich erst bemerkte das ich noch nicht aufgelegt hatte, als die Mailbox ansprang.

Geknickt ging ich zurück ins Wohnzimmer. Was sollte ich jetzt tun?

***

Als ich hörte wie die Haustür ins Schloss fiel, sprang ich auf. "Kathi?", rief ich fast verzweifelt als ich aus dem Wohnzimmer eilte. Als ich in den Flur einbog stand Marius vor mir. Dieser wusste anscheinend direkt was los war, denn er sah mich verärgert an. 

"Wo ist sie?", presste er zwischen den Zähnen hervor. Seine grünen Augen blitzten vor Wut. "Ich weiß es nicht!" Meine Stimme erkannte ich selber kaum wieder, so leise und geknickt klang sie. "Was hat sie dir gesagt?" Marius wurde immer lauter, doch das konnte ich ihm nicht verübeln. "Alles!", war das einzige was ich darauf antworten konnte. 

Marius ging an mir vorbei in die Küche. Nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Küchentresen auf dem immer noch Kathi's Smartphone lag. Langsam folgte ich ihm. Er war der einzige der vielleicht eine Ahnung hatte, wo Kathi sein könnte. 

Als ich zu ihm trat hielt er sich sein Handy ans Ohr, legte aber direkt wieder auf, als es neben ihm anfing zu klingeln. "Warum hat sie es nicht mitgenommen? Was ist hier passiert?", wollte er nun etwas ruhiger von mir wissen. Ich wusste das mir nichts anders übrig blieb, als ihm alles zu erzählen und das war auch ok. Wenn Kathi mich nicht mehr sehen wollte, dann konnte zumindest Marius für sie da sein. 

"Ich weiß das ich mich wie das größte Arschloch verhalten habe! Aber ich war überfordert!", versuchte ich mich zu rechtfertigen nachdem ich ihm unser Gespräch geschildert hatte. "Und das bist du jetzt nicht mehr?", hakte Marius nach. 

Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben, denn er wirkte nicht mehr ganz so verärgert. "Nein... Doch... Mann... ich habe keine Ahnung!" Wieder raufte ich mir die Haare. Ich brauchte gar nicht in den Spiegel zu sehen um zu wissen, dass diese mittlerweile in alle Richtungen abstanden. Fragend blickte Marius mich an. "Das einzige was ich weiß ist, dass ich für Kathi da sein möchte und wir das gemeinsam schaffen werden. Egal wo der Weg hinführt!", gab ich ehrlich zu. Marius nickte, bevor er sein Bier leerte und aufstand. 

"Ich hab eine Idee wo sie sein könnte!", informierte er mich zuversichtlich. Schnell zog ich mir meine Schuhe an, bevor ich ihm zu seinem Auto folgte.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Kde žijí příběhy. Začni objevovat