66. Ruhe

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Kathi's Sicht

Wie aus weiter Entfernung nahm ich eilige Schritte wahr. 

Nachdem ich mich auf dem Parkplatz des Reitstall wieder gefunden hatte, war ich zu Vita gegangen und hatte mich in ihre Box gesetzt. Vita fraß in Ruhe ihr Heu weiter. Ich wollte alleine sein und nachdenken. Doch weit war ich mit meinem Vorhaben nicht gekommen. Als die Anspannung des Tages ein wenig von mir abfiel, ließ ich meinen Kopf gegen die Boxenwand sinken und schloss die Augen. 

Als die Boxentür geöffnet wurde, schreckte ich hoch. 

Marius hockte sich zu mir. "Ist alles gut bei dir? Wir haben uns Sorgen um dir gemacht!" Als er >Wir< sagte, schaute ich über seine Schulter zur Boxentür. Ein kleiner Funke Hoffnung rührte sich in mir, welcher jedoch direkt wieder erlosch als ich Max nicht sah. "Er wartet im Auto.", sagte Marius ruhig als er meinen suchenden Blick bemerkte und strich mir sanft über die Wange. Ich schaute ihm in die Augen, welche seine Erleichterung widerspiegelten. 

Aufmunternd lächelte er mich an und reichte mir seine Hand. Ich legte meine in seine und er zog mich mit sich auf die Beine. Marius legte mir seinen Arm um die Schultern und zog mich an seine Seite. 

Gemeinsam verließen wir Vita's Box und gingen Richtung Parkplatz. Das es weiterhin regnete nahm ich gar nicht richtig war, als das Auto in Sichtweite kam und die Beifahrertür sich öffnete und Max aus stieg blieb zögernd stehen und mein Herzschlag beschleunigte sich. 

Ich wusste nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Seine Reaktion hatte mich verletzt. Dachte er wirklich, dass außer ihm noch jemand anderes als Vater in Frage kommen könnte. Glaubte er mir echt so wenig? Dachte er wirklich so schlecht von mir. Er wusste alles von mir und trotzdem dachte er so über mich? Doch auf all diese Fragen wusste ich keine Antwort. 

Wie würde es mit uns weitergehen? Wollte er überhaupt das es weiterhin ein uns gab? Wollte ich das? Aber eigentlich wurden all diese Fragen von einer einzigen anderen überschattet. Was würde aus unserem Kind werden? War ich überhaupt bereit dafür?

Vorsichtig zog Marius mich weiter. Max hatte sich auf mein zögern hin, kein Stück bewegt. Er stand immer noch in der offenen Beifahrertür und sah mich an. Ich glaubte so etwas wie Erleichterung in seinen Gesichtszügen zu erkennen. Doch sicher war ich mir nicht. Kurz vor dem Auto löste Marius sich von mir. 

"Gibst du mir deinen Autoschlüssel?" Kurz fragte ich mich, was er damit wollte, doch eigentlich war mir im Moment egal was er damit vorhatte. Kommentarlos holte ich diesen aus meiner Hosentasche. "Ich gebe ihn Max, damit er deinen Wagen nach Hause fahren kann.", erklärte mi mein bester Freund und ging zu Max, welcher sich immer noch keinen Zentimeter bewegt hatte. 

Kurz redeten sie miteinander, aber ich verstand kein Wort. Als Max sich abwandte und zu meinem Auto lief, bedeutete mir Marius das ich mich auf den Beifahrersitz setzten sollte. Er schloss die Tür als ich eingestiegen war und ich lehnte meinen Kopf müde gegen das Seitenfenster. Während der Fahrt herrschte eine unangenehme Stille, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte.

"Möchtest du mit ihm reden?", durchbrach Marius kurz bevor wir zuhause ankamen, die Stille. Kurz dachte ich über seine Frage nach, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern, denn ich hatte keine Ahnung ob es es wollte. 

"Mensch Kathi, jetzt sag doch bitte mal was! Seitdem ich bei dir bin, hast du kein Wort gesagt!", leichte Verzweiflung war aus seinen Worten herauszuhören. "Ich weiß es nicht!", wisperte ich leise. Ich traute meiner Stimme nicht.

"Er bereut seine Worte und seine Reaktion!", versuchte er mir zu erklären. Ich hob meinen Kopf von der Scheibe und sah ihn an. Doch bevor ich etwas darauf erwidern konnte, waren wir schon zuhause und Marius stellte grade den Motor ab. Langsam griff ich nach dem Türgriff, öffnete die Tür und stieg aus. 

Max hatte meinen Audi ebenfalls abgestellt. Als ich zu ihm sah wirkte er verunsichert, so wie er neben dem Auto stand und auf den Boden starrte. Seine Haare waren nass und standen wirr von seinem Kopf ab. Anscheinend war er sich schon öfter mit den Händen dadurch gefahren. Er hob seinen Kopf und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen wirkten dunkler als sonst und ich konnte Reue darin erkennen. Schnell wandte ich meinen Blick ab und trottete langsam Richtung Haus.

Nachdem ich mir meine Schuhe ausgezogen hatte, ließ ich mich auf das Sofa fallen und zog meine Knie, soweit wie es der Schmerz zuließ, an meinen Körper. In meinem Kopf kreisten die Gedanken wie in einem Karussell. Doch kein einziger ließ sich richtig greifen. Marius hatte eine Wasserflasche vor mir auf dem Tisch platziert. Nun hockte er vor mir und sah mich stumm an. 

Als ich eine Bewegung im Augenwinkel bemerkte, sah ich auf. 

Max stand unschlüssig im Durchgang und sah uns an. Ich sah wieder zu Marius und konnte die unausgesprochene Frage in seinen Augen erkennen. Er wollte wissen, ob ich mit Max reden wollte und ob er uns alleine lassen sollte. Unschlüssig nickte ich leicht. Sicher war ich mir noch nicht, aber irgendwann musste ich eh mit ihm sprechen. Das war mir klar. Und warum sollte ich es dann aufschreiben. 

Marius stand auf und verließ das Wohnzimmer. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Als er an Max vorbei ging, klopfte er ihm aufmunternd auf die Schulter.

 Nun blieb mein Blick an Max hängen. Sein Blick lag auf mir, doch es dauerte etwas bis er sich in Bewegung setzte. 

Mit etwas Abstand zu mir ließ er sich auf dem Sofa nieder.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now