75. Samstag

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Max Sicht

Die letzten beiden Tage waren zum Glück sehr ruhig. Das Training lief zwar immer noch nicht so gut wie ich es wollte, aber eigentlich war es auch egal. Heute würde ich mit einem neuen Motor ins Qualifiyng gehen und somit morgen aus der letzten Startreihe starten, doch irgendwie zog es mich nicht so sehr runter wie die Male zuvor. 

Kathi hatte die letzten Tage hauptsächlich mit Arbeiten verbracht und hatte mich nicht an die Rennstrecke begleitet, aber das war in Ordnung für mich. Ich freute mich jedes Mal darauf, wenn ich zurück im Hotel und bei ihr war. 

Jetzt lag sie neben mir im Bett und schlief noch. Sie sah so zufrieden aus. Ihre Haare lagen wild um sie verteilt auf dem Kopfkissen und trotzdem sah sie aus wie ein Engel. Das Veilchen auf ihrer Wange war fast verheilt. Es war nur noch ein heller grüner Schatten zu erkennen. Nur die kleine Narbe würde noch länger zu sehen sein bis sie verblassen würde. 

Die letzten beiden Abende hatten wir mit den anderen zusammen in der Bar oder in einem der Zimmer der anderen mit Gesellschaftsspielen oder Zocken an der Playstation verbracht und ich hatte das Gefühl, dass sie sich langsam wohler in der Gruppe fühlte. 

Am Donnerstag hatte ich die anderen gebeten, Kathi nicht zu mit Fragen zu ihrer Person zu bombardieren. Auch wenn ich wusste, dass sie alle wissen wollten warum nicht, nahmen sie es so hin und taten mir diesen Gefallen.

Ich weiß nicht wie lange ich Kathi bei schlafen schon zugesehen hatte, doch gleich würde ich aufstehen müssen um pünktlich auf der Strecke zu sein. 

Ein lautes klopfen an der Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken schrecken und auch Kathi wurde langsam wach. Erst wollte ich es ignorieren, doch das klopfen hörte einfach nicht auf. Genervt stöhnte ich auf und hievte mich aus dem Bett. "Wer ist da?", murmelte Kathi verschlafen und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht. "Auf jeden Fall jemand, der gleich was erleben kann.", antwortete ich genervt und öffnete im selben Moment die Tür. 

"Guten Morgen!", rief Victoria fröhlich und drückte sich an mir vorbei ins Zimmer. "Hab ich euch geweckt?", fragte sich gespielt überrascht, fing aber im selben Moment an zu kichern. Ich schloss die Tür und ging zurück zum Bett. Kathi hatte sich im Bett aufgesetzt und sah verwirrt zu mir. Ich konnte jedoch nur mit den Schultern zucken und sah zu meiner Schwester. "Kommt ihr mit zum Frühstück? Ich habe mega Hunger!", fragend sah sie erst zu mir und dann zu Kathi. "Ich geh nur kurz ins Bad, dann komme ich mit." mit diesen Worten stand Kathi auf und lief zum Badezimmer. 

Victoria setzte sich auf den Stuhl vor dem kleinen Tisch, welchen Kathi zum arbeiten nutzte. "Hättest du mir nicht einfach schreiben können das du da bist und wir hätten uns in der Lobby getroffen?", fragte ich etwas vorwurfsvoll. Ich hätte Kathi gerne ausschlafen lassen. 

"Hat Vater sie schon kennengelernt?", kam die Gegenfrage, ohne auf meine Frage einzugehen. "Nein, noch nicht.", antwortete ich knapp. Unser Vater war gestern erst angekommen und da er in einem anderen Hotel untergekommen ist, waren die beiden sich noch nicht begegnet. 

"Wie geht es dir und dem Nachwuchs?" wechselte ich das Thema, da wir beide wussten, dass das Aufeinandertreffen der beiden etwas komplizierter werden wird. Jos war der Überzeugung, dass eine Frau in meinem Leben nur Ablenkung für mich wäre. Es hatte eine Ewigkeit gedauert bis er damals Julie ansatzweise akzeptiert hatte. 

Bevor Victoria auf meine Frage antwortete, sah sie Richtung Badezimmertür. Im Bad lief noch das Wasser was sie davon überzeugte, dass Kathi noch etwas braucht. "Uns geht es gut, meine Frauenärztin ist bisher sehr zufrieden. Und Mama weiß auch schon bescheid." Ihre Augen strahlten und sie schien glücklich zu sein. "Was hat sie dazu gesagt?", hakte ich nach, da im Bad immer noch das Wasser lief. "Ich glaube, dass was alle Mütter sagen. Sie wäre froh gewesen, wenn sie nicht so früh Oma werden würde, aber sie hat sich trotzdem gefreut." 

Ich machte zwei Schritte auf sie zu und schloss sie in die Arme. Was würde ich nur dafür geben, dass sie öfters am Wochenende dabei sein könnte. Manchmal wünschte ich mir, dass wir in unserer Kindheit mehr Zeit miteinander verbracht hätten. 

Wie gerne hätte ich ihr jetzt von Kathi's Schwangerschaft erzählt, doch ich tat es nicht. Denn ich wusste, dass es Kathi's Entscheidung war, wem wir wann davon erzählen würden.

***

Im Speisesaal setzten wir drei uns an den Tisch, an dem wir die letzten Abende mit den anderen zusammen gegessen hatten, welche auch nach und nach zu uns stießen. Pierre und Charles freuten sich Victoria mal wieder zu sehen, denn das letzte Mal war eine Weile her. Wir lachten viel und von der Anspannung die ich sonst immer vor der Quali und dem Rennen verspürte, war nichts zu spüren. Es war schön Kathi und Victoria bei mir zu haben. 

Nach dem Essen machten wir uns auf den Weg zur Strecke. In der Boxengasse wuselten schon alle Mechaniker herum. Als wir meine Box betraten, ließ ich meinen Blick kurz umher schweifen und entdeckte direkt meinen Vater, welcher sich mit einem Mechaniker am unterhalten war. 

Ein Stück von den beiden entfernt entdeckte ich Julie, welche sich mit Christian am unterhielt und ein Klos bildete sich in meinem Hals. Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und ging auf meinen Vater zu, der sein Gespräch unterbrach, als er uns bemerkte. 

"Max, gut das du da bist. Wir waren uns grade über die Motoreinstellungen deines Boliden am unterhalten!", empfing er uns, wobei er  Victoria wie immer, mehr oder weniger, ignorierte und Kathi auch keine Beachtung schenkte. "Hallo Vater!", begrüßte ihn Victoria mit einem genervten Unterton in der Stimme. Ich konnte es ihr nicht verdenken, dass sie so reagierte. Jos schaute kurz in ihre Richtung, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. Er wollte grade wieder anfangen mir irgendwas zu erklären, da unterbrach ich ihn. 

"Das ist Kathi, meine Freundin!", stellte ich sie ihm vor, während ich sie an meine Seite zog und ihr meinen Arm um die Taille legte. Kurz ruhte sein Blick auf mir, bevor er Kathi von oben bis unten musterte. Sein abschätziger Blick dabei entging mir nicht. Es nervte mich, dass er so reagierte und sein arrogantes auftreten machte mich wütend. 

"Schön dich kennen zu lernen. Ich hoffe du bist keine zu große Ablenkung für Max!", waren seine einzigen Worte an sie, bevor er sich wieder von uns abwandte. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Victoria, welche augenscheinlich das selbe dachte wie ich. 

Kathi hatte sich die ganze Zeit über keinen Zentimeter bewegt und schon gar nichts gesagt. Als ich ihr ins Gesicht sah, konnte ich ihre Sprachlosigkeit, aber auch Furcht in den Augen erkennen. "Er ist eigentlich ganz in Ordnung!", versuchte ich das Verhalten meines Vaters zu entschuldigen, während ich sie mit beiden Armen an mich zog und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. 

"Max, kommst du bitte her.", rief mir Christian von der hinteren Seite der Garage zu. Widerwillig löste ich mich von Kathi und ich war froh, dass Victoria bei ihr war.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon