2. Überraschung

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Wahre Freundschaft - Harris & Ford

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"Wie lange wartest du schon?" fragte ich Marius, der den Wohnwagen bereits ausgerichtet und aufgestellt hatte und grade dabei war das Vorzelt aufzubauen. "Seit knapp 30 Minuten.", war seine knappe Antwort. Verwundert über seine schlechte Laune, ließ ich ihn alleine und kümmerte mich um meine Sachen. 

Nachdem ich ein Stück Wiese für Vita abgesteckt und den Wassertrog befüllt hatte, half ich Marius bis alles aufgebaut, ausgeräumt und aufgestellt war.

*** 

Etwas geschafft, saßen wir wenig später in der warmen Abendsonne und tranken gemütlich unser wohlverdientes Bierchen. Dabei beobachtete ich Vita, wie sie wie eine bekloppte, bockend über die Wiese sprang. 

Marius war sehr schweigsam. Doch nachfragen wollte ich nicht... noch nicht... Denn wenn er reden wollen würde, dann würde er es von selber ansprechen. Das war die letzten Jahre bei  uns schon immer so gewesen... auch wenn einer bemerkte, dass den anderen etwas bedrückte, so drängte keiner von uns den anderen es zu sagen, bis er selber dazu bereit war. Schlussendlich erzählten wir uns jedoch immer alles... auch wenn es manchmal etwas Zeit bedurfte.

Da wir nichts an Lebensmittel mitgenommen hatten, machten wir uns nach der kleinen Pause auf den Weg zum nächsten Supermarkt. 

Nachdem wir zurück am Camper waren und alle Lebensmittel verstaut hatten, fing Marius an zu kochen. Da meine Kochkreationen meistens ungenießbar waren und mir gesagt wurde, dass man nicht jeden Tag von Tiefkühlpizza leben kann... wo ich immer anderer Meinung zu bin..., kochte Marius fast immer für uns beide bzw. grillten wir im Sommer fast jeden Tag. 

Während Marius also im Vorzelt unser gemeinsames Abendessen zubereitet, ging ich in den Wohnwagen um einen kleinen Umschlag aus meinem Koffer zu holen. Marius sein Geburtstag ist zwar schon ein paar Monate vorbei und damals hat er auch schon ein Geschenk von mir bekommen, jedoch hatte ich noch eine Überraschung für ihn besorgt.

Mit dem Umschlag in der Hosentasche trat ich wieder raus in das Vorzelt, ebenfalls bepackt mit Tellern und Besteck um den Tisch zu decken. "Wird ja auch mal Zeit, dass du auch was zum Abendessen beiträgst." Während Marius dies sagte, drehte ich mich zu ihm um und sah in seine mehr als genervte Miene. "Sag mal, hab ich dir irgendwas getan oder warum hast du so schlechte Laune?", fragte ich ihn nun doch, da er seine schlechte Laune nicht an mir auslassen sollte. 

Er kam mit einer Pfanne in der Hand zu mir an den Tisch und stellte diese auf den Untersetzer. Es gab Bratkartoffeln mit Leberkäse und Spiegeleier. Es duftete herrlich. Also setzten wir uns beide und beluden unsere Teller mit essen, bevor er das Gespräch mit mir suchte. 

"Nein, hast du nicht.", fing er an zu erzählen und holte einmal tief Luft. "Erinnerst du dich noch an Laura?" fragte er. Dabei schob er sich eine Gabel voll mit essen in den Mund. "Die von der letzten Party? Dein letzter One-night-Stand, welcher mir am nächsten Morgen halb nackt in der Küche begegnet ist?", fragte ich leicht überrascht und zog dabei beide Augenbrauen hoch. "Genau die. Nur war sie nicht nur ein One-night-Stand. Da lief die ganze letzte Zeit etwas. ", fuhr er weiter fort und stocherte in seinem essen herum. Ungläubig schaute ich Marius an. Auch wenn er ein Frauenmagnet war, hatte er die letzten 3,5 Jahre keine ernsthafte Beziehung mehr. Nicht, weil er es nicht wollte. Viele Frauen kamen einfach nicht damit zurecht, dass er für seine Arbeit und mit Ende 20 auch noch mit mir in einer WG lebte. "Vorgestern war ich das letzte Mal bei ihr und wir haben viel geredet. Als ich ihr dann sagte, dass wir beide die nächsten zwei Wochen im Urlaub sind darfst du drei mal raten, wie sie reagiert hat? ", beendete er seine Erzählung und sah mich bedrückt an.

Das er immer wieder Ärger wegen unseres zusammenwohnens mit irgendwelchen Frauen hatte, tat mir sehr leid für ihn. Aber so egoistisch wie ich war, wollte ich an meiner Wohnsituation nichts ändern. Meine Freundschaft zu Marius war nun mal das beste was mir seit Jahren passiert war und er war bislang der einzige, der alles über mich wusste.

Da ich nicht wusste was ich dazu sagen sollte, zog ich wortlos den Umschlag auch meiner Hosentasche und legte diesen vor Marius auf den Tisch. 

"Was ist das?", fragte er mich leicht irritiert und nahm den Umschlag in die Hand. "Eine kleine Überraschung für dich, da du trotz unserer Startschwierigkeiten immer für mich da warst und es auch immer noch bist.", breit grinsend sah ich ihn an. Ich wusste, dass er sich darüber freuen würde. Trotzdem war ich auf seine Reaktion gespannt.

Langsam öffnete er den Umschlag und zog die Karten heraus, welche ich besorgt hatte. Ungläubig sah er mich an. "Ist das dein Ernst? Du bist doch echt bekloppt! Das kann ich nicht annehmen!", sagte er eher nüchtern als begeistert. 

"Doch, dass kannst du. Ohne dich hätte ich die Zeit nach meinem Einzug bei dir nicht so gut überstanden. Du warst immer für mich da, hast mich versucht aufzumuntern und das auch meistens erfolgreich geschafft. Du hast mich zu der Therapie überredet, ohne welche ich jetzt wahrscheinlich nicht mit dir hier sitzen würde. Und für das alles bin ich dir so unendlich dankbar!", versuchte ich ihm die Hintergründe meines Geschenkes zu erläutern. 

Langsam stand er auf und kam auf mich zu. Er zog meinen Stuhl nach hinten und zog mich an den Armen nach oben, so dass ich vor ihm stand. Lächelnd sah er mich an, legte mir die Arme um meine Taille und drückte mich gegen seine Brust. Ich liebte seine Umarmungen, auch wenn es lange gebraucht hat, bis ich diese zulassen konnte. 

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt